Eine Mission für die Gesundheit – Sanierung von Krankenhäusern

Dr. Arunkumar Akilan, Manager des Joseph Eye Hospitals. Foto: JEH

Interview mit Dr. Arunkumar Akilan, Krankenhausmanager in Indien

TAMIL NADU, Indien/GENF (LWI) – Den Anblick des baufälligen Krankenhauses hat Dr. Arunkumar Akilan sein ganzes Leben lang nicht vergessen. Akilan ist der Sohn eines lutherischen Pfarrers und Mitglied der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (TELK). Er hat sich dazu verpflichtet, den Kranken zu helfen, indem er sich um die Krankenhäuser kümmert.

Nachdem er sein Studium der Physik abgeschlossen hatte und sich wieder an das heruntergekommene Krankenhaus aus seiner Jugendzeit erinnert hatte, orientierte Akilan sich mit seinen beruflichen Ambitionen neu und wurde Manager und Qualitätskoordinator des Joseph Eye Hospitals im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu.

Akilan berichtet über die Aufgabe seiner Kirche, lutherische Missionskrankenhäuser in Indien zu renovieren, über seinen Glauben, die spezielle Arbeit der lutherischen Augenklinik und die Aufgabe dieser Einrichtung, „die Menschen sehend zu machen.“

Wie sind Sie beruflich dazu gekommen, sich mit dem Management und der Instandsetzung von Krankenhäusern zu befassen?

Als ich noch jung war, habe ich eines Tages mit meinem Vater ein Krankenhaus besucht, ein dänisches Missionskrankenhaus, das zur Lutherischen Arcot Kirche (ALC) gehört. Das Krankenhaus war in einem so katastrophalen Zustand, dass ich mir geschworen habe, die Instandsetzung von Krankenhäusern zu einer Lebensaufgabe zu machen, sollte sich diese Möglichkeit ergeben.

Dieses prägende Erlebnis hat mich dazu bewogen, das Studienfach Krankenhausmanagement zu belegen, zur damaligen Zeit eine weitgehend unbekannte berufliche Laufbahn. Damals bekam ich über die ALC ein Stipendium des Lutherischen Weltbundes (LWB), wofür ich sehr dankbar war.  Als ich mein Studium abgeschlossen hatte, kehrte ich zu meiner Kirche zurück und bin seit mittlerweile 20 Jahren für das Joseph Eye Hospital tätig. Ich sehe mich als ein Werkzeug in Gottes Hand und konnte so die Funktionsfähigkeit zweier Missionskrankenhäuser wiederherstellen. Und ich hoffe, dass mir dies in meinem Leben mit noch drei weiteren schlecht erhaltenen Einrichtungen gelingen wird.

Als Physiker und Krankenhausmanager hätte ich in der Privatwirtschaft mehr verdienen können, aber was meine persönliche Entwicklung und meine Arbeit angeht, so habe ich alles meiner Kirche zu verdanken. Ich möchte deshalb meiner Kirche etwas zurückgeben. Ich weiß, dass Gott mich berufen hat, für lutherische Krankenhäuser zu arbeiten.

Worin sehen Sie die wichtigste Aufgabe des Joseph Eye Hospitals?

Unsere Aufgabe ist es, die Lebensqualität der Menschen durch umfassende, bezahlbare und nachhaltige Gesundheitsprogramme zu verbessern.

Eine unserer Philosophien besteht darin, christliche Krankenhäuser wieder funktionsfähig zu machen, damit wir unsere Mission, das Leben der Menschen durch diese Krankenhäuser zu verbessern, erfolgreich durchführen können.

Die Augenklinik will in naher Zukunft ein weiteres lutherisches Krankenhaus wieder in Betrieb nehmen.

Das Joseph Eye Hospital ist eine Klinik mit 150 Betten und fünf Außenstellen in ganz Indien. Es übernimmt ebenfalls Aufgaben als Lehrkrankenhaus, in dem medizinisches Personal und Pflegekräfte aus der ganzen Welt ausgebildet werden. Das hilft uns bei der Umsetzung unseres Ziels, nachhaltige Gesundheitsprogramme nicht nur in Indien, sondern weltweit durchzuführen.

Während zahlreiche Missionskrankenhäuser Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen, gehört das Joseph Eye Hospital zu den Kliniken in Indien, die aufgrund ihrer Leistungen ein Qualitätssiegel erhalten haben. Wir haben beweisen, dass eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung bezahlbar sein kann.

Welche historischen Verbindungen gibt es zwischen dem Krankenhaus und dem LWB?

Das Joseph Eye Hospital kann auf langjährige Beziehungen zum LWB zurückblicken. Das geht auf das Jahr 1970 zurück, als der LWB den Bau einer Kapelle in dem Krankenhaus unterstützt hat. Sogar auf der programmatischen Ebene koordiniert das Krankenhaus seine Tätigkeit mit dem LWB und den Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Indien (VELKI) als Partner in Programmen für eine gemeinschaftsnahe Gesundheitsversorgung, Rehabilitation, HIV und Aida sowie Inclusive Health*.

Auch meine eigene persönliche Geschichte ist eng mit dem LWB verbunden. Von 2000 bis 2003 habe ich an dem internationalen LWB-Jugendprogramm „Veränderung durch Mitwirkung“ teilgenommen, das mich auf Leitungsfunktionen vorbereitet hat.

 

Das Joseph Eye Hospital ist ein Missionskrankenhaus der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Foto: JEH

Das Joseph Eye Hospital verfügt über ein Rehabilitationszentrum für Blinde. Was können Sie uns darüber berichten?

Das Bishop Diehl Rehabilitation Home (BDRH) ist nicht nur für Blinde da, sondern für alle Menschen mit Behinderungen.

Das Zentrum wurde 1967 vom Gründer des Joseph Eye Hospitals in Erinnerung an den ehemaligen Bischof der TELK, Carl Gustav Diehl, ins Leben gerufen. Diese Einrichtung bietet Menschen mit Behinderungen umfassende Reha-Möglichkeiten wie postoperative Betreuung, Physiotherapie, Versorgung mit künstlichen Gliedmaßen und soziale Unterstützergruppen, ergänzt durch die Vermittlung beruflicher Fähigkeiten und Maßnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung.

Führt die Klinik COVID-19-Tests durch, und behandelt sie auch COVID-Patienten?

Ja. Die Symptome einer Coronavirus-Erkrankung sind im Normalfall Fieber, trockener Husten und Atemprobleme. Gerötete Augen als Symptom für Corona werden eher selten genannt. Dennoch: wenn jemand mit geröteten Augen in die Klinik kommt, fällt der Test auf das Coronavirus meistens positiv aus.

Das Schwedische Missionskrankenhaus, eine Außenstelle des Joseph Eye Hospitals, hält 25 Betten für COVID-19-Patienten und Patientinnen vor, und angesichts der zunehmenden Zahl positiver COVID-19-Testungen in Indien übernimmt das Schwedische Missionskrankenhaus inzwischen die Funktion einer Screening- und Beobachtungsstelle für COVID-19-Fälle.

Was ist mit dem renovierungsbedürftigen Krankenhaus geschehen, das Sie damals inspiriert hat?

Das Krankenhaus existiert noch, aber es gibt einen ziemlichen Renovierungsstau. Es freut mich festzustellen, dass es Zeichen der Hoffnung gibt und dass das Krankenhaus auf einer Liste des VELKI-Gesundheitsforums steht und somit als erhaltenswürdig eingestuft wurde. Ich arbeite ebenfalls ehrenamtlich für das Gesundheitsreferat der VELKI, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, stillgelegte lutherische Missionskrankenhäuser wieder funktionsfähig zu machen. Dazu gehört auch das Dänische Missionskrankenhaus aus meiner Jugend.

Warum halten Sie es für wichtig, dass lutherische Kirchen in Indien Teil der LWB-Gemeinschaft sind?

Die meisten indischen lutherischen Kirchen sind im Zeugnis für den lutherischen Glauben verwurzelt, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Wir wollen der Welt unser indisches Verständnis des Luthertums nahebringen, so wie wir es von anderen Menschen lutherischen Glaubens gelernt haben.

Wir sind Teil einer globalen Gemeinschaft, und innerhalb dieser Gemeinschaft lernen wir voneinander.

Das Joseph Eye Hospital legt großen Wert darauf, Partnerschaften mit lutherischen Krankenhäusern überall auf der Welt aufzubauen, denn so können wir von den Besten lernen und den Schwächsten helfen. Zu den Bereichen für potenzielle Partnerschaften gehören akademische Studienprogramme, Entwicklung von Kompetenzen, Forschung, Aufbau institutioneller Kapazitäten, Austauschprogramme und OP-Unterstützung dort, wo es kaum Augenärzte- und -ärztinnen gibt

*Inclusive Health bezeichnet eine inklusive Gesundheitsversorgung auch für Menschen mit geistiger Behinderung.

 

Stimmen aus der Kirchengemeinschaft:

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine weltweite Gemeinschaft, deren Mitglieder sich gemeinsam für das Werk und die Liebe Christi in der Welt einsetzen. In dieser Reihe präsentieren wir Kirchenleitende und Mitarbeitende, die über aktuelle Themen sprechen und Ideen entwickeln, wie Frieden und Gerechtigkeit in der Welt geschaffen werden und die Kirchen und die Gemeinschaft in ihrem Glauben und ihrem Engagement wachsen können.