Zum Tod von Prof. Dr. Turid Karlsen Seim (1945–2016)

Prof. Dr. Turid Karlsen Seim (1945–2016)

Am 3. November 2016 ist im Alter von 71 Jahren Prof. Dr. Turid Karlsen Seim in Oslo verstorben. Die Norwegerin, die am 8. Oktober 1945 in Bergen geboren wurde, erlag einem Krebsleiden.

Fast drei Jahrzehnte lang wirkte Karlsen Seim an den ökumenischen Dialogen des LWB und an der ökumenischen Bewegung im weiteren Sinne mit. Als eines ihrer dienstältesten Mitglieder vertrat sie seit 1994 in der Lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit die LWB-Region Nordische Länder und brachte ihr Expertinnenwissen aus den Bereichen biblische Exegese und frühe Kirchengeschichte ein. Sie verstarb drei Tage nach dem Gemeinsamen katholisch-lutherischen Reformationsgedenken, das am Reformationstag in Schweden begangen wurde. Als Mitglied der Einheitskommission wirkte Karlsen Seim an der Vorbereitung der Liturgie für den Ökumenischen Gottesdienst mit, der in dem Studiendokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ enthalten ist und die Grundlage für den Gedenkgottesdienst im Dom zu Lund bildete.

Von 1991 bis 2005 gehörte Karlsen Seim sowohl dem Plenum der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung als auch ihrer Ständigen Kommission an und brachte sich in diesem Rahmen in die ökumenische Bewegung im weiteren Sinne ein.

Neben ihrem Engagement für die Einheit der Kirche konnte Karlsen Seim auf der norwegischen wie internationalen Ebene auf eine lange, breit gefächerte akademische Laufbahn als Hochschullehrerin und Mentorin von DoktorandInnen zurückblicken. Ihre Forschung und Lehre verband die biblische Exegese mit der Genderforschung wie auch die ökumenische Theologie mit der frühen Kirchengeschichte. Die anlässlich ihres 70. Geburtstags herausgegebene Festschrift „Bodies, Borders, Believers“ (2015) beschreibt sie als „Pionierin in ihrer interdisziplinären und Grenzen überschreitenden Arbeitsweise“.

Karlsen Seim promovierte 1990 im Fach Neutestamentliche Exegese und erwarb damit als erste Frau in Norwegen einen theologischen Doktortitel. Noch im gleichen Jahr wurde sie, wiederum als erste Frau, zur Dekanin der theologischen Fakultät der Universität Oslo ernannt und hatte dieses Amt bis 1995 inne. Ab 1991 wirkte sie zudem als Professorin für Neutestamentliche Exegese. Von 2007 bis 2015 leitete sie das Norwegische Institut in Rom.

Seit 2009 war Prof. Dr. Turid Karlsen Seim Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften. 2015 wurde ihr der Ökumenepreis des Norwegischen Christenrates verliehen.