Hélène Ralivao-Stiftung vergibt erste Stipendien an Frauen in Afrika
Vermächtnis zur Förderung von theologischer Ausbildung und Entwicklung von Führungskapazitäten
GENF, Schweiz (LWI) – Das Erbe von Hélène Ralivao, einer Pionierin unter den Theologinnen der Madagassischen Lutherischen Kirche (MLK), wird durch ein neues Programm weiterleben, das sich der theologischen Ausbildung von Frauen und der Entwicklung von Führungskapazitäten von Frauen in Afrika verschrieben hat.
Im Rahmen einer Online-Veranstaltung am 24. Juni, an der auch die ersten zehn Frauen teilgenommen haben, die ein Stipendium erhalten sollen, hat der Lutherische Weltbund (LWB) die Hélène Ralivao-Stiftung (HRF) offiziell vorgestellt. Die Studierenden, die von der Stiftung unterstützt werden, kommen aus LWB-Mitgliedskirchen in Äthiopien, Kamerun, Madagaskar, Simbabwe und Tansania. Sie alle werden ein Master- oder ein Promotionsstudium im Bereich Theologie oder der Entwicklung von Führungskapazitäten absolvieren. Sie werden an kirchlichen Seminaren oder Universitäten in ihren Heimatländern oder innerhalb der Region Afrika studieren.
Während der Online-Veranstaltung am 24. Juni zollten mehrere Bewerberinnen und Vertreterinnen und Vertreter des LWB Ralivao Anerkennung für ihre Impulse und ihr Engagement für die theologische Ausbildung, Gendergerechtigkeit und die Ermächtigung von Frauen zu mehr Selbstbestimmung. Bedauerlicherweise war die Theologin der MLK im Februar 2020 in Madagaskar umgebracht worden.
„Sie sind die erste Gruppe von Frauen, die aus diesem Stipendienprogramm ein Stipendium erhalten, und wir hoffen, dass Sie voller Elan und Energie sind, die Schranken abzubauen, die Frauen von einer wirklichen Teilhabe in der Kirche Gottes abhalten“, sagte Elieshi Mungure, LWB-Regionalreferentin für Afrika. „Alle Menschen – Frauen und Männer – sind aufgerufen, gemeinsam Dienst zu tun und Führungsrollen mit Würde und Macht auszuüben.“
Systemische Veränderungen fördern
Die Stiftung wird Stipendien für Frauen bereitstellen, die in der LWB-Region Afrika Theologie studieren, und wird Forschung und die Entwicklung von Materialien zu Themen an den Schnittstellen von Theologie, Gender und Führungswirken koordinieren.
Chad Rimmer, LWB-Programmreferent für Identität, Gemeinschaft und Bildung, erläuterte den Zweck der Stiftung: „Für den LWB ist die theologische Ausbildung eine Möglichkeit, systemische Veränderungen hin zu einer vollumfänglichen, wertvollen Teilhabe von Frauen“ in den Leitungsstrukturen der Mitgliedskirchen zu fördern. „Das Ziel ist, die Frauen in den Kirchen zuzurüsten, ihre theologischen, biblischen, konzeptionellen Kompetenzen auszubauen, sie zu mobilisieren, um Wissen zu teilen, und dadurch zum Prozess der Befreiung und der strukturellen Veränderung in der Gesellschaft und der Kirche beizutragen.“
Im LWB war Ralivao als Referentin für das Netzwerk „Frauen in Kirche und Gesellschaft“ (WICAS) in Madagaskar und der in der Region angesiedelten Lutherischen Gemeinschaft in Zentral- und Ostafrika (LUCCEA) tätig und war Mitglied im Beratungsausschuss für theologische Ausbildung in Afrika (ACTEA). Darüber hinaus hat sie ihre Kirche als Delegierte auf den LWB-Vollversammlungen 1997 in Hongkong und 2003 in Winnipeg, Kanada, vertreten.
Charismatische Führungsperson
In ihrem Tribut für Ralivao hat die Stellvertretende MLK-Generalsekretärin Toromare Mananato Ralivao als eine außergewöhnliche Frau „des Glaubens und der Hoffnung“ beschrieben. Sie nannte sie „eine charismatische und tüchtige Führungsperson, die sich engagiert für die theologische Ausbildung von Frauen einsetzte und niemals ihren Traum aufgegeben hat, dass die Madagassische Lutherische Kirche eines Tages auch Frauen ordinieren würde“.
Ralivao war 1974 eine der ersten Studentinnen am Seminar für lutherische Theologie in Fianarantsoa. 1989 schloss sie ihr Studium am Wartburg Theological Seminary in Dubuque, Iowa/USA, mit einem Master of Sacred Theology ab.
Von 1971 bis 1987 hatte sie verschiedene Funktionen in ihrer Kirche in der zentralmadagassischen Region Fianarantsoa inne. Anschließend übernahm sie die Aufgabe der Regionalreferentin und der Schatzmeisterin für die Sonntagsschulen, die Jugendarbeit und die Arbeitnehmervertretung ihrer Kirche und unterrichtete parallel auch noch am theologischen Seminar. Von 1990 bis 2009 war sie die nationale Generalsekretärin der Frauenvereinigung der MLK. Weiterhin war sie neben anderen Funktionen auch noch Generalsekretärin des protestantischen Frauenverbands in Madagaskar und Gründerin einer Frauenkooperative.
Ralivao unterstützte nationale, regionale und globale Kampagnen für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und setzte sich für Waisenkinder und obdachlose Kinder ein. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie 67 Jahre alt und war Mentorin und Direktorin des ILOFAV Berufsbildungszentrum für Frauen, an dessen Gründung sie 1997 beteiligt war.
Die Finanzmittel für die Stiftung kommen von LWB-Mitgliedskirchen und -Partnern.
Von LWB/P. Mumia. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller