LWB fordert Waffenstillstand in Kolumbien

Ein LWB-Weltdienst-Team besucht entlegene Dorfgemeinschaften, die von dem Konflikt in Kolumbien betroffen sind. Foto: LWB-Kolumbien

Offener Brief an Teilnehmende der Friedensgespräche

Genf, 16 Juli 2015 (LWI) – In einem offenen Brief, den er gemeinsam mit führenden VertreterInnen zahlreicher regionaler und internationaler Organisationen aus dem religiösen Bereich unterzeichnet hat, fordert der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr Martin Junge, einen bilateralen Waffenstillstand für Kolumbien.

Der offene Brief richtet sich an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos, an Timoleón Jiménez, den Befehlshaber von FARC – EP, sowie die Verhandlungsführer beider Seiten, die derzeit im kubanischen Havanna Friedensgespräche führen. Weitere Unterzeichnende des Briefes sind John Nduna, Generalsekretär des ACT-Bündnisses, Georges Lemopoulos, amtierender Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, 31 VertreterInnen kolumbianischer Kirchen und kirchennaher Organisationen sowie 113 VertreterInnen internationaler Organisationen aus dem Bereich der Kirchen und Religionsgemeinschaften.

Solidarität und Anteilnahme

„Wir kommen nicht umhin, als ChristInnen und als Menschen unsere Trauer zum Ausdruck zu bringen angesichts der immer neuen Toten in Kolumbien, deren Tod mit einem bilateralen Waffenstillstandsabkommen hätte verhindert werden können“, erklären die Unterzeichnenden.

„Wir möchten unsere Solidarität und unsere Anteilnahme mit dem kolumbianischen Volk erklären, das seit vielen Jahren nach einem gerechten Frieden ruft, der dem Leben aller nutzen soll, insbesondere den ärmsten Männern und Frauen im Land. Sie sind von dem  bewaffneten Konflikt am schwersten betroffen.“

Der Konflikt in Kolumbien besteht seit über fünf Jahrzehnten. Er hat bisher eine halbe Million Opfer gefordert, die meisten unter ihnen Zivilisten. Über 15.000 Menschen gelten als vermisst. Angesichts des fortdauernden Guerillakriegs sind Millionen auf der Flucht. In den letzten Wochen haben Sabotageakte der Aufständischen die Trinkwasser- und Stromversorgung für hunderttausende Menschen unterbrochen. Seit zweieinhalb Jahren laufen Friedensgespräche in Havanna, die nach Aussage des Chefunterhändlers einen „gefährlichen Tiefpunkt“ erreicht haben. Am vergangenen Wochenende kündigte die FARC-Guerilla einen einseitigen Waffenstillstand an, um den Friedensprozess zu retten.

Hoffnung auf Dialog

„Das sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einer Einigung unter Beteiligung beider Parteien“, heisst es in der von LWB-Generalsekretär Junge unterzeichneten Erklärung. „Wir schreiben in der Hoffnung, dass Sie weiter den Pfad des Dialogs beschreiten, bis ein Friedensabkommen erreicht wird, das, auch wenn es unvollkommen ist eine Verheissung auf mehr birgt.‘“

Der LWB ist in Kolumbien durch seine Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (IELCO), sowie zwei vom Weltbund anerkannte Gemeinden vertreten. Die IELCO engagiert sich durch ihre Gerechtigkeitsinitiative, die im Rahmen des Diakonieprogramms Friedensarbeit leistet, für das Friedensabkommen. Auch Pfr. Jairo Suarez, Koordinator der diakonischen Arbeit der IELCO, hat den offenen Brief unterzeichnet.

Auf Einladung der IELCO hat die Abteilung des LWB für Weltdienst im Jahr 2006 ein Länderbüro in Kolumbien eröffnet. Gemeinsam mit dem ACT-Bündnis und örtlichen Netzwerken engagiert er sich in den Bereichen Menschenrechte, langfristig angelegte nachhaltige Entwicklung und humanitäre Hilfe.

Der LWB Weltdienst setzt sich für Frieden und Versöhnung ein, indem er zivilgesellschaftliche Organisationen im Land unterstützt. Er unterhält Programme in Arauca und Choco und fördert dort den Friedensprozess. Durch das ACT Forum Kolumbien werden Kirchen und ökumenische Organisationen bei ihrer Arbeit für eine politische Lösung unterstützt. Unter anderem schafft der LWB Raum für Dialog und Beratungen.