Digitale Vernetzung für Flüchtlinge

Schülerinnen und Schüler der Angelina-Jolie-Schule des LWB im Flüchtlingscamp Kakuma mit Tablets im Computerunterricht. Foto: LWB

LWB ist Bündnispartner bei Digitalisierung in kenianischen Flüchtlingslagern

Kakuma, Kenia/Genf (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWF) hat sich einer hochkarätigen öffentlich-privaten Partnerschaft angeschlossen, die Flüchtlingssiedlungen zu digital vernetzten Gemeinschaften machen will. An diesem Bündnis sind mehr als zwei Dutzend Organisationen beteiligt, die für Internetzugänge, mobile Konnektivität, Zugang zu sauberer, effizienter Energie und digitalen Finanzdienstleistern für Gemeinschaften in Kenia und Uganda sorgen und zu einem späteren Zeitpunkt ähnliche Dienste weltweit auch für andere Länder in Aussicht stellen, die Flüchtlinge aufnehmen.

Internet, Finanzinstrumente, Energie

An der Spitze dieser Partnerschaft stehen die bekannte Kreditkartengesellschaft MasterCard und die Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung USAID. Zu den Mitgliedern und Partnern gehören der Dänische Flüchtlingsrat, der Norwegische Flüchtlingsrat, Microsoft und das United States Bureau of Population, Refugees and Migration (BPRM).

„Der LWB ist stolz darauf, mit so vielen engagierten und professionellen Partnern in dieser Smart Communities Coalition zusammenzuarbeiten“, sagte Lennart Hernander, Vertreter der LWB-Abteilung für Weltdienst im Kenia-Programm.

„Der LWB unterstützt seit mehr als 25 Jahren Flüchtlinge in Kakuma. Wir gehörten zu den ersten wenigen Partnern vor Ort, als die ‚verlorenen Jungs‘ aus dem Sudan dort eintrafen“, fügte er hinzu.

„Wie sehen die Smart Communities Coalition als einen wichtigen Schritt zu einer zukunftsorientierten und integrierten Lösung für Flüchtlinge und lokale Gemeinschaften an, um durch Konnektivität und erneuerbare Energien neue Chancen für alle zu ermöglichen“, stellte Hernander fest.

Diese organisationsübergreifende Partnerschaft gehört zu der Power Africa-Initiative der beiden führenden Bündnispartner und plant für Anfang des Jahres eine Reihe von Pilotprogrammen, um einige der größten Entwicklungshindernisse aus dem Weg zu räumen. Mobiltelefone und Internetzugang gelten dabei als besonders wichtig für den Schutz und die Sicherheit von Flüchtlingen.

10 Jahre durchschnittlicher Aufenthalt im Flüchtlingslager

Es gibt weltweit sieben Millionen Flüchtlinge, die in Camps oder Siedlungen leben – Männer, Frauen und Kinder, die aus kriegsverwüsteten Ländern, vor politischen Aufständen und Naturkatastrophen in der Hoffnung auf ein besseres Leben geflohen sind. Diese Zahlen legte das Bündnis am 24. Januar in Davos, Schweiz vor.

Allerdings, so heißt es in einem Kommuniqué des Bündnisses weiter, verbringen diese Flüchtlinge im Durchschnitt zehn Jahre im Exil, meistens in Ländern mit geringen bis mittleren Durchschnittseinkommen, die bereits in einer wirtschaftlich angespannten Lage sind.

Uganda und Kenia gehören zu den zehn Ländern mit der höchsten Flüchtlingspopulation, wobei Uganda 1,4 Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat und Bidi Bidi das zurzeit größte Flüchtlingscamp der Welt ist.

Kenia beherbergt 490.000 Flüchtlinge in Siedlungen, dazu gehört auch die 2015 gegründete Siedlung Kalobeyei. Hier sollen die Lebensbedingungen der Flüchtlinge und auch die der Bewohnerinnen und Bewohner der Gastgebergemeinschaften durch eine wirtschaftliche Gesamtstrategie verbessert werden.

Hilfe zur Selbsthilfe in den Gemeinschaften

In einem aktuellen Bericht über integrierte Modelle für Flüchtlingslager, veröffentlicht von MasterCard, wurden drei wichtige Forderungen genannt: Konnektivität, digitale Infrastruktur und Zugang zu Energie. Der Bericht basiert auf ausgedehnten wissenschaftlichen Untersuchungen in den Lagern Kakuma und Kalobeyei in Kenia.

Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse werden die Mitglieder des Bündnisses leicht zugängliche und robuste Vernetzungsplattformen einrichten, die Flüchtlinge und Gastgebergemeinschaften mit wichtigen Informationen versorgen und beim effizienten Management der Siedlungen helfen.

Das Bündnis wird ebenfalls integrierte Identitäts-, Zahlungs- und Datentools erstellen und einsetzen. Weiterhin soll der Zugang zu kostengünstiger Energie für Flüchtlinge und Gastgebergemeinschaften ermöglicht werden.

Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es weltweit mehr als 65 Millionen Flüchtlinge. Der LWB arbeitet seit 70 Jahren mit Flüchtlingen und hat bereits bei seiner Gründung die Unterstützung von Flüchtlingen und Vertriebenen als einer seiner wichtigsten Werte definiert.

Heute leitet der LWB zahlreiche Flüchtlingssiedlungen im Auftrag des Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) und hat 2014 eine neue Absichtserklärung unterzeichnet, um die seit 50 Jahren währende enge Zusammenarbeit weiter zu verlängern.

„Die Smart Communities Coalition gewährt den Gemeinschaften in einer würdigen und verantwortungsvollen Weise Hilfe zur Selbsthilfe. Dies ist das eigentliche Ziel der Leitideen und Ziele des LWB auf globaler Ebene“ erklärte Hernander abschließend.