Rat befürwortet Prozess zur Nachhaltigkeit des LWB

Wichtiger Schritt im Umgang mit langfristigen Herausforderungen

Genf, 25. Juni 2015 (LWI) – Der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) befürwortet Vorschläge zu einem Entwicklungsprozess hin zu einem dauerhaft nachhaltigen LWB.

Am letzten Tag der vom 18. bis 22. Juni in Genf abgehaltenen Ratstagung beschloss der Rat das Konzeptpapier „Hin zu einer nachhaltigen Ausrichtung des LWB und seines Gemeinschaftsbüros“/„Towards a sustainable projection of the LWF and its Communion Office“. Das Leitungsgremium bat Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge, beim Treffen der Leitungsgremien im November 2015 sowie bei der nächsten Ratstagung im Juni 2016 einen Folgebericht vorzulegen.

Die Vorschläge beziehen sich vor allem darauf, wie ein theologisch begründetes Verständnis der Nachhaltigkeit des LWB unter der Prämisse von lutherischer Berufung und Zeugnis in einer Welt, die sich nach Gerechtigkeit, Frieden und Aussöhnung sehnt, zum Ausdruck gebracht werden kann. Sie beziehen sich insbesondere auch auf vom Gemeinschaftsbüro (GB) des LWB 2015 getroffene Massnahmen der Risikokontrolle hinsichtlich des unerwarteten und problematischen Verlusts eines Teils des Einkommens der Organisation aufgrund der plötzlichen Abwertung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken.

Der nachhaltige Weg, den LWB und GB nun beschreiten, ist „unser Versuch, von einem reaktiven Modus, der uns durch unerwartete Umstände auferlegt wurde, die über das Jahr 2015 hinweg fortdauern werden, wegzukommen und die Herausforderungen, die die Ereignisse zutage gefördert haben, nun aktiv anzugehen“, stellte Junge in der Einleitung des Berichts fest.

Susan C. Johnson, Nationalbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada, brachte ihre Wertschätzung für das Konzeptpapier sowie für die Gelegenheit zum Ausdruck, die damit verbundenen Fragen ausführlich zu erörtern.  „Wenn wir uns das Gesamtbild anschauen, können wir sehen, was wir gut machen und nachhaltig bleiben“, stellte die LWB-Vizepräsidentin für Nordamerika fest.

Verbindung zu den Mitgliedskirchen

Pfr. Naoki Asano von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Japans betonte, die Nachhaltigkeit des LWB stehe auch mit der Nachhaltigkeit seiner Mitgliedskirchen im Zusammenhang. Er sagte, dass viele Kirchen vor dem Problem stünden, dass ihre Mitglieder immer älter würden und dass es schwierig sei, die jüngere Generation zu aktivem Engagement zu bewegen.

Pfr. Klaus Rieth von der Evangelisch-Lutherischen Kirche im deutschen Württemberg sagte, es sei wichtig, Wege zu finden, die Erfahrungen aus den verschiedenen Regionen des LWB „besser untereinander“ zu teilen. „Wir haben Mitgliedskirchen, die enorm wachsen, während wir hier im Norden Mitglieder verlieren“, stellte er fest. Es ist wichtig, voneinander zum Thema Spiritualität zu lernen, betonte er.

Von den verschiedenen regionalen Netzwerken innerhalb der LWB-Kirchen könne man etwas über aktives Engagement und Präsenz lernen, sagte Hellen Javier Rios Carrillo von der Nicaraguanischen Lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“. „Ich fühle mich den aktiven Jugend- und Frauennetzwerken in meiner Region sehr verbunden, doch die Arbeit des LWB ist dort nicht sehr bekannt.“

Ehrenamtliches Engagement

Das Thema Ehrenamt wurde auf vielfältige Weise diskutiert, doch insgesamt war man sich über die Bereicherung, die im ehrenamtlichen Engagement für die Kirchen und den LWB liegt, einig. Jedoch erfordere dies durchaus organisatorischen Aufwand und es entstünden Kosten, wenn ein effektives und bedeutsames ehrenamtliches Engagement sichergestellt werden solle.  „Wir haben so viele Menschen, die den LWB im Herzen tragen. Dieser Enthusiasmus ist einer der grössten Schätze, die ich bei uns sehe“, stellte Magnea Sverrisdottir von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Islands fest und bezog sich dabei auf ein mögliches ehrenamtliches Engagement jener, die als Ratsmitglieder gedient haben.

„Ich komme aus einem Kirchenbund, in dem viel von Ehrenamtlichen gemacht wird, doch wir brauchen Strukturen dafür“, sagte Pfarrerin Dagmar Magold vom Bund Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Sie merkte an, dass es durchaus Möglichkeiten gebe, jüngere Menschen in die Projektarbeit der Kirchen einzubinden.

Transparenter Prozess

Ein nachhaltiger LWB ist zudem mit dem Sitz des Gemeinschaftsbüros verbunden. „Das ist eine komplizierte und schwierige Frage, die von vielen Indikatoren abhängt“, sagte Dr. Frank O. July, Bischof von Württemberg, dazu. Der LWB-Vizepräsident für Mittel- und Westeuropa betonte die Notwendigkeit, einen transparenten Diskussionsprozess zu den verschiedenen Möglichkeiten in Gang zu setzen.

Generalsekretär Junge sagte: „Wir sind so weit miteinander gereist und wachsen und bewegen uns täglich weiter, Schritt für Schritt. Millionen Menschen betrachten den LWB als eine Quelle der Hoffnung und der Kraft.“

Des Weiteren gab es Anmerkungen zu der Notwendigkeit, die theologischen Inhalte des LWB, seine lutherische Identität sowie das Engagement seiner Mitgliedskirchen zu bewahren. „Unser gemeinsames Verständnis von Verantwortung der Gemeinschaft ist entscheidend, wenn wir über das Thema Nachhaltigkeit diskutieren“, betonte Junge.

Die Ratstagung beschloss das vorgelegte Konzeptpapier und beauftragte den Generalsekretär, einen Prozess einzuleiten, in dessen verschiedene Etappen der LWB-Präsident und die VizepräsidentInnen sowie der Rat fortlaufend eingebunden sein werden.