Lutherische Krim-Gemeinden sollen nationale Kirchenzugehörigkeit selbst entscheiden

Bischof Serge Maschewski im März bei einem Besuch in der lutherischen Gemeinde in Simferopol. Foto: DELKU/Jevgenija Donetzkaja

Ukrainische Kirche bietet weiterhin bischöfliche und geistliche Leitung an

 26. Mai 2014 (LWI) – Die bischöfliche Leitung und seelsorgerische Betreuung der sieben lutherischen Gemeinden auf der Krim-Halbinsel verbleibt bei der ukrainischen Kirche, die unter dem Namen Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche der Ukraine (DELKU) registriert ist. Dies wurde nach einem Treffen des Bischofsrates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland und anderen Staaten (ELKRAS) vom 7. bis 9. Mai 2014 in Tiflis (Georgien) in einem Brief an die lutherischen Gemeinden auf der Krim bekannt gegeben.

ELKRAS ist ein Bund lutherischer Kirchen in der ehemaligen Sowjetunion, zu dem auch die DELKU und die Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland (ELKER) zählen.

Nachdem die Krim seit dem Referendum am 16. März 2014 von der Russischen Föderation verwaltet wird, befanden sich auch die lutherischen Gemeinden auf der Krim auf russischem Zuständigkeitsgebiet. Diese Tatsache warf die Frage auf, ob ihre seelsorgerische Betreuung weiterhin der DELKU obliegen würde, die für die Gemeinden in der gesamten Ukraine zuständig ist, oder ob sich die Krim-Gemeinden den russischen LutheranerInnen in der ELKER anschliessen sollten.

Laut DELKU-Bischof Serge Maschewski brachten die Gemeinden den einträchtigen Wunsch zum Ausdruck, unter der bischöflichen Leitung der ukrainischen Kirche zu verbleiben.

“Situation ruhig genug”

Die Gemeinden können allerdings frei über ihre künftige strukturelle Zugehörigkeit entscheiden, heisst es in dem Brief, der gemeinsam von DELKU-Bischof Maschewski und ELKER-Bischof Dietrich Brauer unterzeichnet wurde. „Wir achten die eigene Entscheidung jeder Gemeinde über ihre zukünftige strukturelle Zugehörigkeit zu einer der Kirchen.“

Die lutherischen Gemeinden auf der Krim müssten die Kirchengebäude unter der neuen politischen Administration erneut registrieren lassen und müssten in diesem Rahmen auch ihre strukturelle Zugehörigkeit zu einer Kirche neu angeben, erklärt Maschewski.

Beide lutherischen Kirchen, die ELKER und die DELKU, haben den Krimgemeinden bei diesem Prozess ihre Unterstützung zugesagt. „Ich glaube dass wir mit Hilfe unserer Juristen in der Lage sein werden, alle Probleme im Zusammenhang mit der Umregistrierung unserer Gemeinden und unserer Immobilien erfolgreich zu lösen“, sagte Maschewski in einem Interview mit der Lutherischen Welt-Information (LWI).

Er erwähnt auch dass der Pastor der sieben Krim-Gemeinden inzwischen auf die Krim zurückgekehrt ist, nachdem er das Land während der Unruhen verlassen hatte. „Pastor Göring und Diakonin Donetzkaja arbeiten zurzeit wie bevor, sie leisten ihren Dienst auf der Krim“, sagte er. „Es werden verschiedene kirchliche Veranstaltungen von allgemeiner kirchlicher Bedeutung durchgeführt, vor allem im Bereich Diakonie und Jugendarbeit.“

“Die Situation ist ruhig genug. Es werden Gottesdienste gefeiert, Bibelstunden durchgeführt, Hausbesuche gemacht etc. Die Menschen auf der Krim sind mit vielen neuentstandenen Formalitäten konfrontiert, vor allem im Zusammenhang mit dem Erhalt (oder Nichterhalt) von neuen Ausweisen und anderen rechtlichen Dokumenten“ fügte Maschewski hinzu.

„Extrem kompliziert“

“Unsere ELKER und die DELKU bleiben in voller kirchlicher Gemeinschaft, wir sind Teile des Kirchenbundes ELKRAS”, betonte Elena Bondarenko, Pröpstin der ELKER mit Sitz in Moskau.

“Das Wichtigste für uns ist das Leben dieser Gemeinden, und wir bleiben im Dialog mit der Kirche in der Ukraine. Wir beten für Frieden und hoffen dass unsere Gemeinschaft mit der Kirche einen Beitrag zu Frieden in der Ukraine leisten kann, obwohl die Situation in der Ukraine extrem kompliziert ist“, fügte sie hinzu.

Ein starkes Zeugnis

Sie betonten die Jahrhunderte alte „gemeinsame Geschichte“ als eine Kirche und sicherten sich gegenseitig volle Unterstützung in allen die neue Situation betreffenden Belangen zu. “Trotz verschiedener Änderungen im politischen Leben unserer Staaten bleiben wir in geistlicher Einheit und in voller Kirchengemeinschaft“”, so der Brief.

„Wir wissen um die Fähigkeit des kürzlich gegründeten ELKRAS-Bundes, den Zusammenhalt in diesen schwierigen Momenten zu stärken und für gegenseitige Unterstützung einzutreten. Dies ist ein starkes Zeugnis unseres christlichen Glaubens in der Öffentlichkeit“, sagte Pfarrerin Dr. Eva-Sybille Vogel-Mfato, Gebietsreferentin für die Region Europa des Lutherischen Weltbundes (LWB).

„Auch wenn noch nicht deutlich ist, welche Wahl die Gemeinden treffen werden oder treffen können, sollen sie wissen, dass sie weiterhin Teil der weltweiten LWB-Kirchengemeinschaft sind. Und das bedeutet, dass wir für sie beten und sie begleiten“, fügte Pfarrerin Vogel-Mfato hinzu.