Geschichte schreiben in einer Stadt des Geistes und der Ideen
Lund: Carl-Gustaf Andrén, ehemaliger Vize-Kanzler der Universität, und Bürgermeister Lennart Prytz zum Reformationsgedenken
LUND, Schweden/GENF (LWI) – Carl-Gustaf Andrén war Mitte zwanzig, als er im Jahre 1947 an der Gründungsversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Lund teilnahm. Der 94jährige ist ordinierter Pfarrer der Kirche von Schweden und war von 1980 bis 1987 Kanzler der Universität Lund. Er ist überzeugt, dass das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken in Lund am 31. Oktober für beide Glaubensgemeinschaften von größter Bedeutung ist.
„1947 hat Bischof Anders Nygren darauf hingewiesen, dass das Hauptmotiv für die Gründung des LWB die Ökumene und der Dialog zwischen der katholischen und der lutherischen Kirche sei", sagt Andrén.
„Das Engagement für die ökumenische Arbeit hat sich seither ständig verstärkt", erinnert sich Andrén. „Die Gründung des LWB war der Beginn des Dialogs zwischen der lutherischen und der katholischen Kirche. Die Gespräche damals waren nicht einfach und für alle Beteiligten eine Herausforderung. Der Durchbruch kam mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 60er Jahren, das Türen geöffnet und neue Kontakte ermöglicht hat."
Andrén sieht eine direkte Verbindung zwischen der Gründungsversammlung des LWB im Jahre 1947 und dem gemeinsamen Reformationsgedenken, sieht aber auch, dass dieser Weg noch nicht zu Ende ist. „Man braucht eine langfristige Perspektive für diese Beziehungen. Wann wir Abendmahlgemeinschaft feiern werden, weiß niemand. Vielleicht werden zukünftige Generationen einmal Zeuge eines solchen Ereignisses."
Was aber wichtig ist, so betont er, ist die Tatsache, dass „die Religion diesen Konflikt beendet hat."
„Es gibt eine Vielzahl von Kirchen und Konfessionen auf der Welt. Wir müssen nach Einheit streben."
Einheit und Zusammenarbeit
Diese Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart ist auch Lennart Prytz, dem Bürgermeister von Lund, bewusst.
„Die Tatsache, dass die Stadt Lund mit diesem Ereignis geehrt wird, das für Einheit und Zusammenarbeit steht, ist für uns ein Grund, stolz zu sein“, freut sich Prytz. „Der Besuch des Papstes macht Lund zu einem spirituellen Zentrum. Wir sind eine internationale Stadt mit mehr als 150 Nationalitäten. Für uns ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein Teil des Alltagslebens und ein wichtiges Symbol. Dass der LWB im Jahre 1947 in Lund gegründet wurde, zeigt die Bedeutung der Stadt für Offenheit und Zusammenarbeit."
Als Bürgermeister ist Prytz an alle Vorbereitungen für den Empfang von Tausenden von Besucherinnen und Besuchern beteiligt. Auch mehr als 500 Journalistinnen und Journalisten zählen zu den Gästen. Am 31. Oktober ist ein großes Festessen von der Stadt Lund, der Universität Lund, der Kirche von Schweden und der katholischen Kirche in Schweden geplant.
Zwar ist Prytz in vielerlei Aufgaben eingebunden, aber ebenso deutlich ist, dass die Motivation auch aus dem Stolz auf seine Stadt kommt. „Mein Herz schlägt für Lund, einer faszinierenden Stadt mit zahlreichen Facetten. Lund ist eine der ältesten Städte Schwedens, hat aber trotzdem eine sehr jugendliche Atmosphäre, denn ein Drittel der Bevölkerung sind Studierende. Die Stadt ist voller Ideen, Innovationen und Zukunftsglauben. Wir tun unser bestes, damit sich die Menschen, die Lund besuchen, wohl fühlen. Für unsere Stadt ist das eine großartige Chance."
Andrén freut sich auf eine aktive Teilnahme an den Veranstaltungen des 31. Oktober, auf das Festessen, den Gottesdienst im Dom und das Event in der Malmö Arena.
„Zweifellos ist Reformationsgedenken für die Stadt Lund und den Dom ein bedeutendes Ereignis, das weltweit Beachtung findet", sagt Andrén.
Alle Zitate aus Interviews, die in Lund von Maria Lundström (Kirche von Schweden) geführt wurden.