Engagement und Gebete für Klimagerechtigkeit in den Monaten bis zur COP26

Bei einem "Gebet für den Regenwald" im Rahmen der Cumbre Social por el Clima, am Rande der Welt-Klimakonferenz COP25 in Madrid (Spanien) bei der kirchliche Gruppen und Organisationen Entscheidungsträger dazu aufforderten, sich für mehr Klimagerechtigkeit einzusetzen. Foto: LWB/Albin Hillert

Bekenntnis zur Verantwortung gegenüber unserem Planeten

GENF, Schweiz (LWI) – Als Teil der „Global Prayer and Action Chain for Climate Justice“, einer ökumenischen Initiative für gemeinsames Engagement für Klimagerechtigkeit, hat der Lutherische Weltbund (LWB) am 22. November einen Online-Gottesdienst veranstaltet. Verschiedene Akteure, die aus dem Glauben heraus handeln, und ökumenische Partner haben die Teilnehmenden aufgerufen, in den Monaten bis zur anstehenden COP26 weiterhin für Klimagerechtigkeit zu beten und sich dafür zu engagieren.  

Am vergangenen Wochenende hätte die UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow, Vereinigtes Königreich, zu Ende gehen sollen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie ist sie jedoch auf November 2021 verschoben worden.

„Die Situation ist kritisch“, sagte Elena Cedillo, Programmreferentin des LWB für Klimagerechtigkeit. „Die derzeitige Corona-Krise hat gezeigt, dass Regierungen in einer Krise entschlossen handeln können, wenn sie wollen. Auch wenn die Klimakrise für viele weniger unmittelbar erscheint, wird sie nicht einfach wieder verschwinden, sondern zu katastrophalen Schäden führen, wenn wir nicht unverzüglich handeln.“

Bekenntnis zu verantwortungsbewussten Haltungen

Während des Gottesdienstes ist deutlich geworden, dass viele Länder weltweit schon jetzt unter diesen Auswirkungen zu leiden haben. Pfr. Gilberto Quesada Mora, Präsident der Lutherischen costa-ricanischen Kirche, berichtete von der Zerstörung, die die Wirbelstürme Eta und Iota in Mittelamerika angerichtet haben, insbesondere in Nicaragua, Honduras, Guatemala und El Salvador. „Wir beten für die Menschen, die ums Leben gekommen sind, für das verendete Vieh und die zerstörte Ernte“, sagte er. Er ist der Ansicht, dass wir „die verheerenden Entwicklungen zurückdrehen“ müssen, die unser menschliches Handeln verursacht haben. Und sagt weiter, dass „unsere Gebete uns vereinen und wirkliche Veränderungen in unseren Kontexten bewirken“.

„Zusammen mit unseren Schwestern und Brüdern in Costa Rica, schließen wir uns dem LWB und seinem Bekenntnis zu verantwortungsbewussten Haltungen gegenüber unserer Mutter Erde an. Wir beten, dass die Regierungen, die an der Macht sind, ebenfalls die notwendigen Schritte unternehmen, damit den Menschen und Regionen, die am schwersten betroffen sind, die Ressourcen zur Verfügung stehen, um ihre Existenzgrundlagen wiederaufzubauen.“

Die Rolle der Kirche ist Quesada zufolge, durch „unsere Gottesdienste, unsere Bibelauslegung und unsere Theologien [...] für Gerechtigkeit“ für unseren Planeten zu sorgen. Als „Söhne und Töchter der Reformation“ muss die Kirche sich für den Erhalt des Planeten einsetzen.

Wehklagen am Strand in Polynesien

Die anglikanische Pfarrerin Jacynthia Murphy aus Auckland, Neuseeland, schilderte „die derzeitigen und sehr realen Auswirkungen des Klimawandels, die wir hier schon zu spüren bekommen.“ Das Ausmaß, die Größenordnung und die Kosten der prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels im Laufe des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus seien gewaltig. Dringendes Handeln sei notwendig, „um noch verheerendere Auswirkungen insbesondere auf den pazifischen Inseln abzuwenden“.

Ohne Neuseeland selbst davon auszunehmen, erklärte Murphy: „Sicherlich haben die Länder der Welt schon gewisse Fortschritte in der Bekämpfung des Klimawandels gemacht. Große Sorge aber macht mir die Unfähigkeit vieler Länder, ihre Selbstverpflichtungen in eine verbindlichere Form zu bringen.“ Bis 2050 will Neuseeland seine Kohlenstoffemissionen auf null herunterschrauben, um die Auswirkungen des Landes auf das Klima zu reduzieren.

In einem sehr persönlichen Bericht erzählte Murphy von einem Gottesdienst am Strand einer Insel Polynesiens im Jahr 2014. Was am Anfang wie ein Paradies wirkte, war letztlich ein Strand, der gesäumt war von absterbenden Palmen. „Verursacht wurde diese Zerstörung durch die zunehmende Versalzung des lebensspendenden Grundwassers.“

Die Familie, die seit Generationen an diesem Ort lebt, sei dadurch gezwungen, Süßwasser vom Festland zu beschaffen oder – noch schlimmer – „ihre geliebte Insel zu verlassen, weil die Dämme, die sie gebaut haben und immer wieder erneuern, dem steigenden Meeresspiegel nicht gewachsen sind“. Auch die Landwirtschaft, von der sie früher gelebt haben, ist nicht mehr möglich. „Wir haben getrauert und viele Tränen vergossen“, fasst Murphy die tiefsitzenden Gefühle der Gottesdienstteilnehmenden zusammen.

Die anglikanische Diözese Polynesien „bemüht sich verstärkt darum, ihre stetig wichtiger werdende Rolle in den Anstrengungen der Gesellschaft um mehr Nachhaltigkeit zu fördern, ihr gerecht zu werden und sie zu koordinieren“.

„Der Geist Gottes ist unser größtes Geschenk an die Gesellschaft und uns selbst“, sagt Murphy. „Unser Glaube, unsere Theologie und unsere Gottesdienste verdeutlichen eindrucksvoll unsere Beziehung zur Schöpfung Gottes, die unser Leben erhält, und für die wir Verantwortung tragen.“

Der Gottesdienst am 22. November begann mit Grußworten von Pfr. Mark Johnstone aus der Kathdrale in Glasgow, aber es kamen auch Männer, Frauen und junge Erwachsene aus vielen anderen Ländern zu Wort, darunter der Libanon, Indien, El Salvador, Ungarn, Kenia, Schweden, die USA und Sambia. Für den LWB sprachen Edwin Abrego von der Salvadorianischen Lutherischen Kirche und Kelly Sherman-Conroy von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika.

Verschiedene ökumenische Partner und christliche Umweltschutz- und Entwicklungshilfeorganisationen mit Sitz in Europa und dem Vereinigten Königreich hatten den Gottesdienst gemeinsam vorbereitet. Zu den Mitwirkenden und Unterstützern zählten der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), das ACT-Bündnis, das Umweltnetzwerk der Anglikanischen Kirchengemeinschaft (ACEN), das Europäische Christliche Umweltnetzwerk (ECEN), Christian Aid, der Tearfund und die Catholic Agency for Overseas Development (CAFOD).