In Erinnerung an Nelson Rolihlahla Mandela (1918-2013)

Gedenkfeier in Soweto, Südafrika. Foto: LWB/I. Benesch

LWB begleitete Kampf für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung

(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) zollte dem ehemaligen Präsidenten Südafrikas und der Anti-Apartheid-Ikone, Nelson Mandela, der als Führungspersönlichkeit „für Prinzipien stand, für Gerechtigkeit kämpfte und sich um Frieden bemühte“, um die Rassendiskriminierung in Südafrika zu beenden, Tribut.

Mandela, ein Symbol des Befreiungskampfes im südlichen Afrika, verstarb am 5. Dezember im Alter von 95 Jahren. Er wurde am 15. Dezember in der Heimat seiner Vorfahren in Qunu, in der Provinz Eastern Cape, beigesetzt.

Der LWB begleitete den Kampf der Kirchen für ein Ende des Apartheidsystems von Anfang an, von Mandelas Inhaftnahme bis zu seiner Entlassung. Von 1963 bis 1990 forderten Erklärungen der LWB-Vollversammlungen, die normalerweise alle sieben Jahre stattfinden, die LWB-Mitgliedskirchen dringend auf, sich aktiv gegen das System der Apartheid und alle Formen von Rassendiskriminierung im südlichen Afrika zu engagieren.

Die Sechste Vollversammlung 1977 traf die beispiellose Entscheidung, einen Status Confessionis zu verabschieden, in dem erklärt wurde, dass das System der Apartheid auf der Basis des Glaubens und um die Einheit der Kirche zu manifestieren abgelehnt werden muss. Die Vollversammlung bekräftigte, dass „alle Christen ohne Unterschied der Rasse […] durch das Sakrament der Taufe Glieder der Einen Kirche [sind]“, und dass das System der Apartheit auf vielerlei Weise die Umsetzung der christlichen Gemeinschaft behindere.

In den folgenden Jahren wurde die Diskrepanz zwischen dem Aufruf der Vollversammlung und der Realität im südlichen Afrika diskutiert. Bei der Siebenten Vollversammlung 1984 in Budapest suspendierte die LWB-Vollversammlung die Mitgliedschaft zwei seiner Mitgliedskirchen in Südafrika um „diesen Kirchen [zu] helfen, zu einem klaren Zeugnis hinsichtlich der Politik der Apartheid (getrennte Entwicklung) zu gelangen“.

Als sich das weltweite Engagement gegen die Apartheid intensivierte, erhöhte der LWB seine Bemühungen auf anderen Plattformen, wie zum Beispiel in Studienausschüssen, durch Konsultationen, die die Kirchen in der südlichen Region Afrikas miteinbezogen, durch Besuche des LWB und Beschlüsse des LWB-Exekutivkomitees und des LWB-Rats. Die Achte LWB-Vollversammlung 1990 begrüsste die Entlassung Mandelas aus dem Gefängnis und forderte weitere Bemühungen, um die Strukturen und Praktiken des Apartheidsystems abzuschaffen. Im Juni desselben Jahres stimmte der LWB-Rat dafür, die Suspendierung der Mitgliedschaft der beiden Kirchen aufzuheben und die pastorale Unterstützung der Mitgliedskirchen im südlichen Afrika aufrechtzuerhalten.

Freiheit und Hoffnung

Während im Land die Versöhnung verhandelt wurde, schrieb der damalige LWB-Generalsekretär Pfr. Gunnar Stålsett 1993 direkt an Präsident Frederik W. de Klerk und Mandela, und ermutigte sie „staatsmännische Fähigkeiten und christliche Verantwortung zu zeigen und um des Friedens in Südafrika Willen, auf den wir alle hoffen und für den wir alle beten, eine kreative und verantwortungsvolle Lösung zu finden, die alle Betroffenen miteinbezieht“.

Nachdem de Klerk und Mandela 1993 gemeinsam den Friedensnobelpreis erhalten hatten, folgten 1994 erstmals freie Wahlen für alle Rassen in Südafrika. Bei diesen Wahlen wurde Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt.

„Der Sieg gegen die Apartheid ist eines der grössten prophetischen Zeichen dieses Jahrhunderts. Die lutherischen Kirchen auf der ganzen Welt feiern mit unseren Schwestern und Brüdern in Südafrika diesen neuen Tag der Demokratie“, schrieb Stålsett in seinem Glückwunschschreiben an Präsident Nelson Mandela und sagte dem neu gewählten Präsidenten Südafrikas die Gebete und Unterstützung des LWBs zu.

In seiner Antwort an den LWB dankte Mandela Stålsett sowie vielen anderen Führungspersonen für die Teilnahme an seiner Vereidigung als Präsident, und beschrieb ihre Anwesenheit als „ein klares Zeichen für die Akzeptanz des neuen demokratischen Afrikas auf der Weltbühne“.

Der lange Weg zur Freiheit

Während des Freiheitskampfes umfasste der Widerstand des LWB gegen die Apartheid und Kolonialherrschaft im südlichen Afrika Stipendien für junge Leute, um verschiedene akademische Disziplinen studieren zu können, wobei viele von ihnen später zurückkehrten, um führende Positionen in der Kirche, Regierung und Gesellschaft einzunehmen.

„Der LWB hat uns – Südafrika und Namibia [und andere Länder] – auf dem ‚langen Weg zur Freiheit‘ begleitet“, erinnert sich der emeritierte Bischof Dr. Zephania Kameeta, Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Namibia (ELKRN).

Heute ist die ELKRN eine von 16 autonomen und unabhängigen Kirchen in der Subregion, die ihre gemeinsame Arbeit im Rahmen der von dem LWB unterstützten Lutherischen Gemeinschaft im südlichen Afrika (LUCSA) koordinieren. LUCSA wurde 1966 zunächst als Föderation der lutherischen Kirchen im südlichen Afrika gegründet, um auf das wachsende Bedürfnis nach Gemeinschaft der lutherischen Kirchen zu reagieren, in denen strikte Rassentrennung geherrscht hatte.

Die Kirchen der LUCSA erinnern sich heute an Mandelas aussergewöhnlichen Beitrag zu den Lehren von Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung. „Seine demütige und bescheidene Haltung ist zu einem Vorbild für die Welt und ihre führenden Persönlichkeiten geworden. Nach 27 Jahren im Gefängnis trat Mandela nicht als verbitterter oder rachsüchtiger Mensch auf, sondern als ein Mensch, der der Idee verpflichtet war, alle Südafrikaner und Südafrikanerinnen unter dem Banner des Friedens zu vereinen. Christi Botschaft der Vergebung und Versöhnung hallte auf dem Pfad wider, auf den Mandela diese neue, freie und demokratische Nation führte“, sagte LUCSA.

„Während Südafrika den Verlust seines Vaters der Nation betrauert, wollen wir uns alle an Mandelas Lehren für die Welt erinnern, Lehren, die den Inbegriff des menschlichen Geistes darstellten und unser menschliches Dasein bis ins Herz durchdrangen“, erklärte LUCSA.

Bischof em. Kameeta, ein Mitglied des LWB-Rats, verlieh seinem Respekt und seiner Bewunderung durch ein Gedicht Ausdruck, das er für das Kondolenzbuch in der südafrikanischen Botschaft in Windhuk schrieb.

„Du breitetest Deine Flügel aus wie Adler,
Du liefst und wurdest nicht müde,
Du gingst und wurdest nicht matt.
Du verkündetest mit deinen Worten und Taten
die frohe Botschaft von Befreiung, Gerechtigkeit, Frieden
und Versöhnung, bis dich der Heilige Geist, der
dich uns gegeben hatte, zurück nach Hause rief.
Ruhe in Frieden, Kamerad Mandela, in Gottes
liebender, tröstender, vergebender, mächtiger Hand.
(Vgl. Jesaja 40,29-31)”

Im Juni 2013 luden die drei lutherischen Kirchen in Namibia den LWB für seine Zwölfte Vollversammlung im Jahr 2017 nach Namibia ein. Im gleichen Jahr wird auch das 500. Reformationsjubiläum gefeiert werden.