Guatemala: Drohungen gegen Kirchenpräsidenten

Am 7. September wurden Drohungen gegen Pfr. José Pilar Álvarez Cabrera (ILUGUA) ausgesprochen. Foto: Nelton Rivera Community Press

LWB und ökumenische Organisationen erklären sich solidarisch

Guatemala-Stadt, Guatemala/Genf (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat gemeinsam mit ökumenischen Partnerorganisationen seine „tiefe Besorgnis“ zum Ausdruck gebracht angesichts der jüngst in Guatemala gegen einen lutherischen Pfarrer und Menschenrechtsaktivisten laut gewordenen Drohungen. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern ACT Alliance, LWB und JOTAY, eine Kooperation von Brot für die Welt, Act Svenska Kyrkan, Norwegian Church Aid und Christian Aid, den guatemaltekischen Staat und die Völkergemeinschaft auf, den Schutz aller zu gewährleisten, die sich für die Menschenrechte engagieren.
 
Formuliert wurden die Drohungen gegen Pfr. José Pilar Álvarez Cabrera auf einem anonymen Flugblatt. Álvarez Cabrera ist Präsident der Lutherischen Kirche Guatemalas (ILUGUA), die dem LWB als Mitglied angehört. Es wird angenommen, dass das Flugblatt in Zusammenhang mit seinem langjährigen Engagement für Umweltschutz, Wasserreche und die Rechte der indigenen Bevölkerung der Granadillas-Berge steht.

Einschüchterungen und Schikanen

„Pfr. José Pilar Álvarez Cabrera ist aufgrund seines Eintretens für die Menschenrechte Opfer von gezielten Einschüchterungen, Schikanen und Kriminalisierung“, heißt es in der Stellungnahme. „Dies ist kein Einzelfall. In Guatemala werden Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten kriminalisiert, weil sie ihr Recht in Anspruch nehmen, die schwächsten Gruppen der Bevölkerung zu verteidigen“, wie ein jüngst vom Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte vorgelegter Bericht zur Lage in Guatemala feststellt.
Die Granadillas-Berge im guatemaltekischen Departamento Zacapa sind Heimat eines von großer biologischer Vielfalt geprägten Ökosystems. Die Region, von deren Süßwasservorkommen über 300.000 Menschen abhängig sind, wird von dem indigenen Volk der Chortí bewohnt. Seit Jahrzehnten wehren sich Einheimische und Menschenrechtsengagierte gegen illegale Abholzungen, Umnutzung von Flächen für die Viehwirtschaft, Monokulturen und Entwaldung.

Gebet und Unterstützung

Gegen Álvarez Cabrera läuft aktuell aufgrund seines Engagements ein Gerichtsverfahren. „Es gibt Belege, dass dieser Prozess wegen seines Eintretens für die Umwelt angestrengt wurde“, führt die Stellungnahme aus. „Ebenso wie Pfarrer José Pilar Álvarez Cabrera müssen sich auch andere führende Persönlichkeiten aus sozialen Bewegungen vor Gericht verantworten, weil sie sich für die Menschenrechte einsetzen. Vielfach wird ihre Arbeit behindert durch die missbräuchliche Anwendung des Strafrechts“.
 
Die ökumenischen Organisationen fordern „sofortige, unparteiische und wirksame Ermittlungen“ und rufen Kirchen und im religiösen Bereich beheimatete Organisationen (faith-based organizations - FBOs) auf, sich für die Menschenrechtsaktivisten und -aktivistinnen in Guatemala einzusetzen.

„Wir unterstützen die Arbeit von Bruder José Pilar Álvarez Cabrera, den wir unserer Fürbitte versichern und an dessen Seite wir stehen im Sinne unserer weltweiten ökumenischen Gemeinschaft“, betonen die Organisationen abschließend.