Hilfe für Flüchtlinge aus der DRK benötigt

Eine soeben aus der DRK angekommen Frau wartet in Sebagoro mit ihrem Kind auf den Weitertransport. Der LWB in Uganda leistet direkt vor Ort Flüchtlingshilfe. Foto: Shamim Nalubega, LWB Uganda

Rund 2.000 Menschen flüchten täglich nach Uganda

Kampala, Uganda/Genf (LWI) – Der LWB in Uganda steht an den Auffangstellen für Flüchtlinge bereit, die vor den gewalttätigen Konflikten in der Demokratischen Republik Kongo fliehen. Die Vereinten Nationen stufen diese Notlage inzwischen als kritisch ein.

Die stark gestiegenen Flüchtlingszahlen führen dazu, dass jeden Tag bis zu 2.000 Menschen über die Grenze kommen, die meisten in überfüllten Booten über den Albertsee. Auf der kongolesischen Seite liefern sich Familien einen erbitterten Kampf um Plätze auf den Booten. An einem Tag kamen beispielsweise 37 Boote mit durchschnittlich 50 Menschen an Bord an.

Jesse Kamstra, LWB-Länderreferent für Uganda und Burundi, sah die voll besetzten Boote ankommen.

„Ich stand heute am Ufer des Albertsees und konnte selbst erleben, wie die Neuankömmlinge mit dem Boot aus Ituri in der DRK ankamen, einige mit Kriegsverletzungen. Alle berichteten, dass auf der anderen Seite weitere Menschenmassen auf eine Möglichkeit warteten, nach Uganda zu kommen. Die Anlaufstelle ist total überfüllt, dort warten Tausende von Flüchtlingen.“ 

Im vergangenen Jahr kamen mehr als 48.000 Flüchtlinge aus dem Kongo nach Uganda. In den ersten sechs Wochen des Jahres erreichte nach Angaben der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen UNHCR noch einmal 24.700 das sichere Ufer.

Kamstra sagte, es müsse dringend etwas dafür getan werden, um das Leid dieser Menschen zu lindern, zumal der Zustrom von Flüchtlingen auch in den kommenden Wochen nicht nachlassen werde.

LWB errichtet Latrinenblöcke

Die meisten Neuankömmlinge legen mit ihren Booten in unmittelbarer Nähe des kleinen Fischerdorfes Sebagoro an, dort befindet sich auch eines der drei LWB-Zentren.

In den vier Tagen seit der Ankunft des LWB hat das Team vor Ort acht Einheimische damit beauftragt, im Aufnahmezentrum von Sebagoro Grundkenntnisse in Hygiene zu vermitteln, 20 Latrinenblocks mit jeweils vier Kabinen in Sebagoro und einer anderen Anlaufstelle (Malatatu) gebaut, in Sebagoro eine Beschwerdestelle eingerichtet und Wassertanks aufgestellt.

In der kommenden Woche werden weitere Latrinen gebaut und Wassertanks aufgestellt, weitere Hygiene-Beauftragte eingestellt sowie eine zusätzliche Beschwerdestelle eingerichtet. Planungen für ein Lagerhaus in Malatatu laufen.

Lokiru Yohana, LWB-Regionalkoordinator für Ostafrika und das Horn von Afrika, berichtete, dass der LWB zusätzliches Personal einstellen werde, das sich an vorderster Front um die sozialen Belange und den Schutz der Flüchtlinge kümmert, Aufnahmegespräche führt, Flüchtlinge einstuft und sie weiteren Hilfsmaßnahmen zuführt.

„Wir waren mit die Ersten, die hier vor Ort waren. Der LWB ist auch für die Aufnahme neu angekommener Flüchtlinge aus dem Südsudan und für das Management von Hilfsmaßnahmen in mehreren Bereichen von Flüchtlingslagern in Norduganda zuständig. Das UNHCR arbeitet aufgrund unserer Erfahrung mit uns zusammen.“

Flüchtlinge haben Anspruch auf Grundausstattung

Der LWB stellt zunächst die grundlegende Wasser- und Sanitärversorgung sicher, sorgt für den Schutz der Flüchtlinge und errichtet Notunterkünfte. Personal und Fahrzeuge werden von anderen Programmen abgezogen, um die Krisensituation besser bewältigen zu können.

Der LWB bittet nachdrücklich um finanzielle Unterstützung für seine Hilfeaktionen. Eine Spende von USD 50 reicht aus, um eine Familie mit einem ersten Hygiene-Set und Werkzeugen zum Bau einer Haushaltslatrine auszustatten.

Der LWB-Programmreferent in Uganda, Marvin Wasswa, berichtete, dass der LWB Schutzdienste für die Neuankömmlinge und auch die Menschen in den Siedlungen eingesetzt habe.  „Flüchtlinge verdienen es nicht nur, willkommen geheißen zu werden, sondern auch, in Würde zu leben und Zugang zu allen Grundbedürfnissen des Lebens innerhalb humanitärer Normen zu haben.“

Nach Berichten der Vereinten Nationen ist von den aus Nord-Kivu und Luri stammenden Flüchtlingen zu hören, dass ethnische Gewalt ein verstörendes Ausmaß erreicht habe und dass es immer mehr Angriffe gegen die Zivilbevölkerung und immer mehr Morde und Zerstörung privaten Eigentums gebe.

Nach Aussage der Vereinten Nationen ist ein überladener Kahn bis zu zehn Stunden unterwegs, um über den Albertsee nach Uganda zu kommen, während Motorboote diese Strecke in vier Stunden zurücklegen. Da die Überfahrt etwa 20.000 ugandische Schilling pro Person kostet, ist sie für viele Menschen unerschwinglich.

Tragödie auf dem See

Timothy Gambo musste gemeinsam mit seinem drei Jahre alten Sohn mit seinem Fischerboot aus seinem Heimatdorf Kaafa in der DRK fliehen. Mit an Bord auf dieser Fahrt, die für diese Menschen Friede und Sicherheit in Uganda bringen sollte, waren zwei Brüder und zwei Freunde.

Nachdem die Gruppe fünf Stunden auf dem Albertsee unterwegs war, kenterte das Boot jedoch, und fünf der sechs Flüchtlinge ertranken. „Ich konnte meine Brüder und Freunde nicht retten, ich sah sie ertrinken, als ich mit meinem Jungen auf dem Rücken weiterschwamm. Ich konnte den Jungen nicht halten, er rutschte ab, und ich habe ihn nicht wiedergesehen“, sagte ein verzweifelter Gambo, der nach vier Stunden Schwimmen das Ufer bei Sebargoro erreichte.

Die Neuankömmlinge in Sebagoro werden zunächst mit Bussen zum Kagoma-Aufnahmezentrum in Kyangwali gebracht. In Kagoma werden sie registriert, bevor ihnen Landparzellen in den Gebieten Malembo, Mombasa und Maratatu innerhalb der Kyangwali-Flüchtlingssiedlung zugewiesen werden.