Freuden und Probleme von LWB-Kirchen weltweit
LWB-Gremium diskutiert Finanzierung diakonischer Projekte
Yangon (Myanmar)/Genf, 25. April 2016 (LWI) – Die Freuden und Probleme seiner Mitgliedskirchen in aller Welt stehen bei einer Tagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Mittelpunkt, die diese Woche die Finanzierung diakonischer Projekte diskutiert wird.
Der LWB hat VertreterInnen von Kirchen in Honduras, Myanmar, Ungarn und Simbabwe zu der Tagung des Unterausschusses für Mission und Entwicklung eingeladen, die vom 25. bis 27. April in Hannover stattfindet. Sie werden davon berichten, wie vom LWB unterstützte Projekte nicht nur in den Kirchen, sondern auch bei der Bevölkerung, der sie dienen, Wandel bewirken.
So stellt Pfr. James San Aung, Direktor des Missionswerks der Myanmarischen Lutherischen Kirche (MLK), das Ausbildungsprogramm seiner Kirche für Leitungsverantwortung tragende LaiInnen vor. Die Anfänge dieser Kirche gestalteten sich schwierig und zunächst war nicht einmal sicher, dass sie auf Dauer Bestand haben würde. „Wir sind mit verschiedenen Hindernissen und Problemen konfrontiert worden und viele dachten, wir würden höchstens drei Jahre überleben“, erinnert sich Aung.
Als die MLK in Myanmar 1998 als offizielle Religionsgemeinschaft gegründet wurde, hatte sie gerade einmal fünf Mitglieder. Eines davon war ihr einziger ordinierter Pfarrer, Andrew Mang Lone. Damals wurde das Land von einer Militärjunta regiert, innere Konflikte und Menschenrechtsverletzungen prägten den Alltag.
Im Jahr 2010, als die MLK Mitglied im LWB wurde, hatte sie bereits 2.150 Mitglieder, davon sechs ordinierte Geistliche und 14 EvangelistInnen, inzwischen sind es 3.127 Gläubige in 14 Gemeinden in den Distrikten Yangon, Paletwa und Miza. Der Kirche steht Bischof Dr. Andrew Mang Lone vor; gemeinsam mit ihm betreuen 17 weitere Geistliche und 25 EvangelistInnen die Gemeinden.
Ganzheitlicher Ansatz
Im Rahmen der Tagung in Hannover stellt Aung den von der MLK gestellten Antrag auf Unterstützung der Ausbildung von 27 LaiInnen für die Übernahme von Leitungsverantwortung in dörflichen Kirchengemeinden vor. Die Ausbildung wird von 2017 bis 2019 in Myanmar und Indien stattfinden. Mit den zusätzlichen Mitteln kann die achtmonatige Bibelschule weitergeführt werden, die 2014 initiiert wurde und die Kompetenzen von EvangelistInnen erweitern soll, die keine formale theologische Ausbildung haben. Die Arbeit der Kirche stützt sich auf einen ganzheitlichen Ansatz, entsprechend werden den Teilnehmenden dieses Ausbildungsangebots auch moderne landwirtschaftliche Methoden nahegebracht, mit denen kleinbäuerliche Familien ihre Erträge steigern und ihr Haushaltseinkommen verbessern können.
Ilona Dorji, LWB-Referentin für Projektkoordinierung und Überwachung, unterstreicht, dass es hier um die „dringend notwendige Unterstützung für eine junge Kirche mit vielen kleinen Gemeinden in den Dörfern“ geht. Sie erinnert sich an ihre jüngsten Besuche bei der MLK und ergänzt: „Die Menschen in den Dörfern können es sich nicht leisten, hauptamtliche Geistliche zu beschäftigen, also müssen LaiInnen Leitungsverantwortung übernehmen. Viele junge Leute möchten Theologie und Mission studieren, aber ihre Eltern können die Kosten für ein Studium nicht finanzieren.“
Herausforderungen
Der neue LWB-Asienreferent Pfr. Dr. Philip Lok, ehemaliger Bischof der Lutherischen Kirche in Malaysia und Singapur, kennt die MLK seit ihrer Gründung. „Ich blicke mit grosser Freude und Dankbarkeit auf die Arbeit dieser Kirche in einer schwierigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Atmosphäre zurück“, betont er. Lok stand von 2007 bis 2011 der Ordination verschiedener Geistlicher und EvangelistInnen in der MLK vor und führte 2013 ihren ersten Bischof ins Amt ein.
In dem südostasiatischen Land mit einer Bevölkerung von 51 Millionen Menschen, von denen 80 Prozent dem Buddhismus angehören, kontrolliert das Ministerium für religiöse Angelegenheiten die Aktivitäten der Religionsgemeinschaften. Beschränkungen der Konversion zum Islam oder Christentum „sind Anlass für eine gewisse Angst“, berichtet Aung.
Dem Christentum gehören etwa sieben Prozent der Bevölkerung an, davon sind 30.000 Gläubige Mitglieder der vier LWB-Kirchen im Land. Auch die Abteilung des LWB für Weltdienst ist mit einem Länderprogramm präsent und leistet auf der Ebene der Gemeinwesen Entwicklungsarbeit und humanitäre Hilfe.
2,2 Millionen Euro für 23 kirchliche Projekte weltweit
Bei der Tagung in Hannover werden 23 Projektanträge aus Afrika, Asien, Mittel- und Osteuropa sowie Lateinamerika und der Karibik geprüft. Das Gesamtbudget für den Zeitraum 2017 bis 2019 beläuft sich auf über 2,2 Millionen Euro.
Dem Unterausschuss gehören sieben Mitglieder des LWB-Rates an, an seinen jährlichen Tagungen nehmen ausserdem VertreterInnen kirchlicher Organisationen und LWB-Mitarbeitende teil. Die Empfehlungen des Unterausschusses werden dem Rat bei seiner nächsten Tagung vorgelegt, die im Juni in Wittenberg (Deutschland) stattfindet.
Pull quote: „Wir haben nicht nur überlebt, sondern … unsere Mitgliederzahl nimmt allmählich zu – durch die Gnade Gottes und die Einheit und Gemeinschaft von Leitenden und Gemeinden dieser Kirche sowie durch die Unterstützung von Lutheranerinnen und Lutheranern weltweit.“ – Pfr. James San Aung, Direktor des Missionswerks der Myanmarischen Lutherischen Kirche
https://www.lutheranworld.org/content/approval-development-projects (in englischer Sprache)