Ukraine: Lutheranerinnen und Lutheraner in Kiew helfen Menschen in Not

Ein Mann geht durch die Trümmer und Glassplitter auf der Straße von Vulytsya Tereshchenkivsʹka im Zentrum von Kiew, das wenige Stunden zuvor von einer russischen Rakete getroffen wurde. Foto: LWB/Albin Hillert

Kirchengemeinde St. Katharinen verteilt Lebensmittel und andere Hilfsgüter

(LWI) – Während weiterhin russische Raketen auf die Städte der Ukraine niedergehen, tun die Kirchen vor Ort was sie können, um die vom Krieg betroffenen Menschen zu unterstützen. Auf einem Hügel im Stadtzentrum von Kiew steht die Kirche St. Katharina, Heimat einer lutherischen Gemeinde, die sich bis ins späte 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und heute rund 350 Mitglieder umfasst.

Die Kirchengemeinde, eine von 18 der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU) – seit Juni 2022 Mitgliedskirche des LWB – gehört zu jenen, die Zeugen des von der russischen Invasion in der Ukraine verursachten Leides sind, und die sich intensiv darum bemühen, Menschen in Not zu helfen.

„Der Krieg hat die Gemeinschaft enger zusammengebracht“

Als Russland begann, die Stadt zu bombardieren, schlugen die Raketen auch in eine Lagereinrichtung für humanitäre Hilfe ein, die eine andere LWB-Mitgliedskirche, die Evangelische Kirche A. B. in der Slowakei, der DELKU zur Verfügung gestellt hatte. Das Lager wurde beschädigt, ein Mensch getötet und mehrere Personen erlitten dort Verletzungen, sagt Lidija Tselsdorf, Leiterin der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde St. Katharina in Kiew.

Sie beschreibt einen Krieg, der sich tiefgreifend auf Menschen aus allen Gesellschaftsschichten auswirkt, jedoch nicht nur durch Schmerz und Leid, sondern auch indem er die Gemeinden in der Ukraine auf eine nie zuvor dagewesene Weise zusammenbringt.

„Der Krieg hat die Gemeinschaft enger zusammengebracht, denn wie wir sehen können, haben die Menschen begonnen, einander zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten“, sagt Tselsdorf nachdenklich.

Hilfe für Gemeinden in Not

Als Kirchengemeinde arbeitet St. Katharina in Kiew mit einem Wohltätigkeitsfonds namens Free Heart zusammen, über den sie die Hilfe an notleidende Gemeinden verteilen, wie zum Beispiel im Oblast Tschernihiw im Norden der Ukraine. Seit Ausbruch des Krieges haben sie laut Tselsdorf rund 4.000 Menschen in der gesamten Ukraine unterstützt.

„Die Menschen, denen wir helfen, haben durch den Krieg ihr Heim verloren oder erhalten nicht in vollem Umfang humanitäre Hilfe oder leben in schwer zugänglichen Gebieten“, erläutert Tselsdorf. „Wir versorgen sie mit Nahrungsmitteln, Kleidung für den Winter, Hygieneartikeln und manchmal sogar mit Baumaterial.“

„Durch unsere ehrenamtliche Arbeit möchten wir zeigen, dass wir eine freundliche Nation sind und dass wir bereit sind, Menschen in Krisensituationen zu helfen. Wir beten für Frieden in der Ukraine und auf der ganzen Welt“, so Tselsdorf.

Einheimische Wurzeln

Bei einem Besuch in St. Katharina am 14. Oktober machte sich der Interimsleiter des LWB-Teams für die Ukraine, Bhoj Khanal, Gedanken über die Bedeutsamkeit der lokalen Wurzeln für den LWB als einer Gemeinschaft von Kirchen, die sich rund um die Welt in der humanitären Hilfe engagiert. Die von der örtlichen Kirchengemeinde geleistete Arbeit ergänze die humanitäre Tätigkeit des Landesprogramms des LWB-Weltdienstes, sagte er.

Neben der von den örtlichen LWB-Mitgliedskirchen geleisteten ehrenamtlichen Arbeit ist jetzt auch die weltweite humanitäre Notfallhilfe des LWB in der Ukraine im Einsatz. LWB-Ukraine plane, an die 50.000 Menschen zu versorgen, bemerkte Khanal, unter anderem in den Bereichen Bildung, Unterkunft, sozialer Zusammenhalt, psychische Gesundheit und psychosoziale Betreuung sowie bei der Vorbereitung auf die kalten Wintermonate.

„Das sind Bereiche, in denen der LWB als weltweites Organ gut aufgestellt ist und Hilfe leisten kann, denn wir haben sowohl die Fachkenntnisse als auch die Erfahrung, um effizient in einem Umfeld zu arbeiten, in dem die Bedürfnisse so groß sind, wie jetzt in der Ukraine“, sagte Khanal.

Abschließend meinte er, „wo auch immer wir Menschen in Not dienen, wenden wir die Prinzipien des Humanitätsgedanken an. Dabei bemühen wir uns mit unseren Mitgliedskirchen in jedem Land um Hoffnung auf Kontinuität und den Aufbau einer belastbaren Zukunft. Sie können uns praktisch im Umgang mit den örtlichen Behörden unterstützen und uns dabei helfen einzuschätzen, wo unsere Arbeit die beste Wirkung erzielt. Auch auf lange Sicht, wenn es soweit ist, die globale Notfallhilfe des LWB allmählich einzustellen, dann ist es unerlässlich, dass wir die Kapazitäten vor Ort verstärken und die Aufgaben an die lokalen Mitgliedskirchen übergeben können, denn diese werden weiterhin im Land präsent sein.“

Von LWB/Albin Hillert. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller