Frauen in leitenden Positionen – eine lutherische Perspektive

Maria Immonen, Direktorin der LWB-Abteilung für Weltdienst, auf dem von Caritas Internationalis veranstalteten Frauenforum. Foto: Lucia Ballester Bellver/Caritas

Die LWB-Direktorin der Abteilung für Weltdienst spricht auf dem Frauenforum von Caritas Internationalis über ihre Erfahrungen

Rom, Italien/Genf (LWI) - Die Direktorin der Abteilung für Weltdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat auf einem Forum, das von dem zur katholischen Kirche gehörenden Hilfswerk Caritas Internationalis (CI)  veranstaltet wurde, über die Herausforderungen und Hoffnungen gesprochen, die mit der Zukunft von Frauen in leitenden Positionen verbunden sind.

Maria Immonen wurde 2015 zur ersten weiblichen Direktorin des Weltdienstes ernannt. Sie war als ökumenischer Gast zu dem Frauenforum eingeladen, das am 22. Mai in Rom im Vorfeld der CI-Generalversammlung stattfand.

In ihrem Vortrag sprach die aus Finnland stammende Immonen über ihren eigenen Hintergrund und erzählte über ihre Grossmutter, die politisch aktiv war und sich für Frauenrechte eingesetzt hat, und über ihre Mutter, die eine der ersten zum Priester ordinierten Frauen in Finnland war.

Verpflichtung zu Gendergerechtigkeit

Sie sprach ebenfalls über die „seit langem bestehende Verpflichtung des LWB zu Gendergerechtigkeit und mehr Selbstbestimmung und Autonomie von Frauen. Diese Verpflichtung wurde durch ein bereits 1984 eingeführtes globales Quotensystem und eine 2013 weltweit angenommene Politik der Gendergerechtigkeit umgesetzt“, die in allen 148 Mitgliedskirchen rund um die Welt umfassend Anwendung findet.

Geschlechtergerechtigkeit, so erklärte sie, bedeute „den Schutz und die stärkere Achtung der Würde von Frauen, aber auch von Männern. Außerdem wird auf diese Weise verdeutlicht, dass Männer und Frauen, die nach Gottes Bild geschaffen wurden, gemeinsam verantwortliche Haushalter der Schöpfung sind.“

Fortschritte bei der Beteiligung von Frauen

Immonen wies darauf hin, dass die meisten LWB-Mitgliedskirchen Frauen zu Priestern und Bischöfen ordinierten, und berichtete über die signifikanten Fortschritte, die es hinsichtlich des aktiven Engagements und der Beteiligung von Frauen am Leben ihrer Kirche über die letzten Jahrzehnte gegeben habe.

Während ihrer Tätigkeit als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungsarbeit habe sie jedoch viel über die Probleme und Herausforderungen gelernt, mit denen Frauen nach wie vor in der Kirche und in der Gesellschaft insgesamt konfrontiert werden. Sie registrierte, „an welchen Gesprächen ich teilnehmen durfte und an welchen nicht“, und dass in Ländern überall auf der Welt „Gewalt gegen Frauen auch innerhalb der Kirche nach wie vor eine Herausforderung ist.“

Weiteres Engagement erforderlich

Sie hatte das Glück, sowohl von Frauen als auch Männern unterstützt zu werden und Kolleg/innen und Mentor/innen zu haben, die „mir Mut gemacht haben, wenn ich das Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten zu verlieren begann.“  Am wichtigsten sei es, so sagte sie, dass Organisationen und Führungskräfte nicht in ihrer Verpflichtung nachließen, gleiche Rechte für Frauen zu fordern und „diejenigen anprangern, die diese Rechte lieber ignorieren.“

Immonen sprach abschließend über Erkenntnisse, die sie auf ähnlichen Frauenveranstaltungen gewonnen habe, an denen sie teilgenommen hat, und stellte die Frage, wann solche wichtigen Gerechtigkeits- und Gleichstellungsfragen zu zentralen Tagesordnungspunkten auf Plenartagungen und in Diskussionsrunden würden.

„Wann werden Männer sich trauen“, fragte sie, „in unseren gemeinsamen Gesprächen Themen anzusprechen, die ein sowohl für Männer auch als Frauen toxisches männliches Rollenverständnis in Frage stellen?“ „Wann werden wir den Punkt erreichen, an dem alle unsere Probleme als gemeinsame Probleme begriffen werden, die sich auf uns alle auswirken werden, wenn wir sie nicht lösen?“