LWB-Generalsekretär besucht Tschad

Bei seinem Besuch im Tschad ermutigte LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge Mitarbeitende des Länderprogramms, traf mit Flüchtlingen und Einheimischen zusammen und diskutierte die anhaltende Flüchtlingsproblematik und vergessene humanitäre Krise, mit denen das Land konfrontiert ist. Foto: LWB/A. S. Daníelsson

Anhaltende Krise erfordert Aufmerksamkeit und innovative Lösungen

N’Djamena (Tschad)/Genf, 22. Dezember 2016 (LWI) – Erstmals hat in der vergangenen Woche mit Pfr. Dr. Martin Junge ein Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB) das Länderprogramm der Kirchengemeinschaft im Tschad besucht. Im Rahmen der Reise lernte er Orte kennen, an denen der LWB aktiv ist, ermutigte Mitarbeitende, traf mit Flüchtlingen und Einheimischen, in deren Umfeld Flüchtlinge angesiedelt sind, zusammen und trug dazu bei, weltweit Bewusstsein zu schaffen für die anhaltende Flüchtlingsproblematik und die vergessene humanitäre Krise in dem zentralafrikanischen Land.

Begleitet wurde Junge von Susan Muis, bei LWB-Weltdienst zuständig für die Koordination der Programme in Zentralafrika, Adamou Koumanda, Ländervertreter im Tschadprogramm, und Árni Svanur Daníelsson, Leiter des LWB-Kommunikationsbüros.

Bald 10 Jahre im Dienst an Binnenvertriebenen, Flüchtlingen und Einheimischen

Der LWB ist seit 2007 im Tschad präsent. Damals war die Organisation zur Unterstützung von Binnenvertriebenen ins Land geholt worden. Das Länderprogramm leistet psychosoziale Begleitung, sichert die Grundversorgung von Gemeinwesen, führt Umweltschutzmaßnahmen durch, stellt alternative Lösungen für eine effiziente Energieversorgung bereit, schafft Wohnraum und verbessert die lokale Infrastruktur. Zudem fördert der LWB Ackerbau und Viehzucht, bietet einkommensschaffende Maßnahmen für Binnenvertriebene an und leistet Hilfe für Flüchtlinge aus Nachbarländern.

„Ich bin der Überzeugung, dass das Seeds for Solutions-Projekt, das der LWB 2014 im Tschad initiiert hat, durch die Einbindung von Einheimischen wie Flüchtlingen in die gemeinsame Sicherung ihrer Existenz einen Beitrag leistet zum Schutz der Flüchtlinge und zur Entwicklung des Gemeinwesens, in dem sie leben.“ LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge

Aktuell ist der LWB in 12 der insgesamt 18 Flüchtlingslager sowie in 181 Dörfern im Süden und Osten des Tschad aktiv, wo Flüchtlinge untergebracht sind. Seit 2012 ist der LWB der wichtigste Implementierungspartner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) im Tschad. 2016 erreichte der Weltbund mit seiner Hilfe 256.350 Menschen – darunter Flüchtlinge und Binnenvertriebene, Zurückgekehrte und Einheimische. Im Gebiet um Goz Beïda erschloss der LWB ca. 70 Hektar für den Gartenbau, was eine Ernte von 321 Tonnen Gemüse erbracht hat. Seit 2007 hat das Länderprogramm in seine Projekte umgerechnet über 46,3 Millionen Euro investiert.

Über eine halbe Million Flüchtlinge und Binnenvertriebene

Der Tschad, ein Binnenstaat mit einer Bevölkerung von 14 Millionen Menschen, ist umgeben von Ländern, in denen bürgerkriegsartige Situationen herrschen. Er ist eines der ärmsten Länder der Welt und nahm 2015 im Index der menschlichen Entwicklung Rang 185 von 188 ein. Aktuell leidet das Land unter einer Wirtschaftskrise, die die Schließung von Schulen und medizinischen Einrichtungen zur Folge hat.

Im Tschad leben derzeit fast 400.000 Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik, aus Libyen, Nigeria und dem Sudan. Viele von ihnen sind schon seit über einem Jahrzehnt im Land. Dazu kommen über 170.000 tschadische Binnenvertriebene und Zurückgekehrte. Die anhaltende Heimatlosigkeit belastet die sowieso knappen Ressourcen zusätzlich. Entsprechend sind Maßnahmen erforderlich, die gleichzeitig humanitäre Hilfe leisten und die Entwicklung fördern. Unerlässlich ist hierbei die Unterstützung durch internationale Akteure.

Aufmerksamkeit wecken für eine vergessene Krise

Junge besuchte LWB-Projekte im Osten des Tschad, in Goz Beïda, dem Flüchtlingslager Djabal und dem Dorf Koutoufou. Er sprach mit Binnenvertriebenen, besuchte das Berufsbildungszentrum in Djabal und traf mit Flüchtlingen und Einheimischen zusammen, die gemeinsam an der Verbesserung ihrer Existenzgrundlagen arbeiten. Diese Menschen nehmen an dem Seeds for Solutions-Projekt teil, das ihnen in einer Kombination von Nothilfe und Entwicklung Möglichkeiten eröffnet, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. „Seeds for Solutions dient nicht nur der Existenzsicherung, das Projekt fördert darüber hinaus auch das friedliche Zusammenleben von Flüchtlingen und der einheimischen Bevölkerung, in deren Mitte sie angesiedelt sind“, stellte Junge fest.

Im Gespräch mit der LWI erklärte Junge nach seinem Besuch weiterhin: „Der Tschad ist eines der ärmsten Länder der Welt und gleichzeitig leben dort fast 400.000 Flüchtlinge. Es ist lobenswert, wie die Menschen im Tschad Fremde willkommen heißen. Sie müssen unterstützt werden.“

Junge ergänzte, die anhaltende Flüchtlingsproblematik im Tschad erfordere langfristige Lösungen, die Flüchtlinge in die Lage versetzen, für ihren Lebensunterhalt selbst aufzukommen. „Ich bin der Überzeugung, dass das Seeds for Solutions-Projekt, das der LWB 2014 im Tschad initiiert hat, durch die Einbindung von Einheimischen wie Flüchtlingen in die gemeinsame Sicherung ihrer Existenz einen Beitrag leistet zum Schutz der Flüchtlinge und zur Entwicklung des Gemeinwesens, in dem sie leben.“