Klimagerechtigkeit: „Wir brauchen schnelle und umfassende Maßnahmen“

Die Versorgung mit erneuerbarer Energie spielt eine wesentliche Rolle bei der Verringerung der Treibhausgasemissionen und der Begrenzung der globalen Erwärmung. Foto: Zbynek Burival, Unplash

IPCC legt Bericht über die „Minderung des Klimawandels“ vor

GENF, Schweiz (LWI) – Das Fenster der Möglichkeiten, um die globale Erderwärmung noch auf 1,5°C zu begrenzen, schließt sich zunehmend. „Wir brauchen schnelle und umfassende Maßnahmen gegen den Klimawandel, um das 1,5°-Ziel noch zu erreichen“, sagte Elena Cedillo, Programmreferentin für Klimagerechtigkeit beim Lutherischen Weltbund (LWB). 

Anfang letzter Woche hat der Zwischenstaatliche Ausschuss der Vereinten Nationen für Klimaänderungen (IPCC) den Bericht der Arbeitsgruppe III „Klimawandel 2022 – Minderung des Klimawandels“ vorgelegt.

Eines der wichtigsten Ergebnisse lautet, dass die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent verringert werden müssen und dass eine Minderung des Klimawandels nur dann möglich ist, wenn die entsprechenden Politikmaßnahmen durchgeführt werden und die fachgerechte Infrastruktur und Technologie zum Einsatz kommen.

Der IPCC-Bericht fordert sofortiges Handeln, um die Emissionen drastisch zu senken, den schrittweisen Verzicht auf alle fossilen Energieträger, eine Verbesserung der Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Elektrifizierung. Darüber hinaus sind auch die Wiederaufforstung von Wäldern und die Sanierung von Flächen erforderlich.

Der IPCC-Bericht empfiehlt den Regierungen die Umsetzung von Politikmaßnahmen, die den Zugang zu saubereren Technologien und erneuerbaren Energien für alle Menschen sicherstellen. Zusätzlich sollte die Energieversorgung dezentralisiert werden. „Das eröffnet die Möglichkeit, die Produktion erneuerbarer Energien zu demokratisieren, neue Geschäftsmodelle im Bereich der erneuerbaren Energie entstehen zu lassen und neue Beschäftigungsmöglichkeiten aufzuzeigen, darunter auch für diejenigen ganz unten in der Einkommenspyramide“, erläutert Cedillo.

„Für die Arbeit des LWB bedeutet das die Unterstützung von Kirchen im globalen Süden, damit sie grünere Kirchen werden“, so Cedillo.

Investitionen sind ein entscheidender Faktor, um Treibhausgasemissionen zu verringern und die Widerstandsfähigkeit gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu erhöhen. Dabei weist der Bericht aber auch darauf hin, dass öffentliche und private Investitionen in fossile Energien Anlass zur Sorge geben und Fortschritte in Richtung kohlenstoffarmer Wirtschaftsmodelle bremsen. Es wird bis 2030 etwa das Sechsfache der zurzeit in Anpassungs- und Schutzmaßnahmen gegen den Klimawandel investierten Beträge erforderlich sein, um die Erderwärmung unter 2°C zu begrenzen.

Der Bericht präsentiert Lösungen für alle Sektoren und zeigt ein signifikantes Potenzial für Emissionsminderungen im Energie- und Transportsektor, in der Stadtplanung und in Städten, durch Wiederaufforstungen und Flächensanierungen und auf der Nachfrage- und Dienstleistungsseite.

„Als Einzelpersonen können wir etwas bewirken, wenn wir unser Konsumverhalten und unseren Lebensstil ändern und jede Möglichkeit nutzen, die weltweiten Emissionen zu verringern“, sagte Cedillo.  „Gemeinsam können wir klimafreundliche organisatorische Entscheidungen treffen. Und schließlich können wir uns auch auf der politischen Ebene engagieren und uns durch Gesetze und Strukturen für Klimagerechtigkeit stark machen.“

Der LWB setzt sich seit den 1970er Jahren für Klimagerechtigkeit ein. Auf seiner Zwölften Vollversammlung in Windhoek, Namibia im Jahre 2017 hat der LWB die globale Gemeinschaft aufgerufen, ihre Initiativen für Klimagerechtigkeit zu verstärken.  

Von LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken