Mehr Hilfe für Kasai-Flüchtlinge in Angola nötig

Flüchtlinge aus der DRK im Flüchtlingslager in Lovua (Nordangola). Foto: LWB/C. Kästner

Trotz gekürzter Nahrungsmittelrationen haben Flüchtlinge Angst vor Rückkehr

Dundo, Angola/Genf (LWI) - Die Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo (DRK), die nach dem Ausbruch des Konfliktes in der Region Kasai in Nordangola Zuflucht gesucht hatten, hätten Angst, in ihre Heimat zurückzukehren, erklärte Abrao Mushivi, der Landeskoordinator des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Angola. Sie bestünden darauf, in Angola zu bleiben, auch wenn das Leben in den Flüchtlingslagern aufgrund von Finanzierungslücken immer schwieriger würde,

Fast 1,4 Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben, als es im März des letzten Jahres zum Ausbruch von Gewalt in der Region Kasai in der DRK gekommen war, mehr als 31.000 flüchteten nach Nordangola. Die Geflüchteten berichteten von  Menschenrechtsverletzungen und Greueltaten wie Massenmorden und Verstümmlungen. Häuser wurden niedergebrannt, Dörfer, Schulen und Kirchen zerstört, Frauen und Mädchen vergewaltigt. Nahrungsmittel und grundlegende Versorgungsgüter wurden knapp, wichtige Dienstleistungen wurden eingestellt. Viele Menschen sind traumatisiert und haben Angehörige verloren.

„Ich war kürzlich in unserer Außenstelle vor Ort an der Grenze zwischen Angola und der DRK und in den Flüchtlingslagern in Nordangola. Die Menschen haben sehr deutlich gesagt, dass sie nicht bereit seien, in die DRK zurückzukehren, solange die politische Situation dort nicht stabil sei. Wenn dies nicht der Fall sei, würden sie länger bleiben als erwartet“, sagte Mushivi.

„Die Wortführer der Geflüchteten haben sehr nachdrücklich zu uns gesagt: Sie fragen uns, wann wir gedenken, in unser Heimatland zurückzugehen? Wenn Sie eine Vorstellung davon hätten, welche Bilder wir ständig im Kopf haben nachdem, was wir durchgemacht haben, würden Sie uns das nicht fragen“, erinnert sich Mushivi an die Begegnung mit einer Gruppe von Flüchtlingen im neu erichteten Lovua-Flüchtlingslager. Die Redner seien lautstark mit Rufen und Pfiffen von den anwesenden Bewohnerinnen und Bewohnern des Flüchtlingslagers unterstützt worden.

Finanzierung schwierig

Während die Geflüchteten Angst davon haben, nach Kasai zurückzukehren, fehlt das Geld für ihre Unterstützung in Angola. „Die Nahrungsmittelrationen mussten um 50 Prozent gekürzt werden, was zu einer akuten Nahrungsmittelunsicherheit geführt hat. Außerdem gibt es in den 41 bereits bewohnten Bereichen des Flüchtlingslagers nur unzureichend Wasserversorgung und in den 14 neu eingerichteten Bereichen des Camps keinerlei Wasser- oder Abwasserversorgung. Die Umsiedlung von mehr als 8.500 Geflüchteten, die in umliegenden Gemeinden bis zu 100 km vom Flüchtlingslager entfernt aufgenommen worden waren, in das Flüchtlingslager musste gestoppt werden. Das macht es jetzt noch schwieriger für sie, Hilfsleistungen in Anspruch zu nehmen,“ so Mushivi.

„Unsere Mitarbeitenden stellen zunehmend Mangelernährung bei den Kindern fest. Berichten zufolge bieten junge Mädchen sexuelle Handlungen an, um ein bisschen Geld dazuzuverdienen. Die Flüchtlingsgemeinschaft, aber auch humanitäre Helferinnen und Helfer sowie die angolanische Regierung sind über diese Entwicklungen höchst besorgt“, sagt Mushivi. „Die Finanzierungsprobleme erschweren auch die Überleitung von der Nothilfe hin zu einer größeren Eigenständigkeit der Gemeinschaft.“

Der LWB hat gemeinsam mit anderen lokalen Partnern vor Ort einen ACT-Nothilfeappell für bessere Finanzausstattung herausgegeben [Angola_DRC Refugee emergency assistance in Lovua refugee Settlement-ANG 181 (in englischer Sprache)]

„Wir hoffen, dass die Unterstützung steigen wird, damit wir den Geflüchteten und den Gemeinschaften vor Ort, die diese Menschen aufgenommen haben, besser helfen können. Auch würde wir uns sehr freuen, wenn Sie sich für die Unterstützung der Flüchtlinge stark machen und für Frieden und Stabilität in der DRK beten würden“, sagte der Landeskoordinator des LWB, Mushivi.

Langjähriges Engagement in Angola

Der LWB war einer der ersten humanitären Akteure, die den Flüchtlingen aus der DRK in Dundo (Nordangola) geholfen haben als die Krise im April 2017 ihren Anfang nahm. Er baute das Flüchtlingslager in Lovua auf, errichtete Unterkünfte, stellte Wassertanks und Latrinen auf und ist heute für die gesamte Infrastruktur in Lovua zuständig, zu der eine Solaranlage, ein Transit- und die Gesundheitszentren gehören.
Der LWB ist seit 1986 in Angola präsent, zunächst für Nothilfe während des angolanischen Bürgerkrieges, später in der Hilfe zum Wiederaufbau. Seit dem Friedensvertrag 2002 wurde die Hilfe für Angola in ein langfristiges Entwicklungshilfeprojekt umgewandelt, das sich schwerpunktmäßig für eine integrierte ländliche Entwicklung, die Landrechte und durch den Prozess der Allgemeinen regelmäßigen Überprüfung im Rahmen der Vereinten Nationen für die Einhaltung der Menschenrechte engagiert.