Vom Hilfsempfänger zum Aktivisten

Ein Nutzgarten für Menschen, die mit HIV und AIDS leben, in Musume, Simbabwe. Foto: LWB/J. Brümmer

Simbabwe: Von AME unterstütztes Projekt klärt über HIV/AIDS auf

(LWI) – Weniger Neuinfektionen mit HIV und bessere Aufklärung über das Immunschwächevirus und die damit verbundene AIDS-Erkrankung ist das Ziel eines Projektes in Simbabwe. Es wird von der Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Simbabwe geleitet und von der Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) unterstützt.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Simbabwe (ELKS) hatte das Projekt 1999 ins Leben gerufen, ursprünglich, um HIV- und AIDS-Betroffenen pastoralen Beistand anzubieten. Nachdem die LWB-Mitgliedskirchen in Afrika 2002 die Initiative „Das Schweigen brechen“ begründet und sich auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die Pandemie verständigt hatten, weitete auch die ELKS ihre Arbeit aus. Sie begann,  Fürsprachearbeit (Advocacy) zu leisten und ein verstärktes Bewusstsein für HIV und Aids zu schaffen. Heute umfasst die Initiative „Bewusstsein schaffen und Präventionsmassnahmen für HIV & AIDS-Betroffene und Waisen“ ein Zentrum für häusliche Pflege in Musume, am südlichen Rand von Mberengwa. Es stellt freiwillige Tests, Behandlung und Beratung zur Verfügung und vermittelt lebensnotwendige Kompetenzen und einkommenschaffende Initiativen wie Gemüsegärten.

Das Projekt will auch Stigma und Diskriminierung abbauen, indem die AIDS-Thematik in den verschiedenen Aktivitäten der Kirchengemeinden integriert wird und diejenigen, die mit dem Virus leben, an allen Aktivitäten und Entscheidungsprozessen der Kirchen beteiligt werden.

Isheunesu Dubiwas war einer der ersten, der sich 2003 öffentlich zu seiner HIV-Infektion bekannte. Er arbeitet heute als Pfleger im Betseranai-Zentrum in Musume. Der Ansatz, kostenlos Nahrungsmittel in Form von nahrhaftem Porridge an HIV-positive Menschen zu verteilen, habe einen grossen Beitrag geleistet, so Dubiwas. Sein Engagement für das Projekt habe sein Leben verändert. 

„Wir haben Porridge für diejenigen bekommen, die noch nicht bereit waren, ihre HIV-Infektion öffentlich zu machen“, sagt Dubiwas. Um eine kostenlose Portion des nahrhaften Getreidebreis zu bekommen, mussten sich die Besucher des Zentrums auf HIV testen lassen. Das Essen wurde nur an HIV-Positive verteilt. „Indem der Porridge an die Leute verteilt wurde, konnten sie ihren Status zugeben. Sie wurden durch das Essen dazu ermutigt, und für unsere Körper war es auch gut.“

Simbabwe ist mit geschätzten 1,4 Millionen HIV-Infizierten eines der fünf meistbetroffenen Länder im Afrika der Subsahara. Obwohl die Zahl der Fälle seit einem Höchststand im Jahr 1999 (33 Prozent) auf 15,6 Prozent im Jahr 2009 zurück gegangen ist, bleibt die Krankheit mit täglich 600 Neuinfektionen laut der UN-Organisation UNAIDS eine ernsthafte Bedrohung.  

Freiwillige machen Hausbesuche

Heute arbeiten in dem Betseranai-Zentrum für häusliche Pflege 223 ausgebildete Freiwillige, die durch regelmässige Hausbesuche bei HIV-Betroffenen deren Gesundheitszustand und ihre familiäre Situation überwachen, Waisen und gefährdete Kinder finden und Präventionsmassnahmen gegen die Mutter-Kind-Übertragung vornehmen.

„Der positive Effekt der Arbeit der ELKS für die Menschen, die mit HIV leben, ist mehr als sichtbar. Das Projekt hat nicht nur Leben gerettet, sondern auch Sichtweisen verändert“, erklärte Julia Brümmer, AME-Programmassistentin im Programm für die Umsetzung und Überwachung (Monitoring) von Projekten, nach einem Besuch im Betseranai-Zentrum im Juni. „Es ist herzerwärmend zu sehen, wie diejenigen, die vor zehn oder 15 Jahren von dem Projekt Hilfe erhielten, nun selbst für ihre Landsleute da sein können.“

Partnerschaften

Die ELKS engagiert sich ausserdem in der Advocacy und in der Netzwerkarbeit mit anderen Organisationen, wie Regierungsabteilungen, anderer Nichtregierungsorganisationen, AIDS-Gruppen und nationalen und internationalen Partnerorganisationen.

„Die Arbeit zu HIV und AIDS des ELKS ist ein grossartiges Beispiel dafür, wie bilaterale finanzielle Unterstützung, die Arbeit regionaler LWB-Ausprägungen  und die Unterstützung durch den LWB einander ergänzen können, um die Bemühungen einer Mitgliedskirche vor Ort wirklich umzusetzen“, sagte Brümmer.

Neben dem LWB wird das Projekt von der Schwedischen Kirche (COS) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) finanziert. Das subregionale AIDS-Programm der Lutherischen Gemeinschaft im südlichen Afrika (LUCSA) unterstützt ausserdem den Kapazitätsaufbau und engagiert sich bei einem ähnlichen Projekt zur Förderung des Bewusstseins für Jugendliche.