Spirituelle Gaben Afrikas sind Bereicherung für Kirche weltweit

Bischof Younan (4. von re.) nimmt mit weiteren lutherischen Kirchenleitenden junge Lutheraner in Empfang, die von einer Besteigung des Kilimandscharo zurückkehren. Im Gottesdienst zum Abschluss der Kirchenleitungskonferenz in Marangu erklärte er, die LutheranerInnen stünden vor der Herausforderung, afrikanische ChristInnen dazu zu befähigen, das Evangelium noch vollständiger zu kontextualisieren. Foto: LWB/Tsion Alemayehu

Mehr als 2.000 Teilnehmende bei lutherischen Jubiläumsfeierlichkeiten in Tansania

Moshi (Tansania)/Genf, 26. Mai 2015 (LWI) – Zum Abschluss der Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jubiläums der lutherischen Gemeinschaft in Afrika ist der bedeutende Beitrag unterstrichen worden, den der Kontinent zur weltweiten Reformation leistet.

„An diesem Ort sind ein spiritueller Reichtum und eine Frische des Evangeliums lebendig“, erklärte der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Dr. Munib A. Younan, vor den mehr als 2.000 Teilnehmenden am Abendmahlsgottesdienst zum Abschluss der Feierlichkeiten zum Gedenken an die afrikanische lutherischen Konferenz, die 1955 in Marangu (Tansania) stattfand.

In seiner Predigt zum Pfingstsonntag (über Röm 12,1-5) würdigte Younan das unermüdliche Engagement der afrikanischen lutherischen Kirchen für die Verkündigung des Evangeliums und die Verbreitung der Bibel in verschiedenen lokalen Sprachen, was zum schnellen Wachstum der Kirche in der Region beitrage. „Diese Gaben der afrikanischen Kirche sind genau die Reformation, die der Rest der Welt braucht. Die weltweite Kirche braucht Euch so sehr wie Ihr uns.“

In Erinnerung an die afrikanischen ChristInnen und ihre WeggefährtInnen in der Mission, die vor 60 Jahren in Marangu tagten, betonte der LWB-Präsident, damals wie heute habe die Herausforderung darin bestanden, afrikanische Christinnen und Christen dazu zu befähigen, „das Evangelium noch vollständiger zu kontextualisieren.“

Religiöser Extremismus

In vielen Teilen der Welt sei die Zunahme des religiösen Extremismus eine Realität, erklärte Younan und nannte die Verfolgung von ChristInnen in verschiedenen Ländern Afrikas und des Nahen/Mittleren Ostens eine „gefährliche Situation, die Angst vor den Anderen züchtet“. ChristInnen seien berufen, „in den Anderen das Ebenbild Gottes zu erkennen“ und daher solche „Gewalt, Ausgrenzung und Ablehnung der Anderen“ anzuprangern.

Younan würdigte das kraftvolle Zeugnis der lutherischen Kirchen in Afrika, die mit Angehörigen anderer Glaubensrichtungen nicht nur den verbalen Dialog pflegten, sondern auch mit ihnen zusammenarbeiteten und -lebten.

Gedenkfeierlichkeiten

Mehrere Chöre und Musikgruppen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT) gestalteten den Gottesdienst mit, der begann mit Prozessionen und der Pflanzung von Bäumen als Zeichen der Entschlossenheit zum Klimaschutz. Es folgte die Enthüllung eines Gedenkkreuzes auf dem Gelände des Marangu Teachers’ College, das an die Beziehung der öffentlichen Bildungseinrichtung zur lutherischen Kirche erinnert.

Da die Zwölfte LWB-Vollversammlung 2017 und das Gedenken an das 500. Reformationsjubiläum von den drei lutherischen Kirchen in Namibia ausgerichtet werden, wurde in dem Gottesdienst den Delegierten der Lutherischen Gemeinschaft im südlichen Afrika (LUCSA - Lutheran Communion in Southern Africa) ein Tuch mit den Unterschriften der Teilnehmenden der Konferenz lutherischer Kirchenleitender in Afrika überreicht.

Botschaft der Konferenz

Dr. Alex G. Malasusa, Leitender Bischof der ELKT und LWB-Vizepräsident für die Region Afrika, verlas zum offiziellen Abschluss der Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jubiläums der Marangu-Konferenz die Botschaft der Konferenz lutherischer Kirchenleitender in Afrika.

Sie bekräftigt die Entschlossenheit der afrikanischen LWB-Mitgliedskirchen zur Stärkung der theologischen und pastoralen Ausbildung mit dem Ziel, den kontextuellen Gegebenheiten des Kontinents gerecht zu werden. Die Delegierten betonten die Notwendigkeit, die Gemeindeebene wie die landesweite Ebene der Kirchen dafür zuzurüsten, aktiv Mission und Diakonie zu betreiben. Sie verpflichteten sich zum Einsatz für eine Leitungskultur, die sich am Dienst orientiert, Rechenschaft gibt, transparent ist und beide Geschlechter sowie die verschiedenen Generationen aktiv einbindet. Die Erschliessung von Ressourcen auf der lokalen Ebene und darüber hinaus wurde als wichtiger Faktor genannt für eine Kirche, die in der Lage ist, sich auch in Zukunft selbst zu tragen.