Tansania: Neuer Lehrgang zu Theologie, Gender und Leitungsverantwortung
Tumaini University Makumira will Erbe der madagassischen Theologin Hélène Ralivao bewahren
ARUSHA, Tansania/GENF (LWI) – Sechzehn Frauen und Männer aus verschiedenen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in ganz Afrika haben einen neuen Lehrgang zum Thema Gendergerechtigkeit begonnen, der in Erinnerung an die madagassische Theologin und Pionierin Hélène Ralivao aufgelegt wurde. Der Lehrgang zum Thema „Theology, Gender Justice and Leadership Education“ (TGLE, Theologie, Gendergerechtigkeit und Ausbildung von Führungskompetenzen) wird von der Tumaini University Makumira in Arusha, Tansania, in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT) und dem LWB angeboten.
2021 war mit dem „Hélène Ralivao Fund“ eine Stiftung gegründet und ein zweiteiliges Programm aufgelegt worden, um an das Erbe einer der ersten Theologinnen Madagaskars und einer Frauenaktivistin der Madagassischen Lutherischen Kirche zu erinnern, die 2020 ermordet worden ist. Im Rahmen des Programms werden zum einen direkte Stipendien an Frauen aus LWB-Mitgliedskirchen in Afrika vergeben, die eine Promotion oder ein Masterstudium in Theologie oder der Ausbildung von Führungskompetenzen anstreben.
Zum anderen umfasst das Programm einen am 25. Mai offiziell angelaufenen zweiwöchigen Lehrgang, den der Dekan und die Mitarbeitenden der Theologischen Fakultät der Tumaini University Makumira anbieten. Während der Dauer des Lehrgangs leben die Teilnehmenden zunächst vor Ort. Im Anschluss kehren sie zum Forschen und Schreiben für drei Monate in ihre Heimatländer zurück. Schließlich verbringen sie weitere zwei Wochen in Makumira und am Ende wird das Ergebnis ihrer Arbeit als Material veröffentlicht, das den Kirchen in Afrika und darüber hinaus als Hilfsmittel dienen soll.
Hin zu inklusiveren Kirchen
Die LWB-Programmreferentin für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung, Pfarrerin Dr. Marcia Blasi, ist für den offiziellen Start des Programms nach Arusha gereist. „Es war eine große Freude und Ehre, an der offiziellen Zeremonie zum Start des Lehrgangs teilzunehmen und mit den Teilnehmenden über das ‚Grundsatzpapier: Gendergerechtigkeit im LWB‘ zu sprechen“, sagte sie. „Die Erfahrungen und Berichte über Genderungerechtigkeit, die die Teilnehmenden mitgebracht haben, haben uns die vielen Herausforderungen aufgezeigt, die vor uns liegen. Es ist an der Zeit, Glaubensvorstellungen zu destruieren, die Schmerz und Leid verursachen, und an ihrer Stelle ein neues Verständnis und neue Vorstellungen zu entwerfen und zu formulieren, die ein vollumfängliches Leben für alle fördern“, betonte sie.
Die Regionalreferentin des LWB für Afrika, Pfarrerin Dr. Elieshi Ayo Mungure, die ebenfalls an der Veranstaltung teilgenommen hat, fügte hinzu: „Das Programm lehrt Kompetenzen und Fertigkeiten, die es den Teilnehmenden ermöglichen, Probleme und Herausforderungen in ihren jeweils eigenen Kontexten zu analysieren und herauszufinden, wie nachhaltige Veränderungen und Wandel herbeigeführt werden können – auch in den Leitungsstrukturen ihrer Kirche.“
Der Lehrgang umfasst sechs Module zu Themen wie Sensibilisierung für Gendergerechtigkeit in der Kirche und die Umsetzung von Grundsätzen zu Gendergerechtigkeit dort, Bibelwissenschaft, Führungskompetenzen und Gender-Analysen und auch Forschungskompetenzen und Aktionspläne. Die Führungsverantwortung in den lutherischen Kirchen in Afrika liegt weitestgehend in den Händen von Männern, selbst in jenen Kirchen, die auch Frauen ordinieren.
Das Ziel der einzelnen Stipendien und des neuen Lehrgangs ist es, Frauen und Männer zuzurüsten, größere Inklusivität in den Führungsebenen und Entscheidungsgremien der Kirchen in der gesamten afrikanischen Region zu gewährleisten. Pfr. Dr. Chad Rimmer, der LWB-Programmreferent für Identität, Gemeinschaft und Bildung, erklärte: „Ausgrenzung, Marginalisierung und Gewalt aufgrund des Geschlechts und des sozialen Geschlechts ist eine Form von Gewalt gegen den Leib Christi und das Ebenbild Gottes, das ein jeder Mensch ist.“
Das neue Programm des „Hélène Ralivao Fund“, so sagte er weiter, „gibt den Teilnehmen theologische und biblische Instrumente und Forschungswerkzeug an die Hand und rüstet die Frauen und Männer zu, die Systeme der patriarchalen Macht in Gemeinschaften der Liebe zu verwandeln, die alle Menschen schützen. Es geht hier um die Frage, ob die Kirche das Evangelium verkündigen kann und es uns gelingt, den Versöhnungsdienst Christi praktisch zu leben. Und es geht auch um das Leben unserer Schwestern, Brüder und Kinder, die unserer Fürsorge anvertraut sind.“
LWF/P. Hitchen