Ratstagung des LWB beendet

Die LWB-Ratsmitglieder stimmen über die Aufnahme eines neuen Mitglieds in die LWB-Kirchenfamilie ab. Foto: LWB/ S. Gallay

Sonntagsgottesdienst in Kathedrale

Der Sonntag während der Ratstagung ist immer ein besonderer Tag: Die Beratungen werden unterbrochen und ein großer Gottesdienst gefeiert. Dieses Mal in der Kathedrale Saint-Pierre in Genf. An dem mehrsprachigen Gottesdienst nahmen neben den LWB-Ratsmitgliedern auch viele Mitglieder der verschiedenen lutherischen Gemeinden Genfs teil. Die deutschsprachige Gemeinde war fast vollständig vertreten. Die Besonderheit war aber, dass der Gottesdienst gemeinsam mit der lokalen reformierten Gemeinde gefeiert wurde. Ein lutherisch-reformierter Gottesdienst habe in der Kathedrale seit der Reformation nicht stattgefunden, so konnte man hören.

Der Montag, 22. Juni, bildet den letzten Tag der diesjährigen Sitzung des Rats. Nachdem Freitag und Samstag hauptsächlich in Ausschüssen gearbeitet wurde, kehren die Ratsmitglieder nach der Morgenandacht wieder ins Plenum zurück. Alle ausstehenden Punkte müssen heute wieder aufgenommen und abgeschlossen werden. Insbesondere die Berichte aus den verschiedenen Fachausschüssen und die offiziellen Verlautbarungen des Rats zu verschiedenen aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Fragen bilden den Schwerpunkt des Tages.

Langfristige Zukunft des LWB

Nach der Morgenandacht setzte der LWB-Rat die Beratung des Konzeptpapiers „Towards a sustainable projection of the LWF and its Communion Office“ fort, das sich mit der langfristigen Zukunft des LWB beschäftigt. Die Ratsmitglieder lobten das Dokument, das auch kritische Fragen, wie den Standort des Büros der Kirchengemeinschaft, nicht ausklammert. Unterschiedliche Voten gingen zu dem vorgeschlagenen Freiwilligennetzwerk des LWB ein. Ratsmitglieder berichteten von dem organisationellen Aufwand und den Kosten, die auch durch die Arbeit von Freiwilligen entstehe. Einig war sich der Rat über die Bereicherung, die im ehrenamtlichen Engagement für den LWB liegt: „Menschen, die den LWB im Herzen haben, sind die wichtigste Ressource“, stellte Magnea Sverrisdottir aus Island fest.

Die Teilnehmenden der Ratstagung hoben in ihrer ausführlichen Debatte auch hervor, dass die Zukunftsfähigkeit des LWB weder nur eine finanzielle noch eine technische Frage sei.  Gerade die theologische Grundierung der Kirchengemeinschaft müsse im Zentrum stehen genauso wie die Verbindung zum Selbstverständnis des LWB, das auch auf der Ratstagung diskutiert wurde. Außerdem sprachen sich Ratsmitglieder dafür aus, den Austausch und das Lernen unter den Mitgliedskirchen zu intensivieren.

Die Ratstagung beschloss das vorgelegte Konzeptpapier und beauftragte das Büro der Kirchengemeinschaft mit der Erarbeitung von Implementierungsmöglichkeiten. Dieser Prozess soll mit Beteiligung der Kirchengemeinschaft geschehen. In November 2015 und Juni 2016 wird der Generalsekretär an die Leitungsgremien des LWB berichten.

LWB-Mitgliedschaft wächst auf 145 Kirchen

Im Rahmen seiner Ratstagung hat der Lutherische Weltbund am Montag auch eine neue Mitgliedskirche aufgenommen: Die Lutherische Kirche der Republik China (Lutheran Church of the Republic of China – LCROC). Die in Taiwan ansässige Kirche verfügt über 570 Mitglieder in 10 Gemeinden. Sie hat ihre Wurzeln in der Norwegischen Lutherischen Mission, von der sie inzwischen aber unabhängig ist. Ihr Bischof ist Dr. Nong-Ruay (Ray) Chen. Insgesamt sind damit 145 Kirchen in 79 Ländern mit über 72 Millionen Christinnen und Christen im LWB zusammengeschlossen.

Öffentliche Stellungnahmen

Am Montag hat der Rat des LWB Beschlüsse zu einer Reihe von aktuellen Fragen von Kirche und Gesellschaft gefasst:

  • Öffentliche Erklärung zur Klimagerechtigkeit
  • Öffentliche Erklärung: Langwierige Konflikte und Überlastung des humanitären Hilfssystems
  • Öffentliche Erklärung zur Situation in Tanah Papua (Indonesien)
  • Öffentliche Erklärung: Die Sünde des Rassismus
  • Resolution zum Nahen Osten
  • Resolution zu Migranten
  • Resolution: Von MDGs zu SDGs: Diakonische Beteiligung in die Praxis umsetzen
  • Resolution: LWB zollt nigerianischen Volk Respekt

Öffentliche Erklärungen sind die höchsten Beschlüsse des Rates. Sie benötigen eine 3/4 Mehrheit im Rat. Resolutionen entsprechen einfachen Beschlüssen. Beide Arten werden von den Ausschüssen vorbereitet. Sie werden im Lauf des Tages hier auf die Webseite hochgeladen.

Berichte aus den Ausschüssen

Von den verschieden Fachausschüssen des Rats, in denen die inhaltliche Arbeit während der Ratstagung gebündelt ist, wurden verschiedene weitere Beschlüsse eingebracht. So wurde beispielsweise auf Vorschlag des Finanzausschusses eine neue Fundraisingstrategie beschlossen.

Nach dem Bericht des Ausschusses für Weltdienst gedachte der Rat dem verstorbenen Leiter des Auguste-Viktoria-Hospitals in Jerusalem, Dr. Tawfiq Nasser. Außerdem wurde ein Video zum Weltflüchtlingstag gezeigt, das das Ratsmitglied Jenny Moe aus Norwegen in Za’atari, Jordanien erstellt hat. Es ist unterlegt mit einem Lied, dass Moe extra für diesen Zweck produziert hat (zum Video und weiteren Informationen.

Die Ratstagung endete am späten Montagnachmittag mit einer Andacht und einem Reisesegen. Die nächste Tagung wird im 16. bis 21. Juni 2016 in Lutherstadt Wittenberg stattfinden. Im Vorfeld der Ratstagung 2016 hat das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes zu einer internationalen ökumenischen Veranstaltung vom 13. bis 15. Juni 2016 eingeladen, bei dem u. a. der Luthergarten offiziell übergeben werden soll.