Zuspitzung der Lage in Äthiopien zutiefst beunruhigend

In einem Pastoralschreiben an die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus drückt LWB-Generalsekretär Martin Junge Besorgnis aus „über die Berichte, die wir über die sich verschlechternde Situation im Land sehen und hören". Foto: LWB/Albin Hillert

Gewalteskalation ist Bedrohung für Menschen und Gemeinwesen

ADDIS ABEBA, Äthiopien/GENF (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) beobachtet den Konflikt und die Spannungen in Äthiopien sehr wachsam. Er ist zutiefst beunruhigt angesichts der jüngsten Gewalteskalation, die eine ernsthafte Bedrohung für die Menschen und Gemeinwesen im Land ist.

„Es sind schon viel zu viele Menschen ums Leben gekommen und Tausende wurden vertrieben. Zudem hat eine noch viel größere Anzahl Menschen ihre Lebensgrundlage verloren. Es muss dringend etwas passieren, um den Konflikt zu entschärfen und auf Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung hinzuarbeiten“, sagte LWB-Generalsekretär Martin Junge.

Im LWB-Büro der Kirchengemeinschaft in Genf erklärte Junge, er habe ein Pastoralschreiben an die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) – die LWB-Mitgliedskirche in dem afrikanischen Land – geschickt, um sie der Solidarität und Gebete der Kirchengemeinschaft zu versichern. „In habe der Kirchenleitung geschrieben, dass wir angesichts der Berichte, die wir über die Zuspitzung der Lage in Äthiopien hören und sehen, höchst beunruhigt und besorgt sind.“

Durch seine für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit zuständige Abteilung, den LWB-Weltdienst, leistet der LWB in 25 Ländern weltweit – darunter auch Äthiopien und die ganze Region am Horn von Afrika – Hilfe für Geflüchtete, Binnenvertriebene und die lokale Bevölkerung, die diese aufnimmt, und bietet ihnen Schutz. 

„Die Berichte über massive Vertreibungen, die uns erreichen, sind alarmierend. Und noch viel alarmierender ist die Tatsache, dass es eine Unterversorgung mit überlebensnotwendigen Gütern gibt und die humanitäre Hilfe stark eingeschränkt oder komplett unterbunden wird. Unter diesen Bedingungen leiden die vulnerabelsten und schutzbedürftigsten Bevölkerungsgruppen, insbesondere Geflüchtete und Binnenvertriebene, unter denen auch Frauen und Kinder sind, unverhältnismäßig stark unter dem Konflikt“, so Junge weiter.

„Weiterhin haben uns erschütternde Berichte über Angriffe auf Zivilpersonen erreicht, von denen viele bereits vorher zu marginalisierten und vulnerablen Bevölkerungsgruppen zählten. Ich rufe daher alle Konfliktparteien und die internationale Staatengemeinschaft dringend auf, die Sicherheit und den Schutz dieser Menschen zu gewährleisten, unter anderem durch die konsequente Anwendung und Umsetzung von geltenden regionalen und internationalen Menschenrechtsmechanismen.“ 

Der LWB arbeitet eng mit seinen Partnern zusammen, um die Lage vor Ort einzuschätzen und Möglichkeiten zu finden, rasch auf die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerungsgruppen und Gemeinwesen eingehen zu können.

„Während wir zu einer Entschärfung des Konflikts in Äthiopien aufrufen, fordern wir auch die Vereinten Nationen und die internationale Staatengemeinschaft auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen. Es besteht ein ernstzunehmendes Risiko, dass die gesamte Region in einen schweren gewalttätigen Konflikt abrutscht, wenn jetzt nicht umgehend entschlossen gehandelt wird.“