„Die Menschen leiden nicht einfach Hunger, sie ihm ausgeliefert“

Eine traditionelle Mahlzeit aus Hadiya, Süd-Zentral-Äthiopien. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB beteiligt sich an einem interinstitutionellen Aufruf zur Hunger-Bekämpfung

GENF, Schweiz (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat gemeinsam mit mehr als 200 Hilfsorganisationen in einem Aufruf dazu aufgefordert, Unterernährung und Hunger weltweit zu bekämpfen. In einem am 20. April veröffentlichten offenen Brief fordern diese Organisationen die Staats- und Regierungschefs weltweit auf, mehr für die 270 Millionen Menschen zu tun, die weltweit unter Hunger und Unterernährung leiden. 34 Millionen Menschen sind unmittelbar vom Hungertod bedroht. Die am stärksten von Hunger betroffenen Länder sind Jemen, Afghanistan, Äthiopien, Südsudan, Burkina Faso, DRK, Honduras, Venezuela, Nigeria, Haiti, Zentralafrikanische Republik, Uganda, Simbabwe und Sudan.

„Jeden Tag arbeiten wir mit Menschen, die durchaus selbst in der Lage wären, genug Lebensmittel zu produzieren oder genug Geld zu verdienen, um sich und ihre Familien zu ernähren“, heißt es in dem Aufruf. „Diese Menschen leiden nicht einfach Hunger, sie werden dem Hungertod ausgeliefert. Diese Jungen und Mädchen, Männer und Frauen hungern aufgrund von Konflikten, Gewalt und Ungleichheit, infolge des Klimawandels, des Verlusts von Land, Arbeit und Perspektiven, und weil der Kampf gegen COVID-19 sie noch weiter abgehängt hat.“

Hunger ist eine wichtige Ursache für Gewalt 

Der LWB unterstützt durch seinen die LWB-Abteilung für Weltdienst, 2,3 Millionen in Not lebende Menschen in 25 Ländern. Dazu gehören Menschen, die infolge von Konflikten vertrieben wurden, und besonders gefährdete Gemeinschaften, viele von ihnen unmittelbar betroffen von Naturkatastrophen und Klimawandel. Der LWB arbeitet ebenfalls im Rahmen von Diakonieprojekten seiner Mitgliedskirchen mit gefährdeten Gemeinschaften zusammen.

„Dass Millionen von Menschen weltweit vom Hungertod bedroht sind, ist ein schwerer Vorwurf gegen uns alle und besonders gegen die internationale Gemeinschaft, der es bisher nicht gelungen ist, etwas gegen diese uns alle angehende Hungerkrise zu bewirken“, sagt Maria Immonen, Direktor der LWB-Abteilung für Weltdienst.

„Jeden Tag erleben wir zahlreiche Fälle, in denen Hunger der Hauptgrund für sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt und auch für Gewalt gegen Kinder ist. Wir können die Schreie hungriger Menschen nicht mehr ignorieren – es geht hier um Fragen der Würde, der Gerechtigkeit und der Menschenrechte“, fügte sie hinzu.

„Kein Platz für Hunger im 21. Jahrhundert“

In dem offenen Brief rufen die Organisationen Staaten weltweit auf, mehr Nahrungsmittelhilfe zu leisten und etwas gegen die Ursachen von Hunger zu unternehmen. Sie fordern die Staats- und Regierungschefs auf, Konflikte entschlossener zu beenden, die Resilienz der vom Klimawandel betroffenen Menschen zu erhöhen und Krisen wie der COVID-19-Pandemie besser vorzubeugen. „Im 21. Jahrhundert darf es keinen Platz für Hunger und Unterernährung geben. Die Geschichte wird uns nach unseren Maßnahmen beurteilen, die wir heute ergreifen“, heißt es abschließend in dem Schreiben.