Nicaragua: Ernährungssicherheit und Frauenrechte

Alma Nidia Martinez glaubt an die Macht der Frauen – und der Veränderung. Foto: LWB-Mittelamerika

„Sich anpassen und überleben“

Villanueva (Nicaragua)/Genf, 29. Juli 2015 (LWI) – Für Alma Nidia Martinez beginnt der Tag um fünf Uhr morgens. Sie macht den Haushalt, versorgt ihre drei Kinder, die Hühner, Enten und das übrige Kleinvieh und betreibt ihren kleinen Laden. So beschäftigt sie ist, sie nimmt sich Zeit, FreundInnen und Angehörige zu besuchen und in ihrem Ort Vorträge über Frauenrechte zu halten.

Die 53-jährige Bäuerin, Ladenbesitzerin und alleinerziehende Mutter ist eine Verantwortungsträgerin in San Ramon, im Municipio Villanueva (Departamento Chinandega, Nicaragua). Gemeinsam mit anderen konnte sie im Rahmen eines Projekts zur Förderung von Ernährungssouveränität und -sicherheit in den Municipios Somotillo und Villanueva an einer Ausbildung teilnehmen. Durchgeführt wird das Projekt mit Unterstützung des Lutherischen Weltbundes (LWB) von der Asociación para el Desarrollo Eco Sostenible (ADEES), einer Organisation, die sich für ökologische und nachhaltige Entwicklung engagiert.

Erde ist Segen

In San Ramon haben alle zu kämpfen, sich ein Auskommen zu erwirtschaften. Auch Martinez arbeitet hart, baut auf ihrem Land gesunde Lebensmittel für ihre Familie an und verkauft die Überschüsse auf dem Markt oder von zu Hause aus. Gleichzeitig ist ihr aber das empfindliche Gleichgewicht, an dem auch ihre eigene Nahrungsmittelversorgung hängt, sehr bewusst.

„Für mich ist die Erde ein Segen“, erklärt sie. „Wenn man Samen aussät und sieht, wie sie wachsen, wenn man die Pflanzen pflegt und ihnen die richtigen Nährstoffe, aber vor allem Liebe gibt, kann man sich mit Nahrungsmitteln versorgen und in Harmonie mit der Umwelt leben.“

Aber sie stellt auch fest: „Es ist heute schwieriger als früher, denn mit dem Klimawandel tauchen auch Schädlinge auf, wenn man nicht damit rechnet. Deswegen müssen wir die Pflanzen aufmerksam beobachten und die nötigen Schritte unternehmen, uns anzupassen und zu überleben.“

Dank der Zusammenarbeit von ADEES mit der Asociación Miriam, einer weiteren örtlichen Partnerorganisation, die sich für Frauenrechte einsetzt, Frauen zur Selbstbestimmung befähigt und ihnen Bildung vermittelt, hat Martinez einen Kurs zum Thema Gender besuchen können. „Ich habe an vielen Workshops teilgenommen und finde, sie haben mein Leben verändert“, erzählt sie. „Mir ist bewusst, wenn wir unsere Rechte und Pflichten kennen, können wir Einfluss nehmen und einen Raum schaffen, wo wir in Würde leben können.“

Wissen weitergeben

Jetzt sieht sie es als ihre Pflicht an, dieses Wissen weiterzugeben. „Ich habe Zertifikate erworben, das motiviert mich. Meine Kinder sagen, sie sind stolz auf mich, weil ich Workshops besuche, um noch mehr zu lernen. Die Menschen ändern ihre Einstellung in kleinen Schritten“, so ihre Beobachtung.

Besonders ermutigt hat sie unlängst ihr Sohn: „Er hat zu mir gesagt: ‚Mama, schau, wie sich die Zeiten ändern. Früher haben meine Freunde, wenn sie gesehen haben, dass ich Wäsche wasche, koche und das Haus putze, wie du es von mir verlangst, gesagt, ich wäre kein Mann. Heute sage ich ihnen, wenn du Frauen bei der Hausarbeit hilfst, tut das deiner Männlichkeit keinen Abbruch.‘“

 

Ein Beitrag von LWB-Mittelamerika, bearbeitet durch das LWB-Kommunikationsbüro.