Standhaft im Glauben, unverzagt im Gebet

LWB-Generalsekretär Martin Junge besuchte die Gemeinde in Kamyschenka, wo Rubin Sternberg (l.) Pfarrer ist. Alle Fotos: LWB/A.Weyermüller

Ein Portrait der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Kasachstan

Nursultan, Kasachstan/Genf (LWI) – „Wenn Sie Gottesdienst feiern, denken Sie daran: Sie tun das zusammen mit 75 Millionen anderen Christinnen und Christen dieser Erde, die ebenfalls zum Lutherischen Weltbund (LWB) gehören“, sagte LWB-Generalsekretär Martin Junge den Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Kasachstan (ELKRK) während seines Besuchs vom 15. bis 21. Mai. „Ihre Standfestigkeit im Glauben ist für uns alle ein großer Schatz.“

 

Im Bethaus in Karaganda liegt noch heute die alte deutschsprachige Bibel von 1821 auf dem Altar.

Die Kirche hat derzeit rund 2.500 Mitglieder, die sich auf etwa 50 Gemeinden in den Weiten dieses neuntgrößten Landes der Erde verteilen. „Die meisten lutherischen Gemeinden in Kasachstan gehen zurück auf etwa eine Million ethnische Deutsche, die unter Stalin ab 1939 vor allem aus der Westukraine, dem Kaukasus und aus dem Wolgagebiet hierher deportiert und sehr unterdrückt wurden“, berichtet der Erzbischof der Kirche, Jurij Nowgrorodow. „Versammlungen von Gläubigen waren streng verboten. Sie trafen sich dennoch heimlich im Untergrund, vor allem in Wohnhäusern. Erst in den 1950er- und 60er-Jahren ließ der Druck auf religiöse Gemeinschaften langsam nach.“ 1956 gelang es, die Gemeinde Zelinograd (heute Astana) als erste lutherische Gemeinde neu zu registrieren.

Während seines Besuchs konnte die LWB-Delegation die drei Gemeinden Kamyschenka, Karaganda und Nursultan (ehemals Astana) besuchen.

Kamyschenka ist eine kleine Gemeinde mit etwa 40 Mitgliedern in einer Gegend, die von Landwirtschaft und Ackerbau geprägt ist. Sie versammelt sich in einem ehemaligen Wohnhaus, das zu einem Gemeinde- und Gottesdienstraum umgenutzt wurde.

 

In Kamyschenka gibt es auch einige junge Menschen, die am Gemeindeleben teilnehmen.

Karaganda war eine bedeutende Industrie- und Bergbaustadt, die jedoch in den 1990er-Jahren einen wirtschaftlichen Rückgang erlebte. Dennoch gehört sie mit rund 500.000 Einwohnern nach wie vor zu den größten Städten des Landes. Sie hatte große deutschstämmige Bevölkerungsanteile, die auch zu den lutherischen Christinnen und Christen der Region gehörten. Wie andernorts auch verließen viele das Land nach der Unabhängigkeit Kasachstans von der Sowjetunion im Jahr 1991. Dies führte zu einem dramatischen Schrumpfungsprozess in den Gemeinden der ELKRK.

 

Gespräche mit Gemeindemitgliedern: LWB-Generalsekretär Martin Junge (2.v.l.) unterhält sich mit der 80jährigen Babuschka Valentina, die seit ihrem fünften Lebensjahr zur Gemeinde gehört.

Die Hauptstadtgemeinde Astana in Nursultan ist gleichzeitig Bischofssitz. „Für den Status der ELKRK in der öffentlichen Wahrnehmung ist es sehr bedeutsam, dass hier ein als solches weithin erkennbares Kirchgebäude steht – die 2017 eingeweihte Christus-Erlöser-Kirche,“ erklärt Nowgorodow. Das angegliederte Gemeindehaus beherbergt Gemeinderäume und das Bischofsbüro der ELKRK. Auch Schulungen und Fortbildungsangebote der Kirche finden hier statt.

 

Die neu erbaute Christus-Erlöser-Kirche in der Hauptstadt Nursultan ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar.

Mit der Botschaft des Friedens und der Liebe den Fremdenhass austreiben

Die LWB-Delegation nahm hier an einer Pfarrkonferenz teil, die sich aus den Pfarrern und anderen kirchlichen Mitarbeitenden zusammensetzt. Hochrangiger Gast dieser Veranstaltung war der kasachische Vizeminister für Information und soziale Entwicklung, Marat Azilkhanov. Er drückte seine Wertschätzung aus für den Beitrag der lutherischen Kirche für das Zusammenleben im Land. „Mit Ihrer Botschaft des Friedens und der Liebe treiben Sie den bösen Geist des Fremdenhasses aus“, sagte er.

 

„Unser Reichtum liegt in unserer Vielfalt – sie ist unser Vorteil“, sagt der kasachische Vizeminister für Information und soziale Entwicklung, Marat Azilkhanov (l.), bei seinem Zusammentreffen mit LWB-Generalsekretär Martin Junge (r.) und der Pfarrkonferenz der ELKRK.

„Ich bin tief beeindruckt von Ihrer Treue und Ihrem Dienst in der Kirche in Kasachstan“, sagte Junge nachdem ihm die rund 20 Teilnehmenden aus ihrer Arbeit in allen Regionen des Landes berichtet hatten. Dem LWB sei die theologische Aus- und Fortbildung, die lutherische Identität und die Förderung junger Menschen sehr wichtig, so der Generalsekretär, und er werde dieses Anliegen auch in der ELKRK unterstützen und fördern.

 

Die Pfarrkonferenz setzt sich aus rund 20 Personen zusammen, die in der ELKRK Dienst tun.

Vom 15. bis 21. Mai 2019 besuchte LWB-Generalsekretär Martin Junge die Evangelisch-lutherische Kirche in der Republik Kasachstan (ELKRK) sowie weitere Führungskräfte der Gesellschaft.

Die ELKRK gehört zum Bund der Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Russland und anderen Staaten (ELKRAS), der dem LWB seit 1989 angehört.