Sachsen zwischen Flüchtlingen und Pegida

Anti-Pegida: Kundgebung für Weltoffenheit, Mitmenschlichkeit und Dialog vor der Frauenkirche in Dresden. Foto: Bernd Gross

Willkommenskultur für Flüchtlinge und Gesprächsbereitschaft

(LWI) – In Sachsens Hauptstadt Dresden finden seit Oktober 2014 Pegida-Proteste statt. Nachdem die Teilnehmendenzahlen zwischenzeitlich zurückgegangen sind, gewinnen die Demonstrationen wieder an Stärke. Zeit für einen Blick auf die Aktivitäten der Landeskirche Sachsens.

Der Landesbischof und das Landeskirchenamt haben in einem aktuellen Schreiben an die Kirchgemeinden dazu ermutigt, mit Gesprächsangeboten vor Ort auf die aktuelle politische Situation zu reagieren. In dem Schreiben heißt es:

„Die aktuelle politische Lage und die zunehmend deutlicher werdenden Gräben zwischen Befürwortern und Gegnern der Pegida-Demonstrationen bewegen auch Christen und stellen uns als Kirche vor neue Herausforderungen. Zum einen sind auf beiden Seiten Christen unserer Gemeinden engagiert – die Risse gehen durch Freundeskreise, Familien und eben auch durch unsere Kirchgemeinden. Zum anderen sind viele Menschen – Christen wie Nichtchristen – angesichts dieser politisch und gesellschaftlich neuen Entwicklungen auf der Suche nach Orientierung und Austausch. Das merken wir in nahezu jedem Gespräch, welches wir privat oder dienstlich führen. Und es wird deutlich, dass derzeit nur eines hilft: Wir müssen miteinander reden und im Gespräch bleiben!

Zudem erleben wir auch in den Kirchgemeinden die Herausforderungen und Konflikte an den Orten, an denen Flüchtlinge bereits untergebracht sind oder noch untergebracht werden sollen. Hier haben wir neben dem Umgang mit den Ängsten in der Bevölkerung auch die Anstrengung vor Augen, die mit der Hilfe und Unterstützung von Flüchtlingen verbunden ist. Auch hier gilt: Wir müssen miteinander reden und im Gespräch bleiben!

Insgesamt gibt es derzeit noch zu wenige Räume der Begegnung und des Gesprächs. Als Kirche haben wir Räume und die Möglichkeit, den Begegnungen und Gesprächen auch einen geistlichen Rahmen zu verleihen und damit biblische Maßstäbe zur Orientierung in das Gespräch einzubringen.“

Kirchgemeinden werden in den Brief ermutigt, vor Ort Räume für Gespräche zu ermöglichen und auch öffentlich zu Gesprächen und Veranstaltungen in die Räume der Kirchengemeinden einzuladen. Die Kirche könne so zu einem Dialog aller Bürgerinnen und Bürger beitragen. Zahlreiche Moderatoren, Supervisorinnen, Pfarrerinnen und Gemeindeberater haben sich bereits angeboten, die Kirchgemeinden bei der Leitung und Moderation von solchen Gesprächen zu unterstützen.

Außerdem hat das Landeskirchenamt eine „Richtlinie zur Förderung einer Willkommenskultur für Flüchtlinge“ beschlossen. Damit soll das Engagement insbesondere in Kirchgemeinden und Kirchbezirken unterstützt werden, die Ankunft und beginnende Integration von Flüchtlingen mit Hilfsangeboten zu begleiten sowie Anlässe und Räume der Begegnung und des Gesprächs zu schaffen.

Der größte Teil der bereitgestellten Mittel ist für niedrigschwellige Angebote bestimmt, die durch ehrenamtliches Engagement vor Ort getragen werden. Dabei geht es beispielsweise um Patenschaften, Begleitung bei Behördengängen, Unterstützung bei der schulischen Integration oder Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Zeitnah sollen außerdem sechs regionale Koordinatoren in der Landeskirche aufgebaut werden, um Ehrenamtliche für zielgerichtete und bedarfsorientierte Flüchtlingshilfe zu befähigen. Sie sind somit für die Anleitung im Umgang mit Flüchtlingen zuständig und für die Gewinnung von ehrenamtlichen Multiplikatoren, für Projektberatung und –begleitung, die Kontaktpflege zu Flüchtlingen sowie tätig in der Vermittlung zu staatlichen Stellen der Region. Insgesamt umfasst der „Projektfonds Flüchtlingshilfe“ Mittel in Höhe von 400.000 €.

EVLKS/FH