Rückkehr nach Somalia
Initiative unterstützt junge Flüchtlinge bei Bildung und Jobsuche
DADAAB, Kenia/GENF (LWI) – Für Kadar Ali Ahmed (27) eröffnen sich neue Horizonte Er wurde in Somalia geboren und im Alter von 14 Jahren zum Flüchtling. Sein halbes Leben hat er seitdem im Flüchtlingslager Dadaab in Kenia verbracht. Jetzt bereitet er sich gemeinsam mit vielen Mitflüchtlingen auf seine Rückkehr nach Somalia vor – und auf ein neues Leben in der „alten Heimat."
Bildung ist die Grundlage
Das Flüchtlingscamp Dadaab ist eine Ansammlung von fünf großen Lagern im Nordosten Kenias und gleicht einer eigenständigen Stadt. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle lebte fast eine halbe Million Menschen in den Lagern Hagadera, Kambioos, Dagahaley, Ifo I und Ifo II. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegt die Einwohnerzahl bei ca. 240.000. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als 80 Prozent der Flüchtlinge Frauen und Kinder.
Kadar weiß, wie schwierig es ist, Zugang zu einer guten Bildung zu erhalten. Als viertes von elf Kindern hat er es geschafft, erfolgreich die Grundschule zu absolvieren, die Prüfung zu bestehen und einen der begehrten Plätze der Sekundarschule in Hagadera zu bekommen. Als seine Familie 2011 von Hagadera nach Kambioos verlegt wurde, musste Kadar jeden Morgen vier Kilometer laufen, um die Schule weiterhin besuchen zu können. Der junge Mann schaffte gegen alle Wahrscheinlichkeiten 2013 seinen Sekundarschulabschluss in Kenia mit durchschnittlichen Noten.
Mit diesem Zeugnis in der Tasche und gleichzeitig belastet mit der Verantwortung für seine junge Familie, Geschwister und älter werdenden Eltern, begann er mit der Jobsuche – gemeinsam mit Tausenden von jungen Männern und Frauen, die verzweifelt nach Möglichkeiten suchen, als Freiwillige und Aushilfskräfte ihre Familien zu unterstützen. Nach Monaten der Suche sah er zufällig eine Anzeige des Lutherischen Weltbundes, der als Sponsor Jugendliche für die Teilnahme an einem Computerlehrgang suchte.
Internetplattform für freie Stellen
Nach einem rigorosen Auswahlverfahren konnte sich der junge Mann als Student zu einem Kurs in Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) anmelden. Finanziert wird dieser von der Kirche von Schweden und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA). Nach einem Jahr beendete er den Lehrgang zu Computeranwendungen, der von der Computer Society of Kenia zertifiziert ist, erfolgreich und mit guten Noten. Inzwischen ist er der Administrator einer Internetplattform für freie Stellen, die arbeitsuchenden Jugendlichen aus Dadaab Jobangebote in Somalia vermittelt.
Kadars Job hat an Bedeutung gewonnen, seit Kenia, der UNHCR und Somalia 2013 ein Abkommen über die freiwillige Repatriierung von Flüchtlingen in Dadaab unterzeichnet haben. Besonders in den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl der Heimkehrenden nach Somalia erhöht.
In der unmittelbaren Umgebung des Lagers sind die Startbedingungen für die jungen Leute denkbar schlecht. Da die kenianische Regierung nichts dafür getan hat, die Flüchtlinge vor Ort zu integrieren, hat nur eine Minderheit von ihnen eine Arbeitserlaubnis erhalten. Deshalb konnte kaum jemand praktische Arbeitserfahrungen sammeln oder weiterführende Schulen besuchen.
Schwierige Rückkehr
Kadar geht nun seinen eigenen Weg und bietet mit seinem Schulungszentrum Computerlehrgänge und IT-Dienstleistungen an. Sein Traum ist es, nach seiner Rückkehr nach Somalia ein ähnliches Ausbildungszentrum mit einem Cyber-Café zu eröffnen. Hochfliegende Träume brauchen jedoch solide Kompetenzen. Aus diesem Grund nimmt Kadar seit einiger Zeit an einem IKT-Kurs des LWB für Fortgeschrittene teil, um dort ein Diplom in Netzwerktechnik zu erwerben. Hier lernt er nicht nur die technischen Fähigkeiten, sondern auch das unternehmerische Know-how und damit alles, was er für sein neues Leben in der alten Heimat braucht.
Der LWB bietet in den Flüchtlingslagern von Dadaab Grundschulausbildung, Berufsbildung sowie Förderung der frühkindlichen Entwicklung und unterstützt Menschen mit Behinderungen sowie ältere Menschen.
Im Camp Kakuma im Nordwesten Kenias sorgt der LWB für Grundschulausbildung, Förderung der frühkindlichen Entwicklung sowie Kinderschutz und unterstützt die eigenen Friedens- und Schutzinitiativen der Flüchtlingsgemeinschaft sowie Programme für die nachhaltige Existenzsicherung.
Zurzeit erkundet der LWB Möglichkeiten zur Unterstützung von Flüchtlingen, die nach Somalia zurückgekehrt sind.
Ein Beitrag des LWB Kenia. Redaktion und Übersetzung: LWB-Kommunikationsabteilung