„Hoffnung teilen“
Waffenstillstandsabkommen bedeutsam für Kolumbien und für die Welt
BOGOTA, Kolumbien/ GENF, 29. Juni 2016 (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens für Kolumbien vom 23. Juni 2016 begrüßt. „Ich teile mit Ihnen meine freudige Hoffnung über die Nachricht einer dauerhaften Einstellung der Kämpfe und Feindseligkeiten zwischen der kolumbianischen Regierung und der Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC)“, schreibt Pfarrer Dr. Martin Junge, Generalsekretär des LWB, in einem Brief an Bischof Benjamin Ojeda von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kolumbiens (IELCO) und Saara Vuorensola-Barnes, der Landesvertreterin des LWB-Weltdienstprogramms in Kolumbien.
Schwieriger Prozess
„Auch wenn die Unterzeichnung des Abkommens einen wichtigen Meilenstein in diesen langwierigen und komplizierten Verhandlungen darstellt, ist uns deutlich, dass es bei weiteren Verhandlungen nicht einfach sein wird einen Punkt zu erreichen, an dem Gerechtigkeit und Frieden so gefestigt sein werden, dass sie für alle Menschen in Kolumbien eine Realität darstellen“, schreibt Junge weiter. „Ich bin davon überzeugt, dass wir in der jetzigen Situation dazu aufgerufen sind, den Traum von einem bleibenden Frieden zu nähren, anstatt weiterhin den Alptraum eines blutigen und tödlichen Konflikts zu erdulden, der so viel Leid verursacht hat. Kolumbien verdient etwas Besseres.“ Er sagte „unsere Gebete und alle Unterstützung, die wir seitens des LWB leisten können“ zu.
Die LWB-Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (IELCO), und das LWB-Weltdienstprogramm in Kolumbien haben den Friedensprozess in dem lateinamerikanischen Land auf unterschiedliche Weise unterstützt. Der LWB arbeitet mit dem Ständigen Ausschuss für die Verteidigung der Menschenrechte der Region Ost (Comité Permanente para la Defensa de los Derechos Humanos (CPDDH) de la Región Este) am Projekt „Wege des Friedens in unserer Region“ (Building Pathways of Peace in our Territory), Seite an Seite mit den Beteiligten des zwischenkirchlichen Dialogs für den Frieden (DiPAZ). Diese Initiative setzt sich dafür ein, die einheimische Bevölkerung einerseits zur Mitarbeit bei der Verteidigung ihrer Rechte zu ermutigen – was Mut und Entschlossenheit erfordert –, und sie andererseits anhand von Bildungs- und Freizeitangeboten an Aktivitäten zur Friedensbildung zu beteiligen und damit Vertrauen aufzubauen.
Im Juli 2015 hat der LWB zusammen mit mehr als 130 ökumenischen und religiösen Organisationen einen offenen Brief an die wichtigsten Verhandlungsführer der Friedensgespräche in Havanna unterzeichnet, in dem zu einem bilateralen Waffenstillstand zwischen den Regierungstruppen und der FARC-Guerilla aufgerufen wurde.
Erklärung der kolumbianischen Kirchen
In einer gemeinsamen Erklärung haben die im kolumbianischen zwischenkirchlichen Dialog für den Frieden (DiPAZ) zusammengeschlossenen Kirchen ihrer Hoffnung und Freude anlässlich der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens Ausdruck verliehen, das sie als „historisch“ bezeichnen: „Voll Hoffnung begrüßen und bejahen wir den Weg, der mit dieser Ankündigung weitergegangen wird. Er ist bedeutsam für Kolumbien und für die Welt. Er zieht einen Schlussstrich unter eine bewaffnete Konfrontation zwischen der Regierung Kolumbiens und der FARC, die seit mehr als einem halben Jahrhundert andauert“, so die Erklärung.
DiPAZ rief außerdem dazu auf, auch andere bewaffnete Konflikte zu überdenken, die sich immer noch zwischen Rebellenbewegungen, paramilitärischen Gruppierungen und der kolumbianischen Armee abspielen.
Hauptbeteiligte des Konflikts sind Regierungstruppen und mehrere Guerillagruppen. 2012 begannen Friedensgespräche zwischen der Regierung Kolumbiens und der größten Guerillagruppe, den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC). Die ELN (Ejército de Liberación Nacional – Nationale Befreiungsarmee), eine ebenfalls große Guerillaarmee mit etwas anderem ideologischem Ansatz, hat sich im Frühling dieses Jahres den Friedensgesprächen angeschlossen.
Das Abkommen soll einen Konflikt beenden, bei dem mehr als 200.000 Menschen getötet wurden. Weitere 15.000 Menschen werden vermisst. Millionen von Menschen wurden durch den Guerillakrieg aus ihrer Heimat vertrieben. Aufgrund häufiger Sabotageakte leben heute Hundertausende ohne sauberes Wasser und ohne Strom. Die meisten der getöteten oder vertriebenen Personen stammen aus der Zivilbevölkerung.
Während das Land nun darauf hofft, in eine neue Phase eintreten zu können, engagiert sich der LWB-Weltdienst durch seine Arbeit für Frieden, Land und Würde für alle. Im Rahmen der Arbeit für einen gerechten und fairen Frieden für die gefährdetsten Menschen werden Workshops für die ländliche Bevölkerung durchgeführt, die sich mit Themen wie Menschenrechte, Landrechte und humanitäres Völkerrecht befassen. So soll es den Menschen ermöglicht werden, dafür zu sorgen, dass gefährdete Gemeinschaften ihr Land zurückerhalten und sich eine neue Existenz aufbauen können.