Die Klimakrise ist auch eine humanitäre Krise

Der Vertreter des LWB-Programms in Honduras, Carlos Rivera, (mit Mund-Nasen-Schutz) ist zu Besuch in Chamelecón, Honduras, um die Schäden zu begutachten, die die Hurrikans Eta und Iota hinterlassen haben. Weil die Überschwemmungen unerwartet schnell kamen, haben viele Menschen all ihr Hab und Gut verloren. Foto: Sean Hawkey

LWB und Partner fordern schnellere Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel

GENF, Schweiz (LWI) – Zusammen mit verschiedenen UN-Organisationen und anderen internationalen humanitären Organisationen hat der Lutherische Weltbund (LWB) schnellere Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gefordert, um so das Risiko für Katastrophen zu senken, die vulnerable Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig stark treffen, und um Katastrophen zu verhindern. Der gemeinsame Aufruf wird im Rahmen des globalen Klimaanpassungsgipfels 2021, dem „Climate Adaptation Summit“ (CAS), der am 25. und 26. Januar online stattfinden wird, in einer Videobotschaft lanciert.

Das Video skizziert die Auswirkungen von klimabedingten Katastrophen und zeigt auf, wie sie kontrolliert und abgemildert werden können.

Humanitäre Auswirkungen von klimabedingten Geschehnissen

In den vergangenen zehn Jahren haben klima- und wetterbedingte Naturkatastrophen mehr als 400.000 Menschenleben gefordert, direkte Auswirkungen für 1,7 Milliarden Menschen gehabt und durchschnittlich 25 Millionen Menschen im Jahr aus ihrer Heimat vertrieben. Die Risiken für derartige Katastrophen steigen weiter; und es wird angenommen, dass extreme Wetterereignisse in Zukunft nicht nur häufiger auftreten, sondern auch dramatischer ausfallen werden. Bis 2050 könnten jedes Jahr 200 Millionen Menschen aufgrund von klimabedingten Katastrophen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.

Auch wenn alle Menschen die Auswirkungen der Klimakrise spüren, treffen sie die vulnerablen Bevölkerungsgruppen der Welt unverhältnismäßig stark, denn sie sind neben dem Klimawandel noch mit einer ganzen Reihe anderer Herausforderungen konfrontiert, wie zum Beispiel Konflikten, Gewalt und Armut. Laut „Notre Dame Global Adaptation Index“ (ND-Gain index) zufolge herrschen Konflikte in 12 der 20 Länder, die weltweit als durch den Klimawandel am stärksten gefährdet gelten. Viele vertriebene Menschen leben in Hotspots des Klimawandels, wo sie regelmäßig unter schweren Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren zu leiden haben.

Für marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie Frauen, Kinder, Arme und Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind, sind die Auswirkungen zudem oft am schlimmsten. Unter allen Menschen, die der Klimawandel aus ihrer Heimat vertreibt, machen Frauen einen großen Anteil aus. Und auch für alte Menschen haben Katastrophen in der Regel unverhältnismäßig schlimme Folgen.

Anpassung an Klimawandel von zentraler Bedeutung

Klima- und wetterbedingte Katastrophen aber seien nicht unvermeidbar, heißt es in dem Aufruf. Es gebe Möglichkeiten und Wege, Klimarisiken zu kontrollieren und zu reduzieren und sich daran anzupassen.

Durch die Nutzung von wissenschaftlichen Daten und Erkenntnissen, um Katastrophen zu verhindern und frühzeitig zu handeln, und durch die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften und Partnern könnten die Auswirkungen von Katastrophen begrenzt werden.

Es würden finanzielle Mittel benötigt, um Systeme einzurichten, die antizipierendes Handeln ermöglichen und auslösen, bevor die Extrem-Ereignisse eintreten. Dadurch könnte verhindert werden, dass sie sich zu einer Katastrophe auswachsen, und es könnten Menschenleben und Existenzgrundlagen gerettet werden.

Die Unterstützung für die vulnerabelsten Länder und Bevölkerungsgruppen der Welt müsse in den globalen Klimaschutzmaßnahmen eine hohe Priorität eingeräumt werden, denn nur so könne die aktuelle Klimakrise verhindert, die Menschen darauf vorbereitet und die Lebensweisen darauf angepasst werden.

Engagement des LWB

„Der LWB arbeitet gemeinsam mit seinen Mitgliedskirchen und durch seine Länderprogrammen aktiv und engagiert daran, die Resilienz und Anpassungsfähigkeiten der Menschen und vulnerablen Gemeinschaften und ihre Kapazitäten für die Katastrophenvorsorge zu stärken“, erklärt Isaiah Toroitich, Leiter für globale Advocacy-Arbeit des LWB. „Klimaschutz und humanitäre Bemühungen gehen Hand in Hand - deshalb muss die internationale Gemeinschaft ihre Anstrengungen verdoppeln und auf ehrgeizigere Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung daran hinwirken.“

Das LWB-Weltdienstprogramm in Äthiopien ist ein gutes Beispiel für das diesbezügliche Engagement des LWB. Es widmet sich zum einen den Themen landwirtschaftliche Entwicklung und nachhaltige Nutzung von Wasser in den lokalen Gemeinschaften. Aber es unterstützt auch zehntausende Geflüchtete mit Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsprogrammen, Bildungsangeboten, psychosozialer Hilfe, Programmen zum Aufbau von Existenzgrundlagen und Umweltschutzprogrammen.

Ein anderes gutes Beispiel ist das LWB-Programm in Mittelamerika, einer der vulnerabelsten Regionen der Welt. Der LWB-Weltdienst führt hier in Guatemala, Honduras und Nicaragua verschiedene Projekte zu den Themen ökologische Nachhaltigkeit, Management der natürlichen Ressourcen vor Ort und Ernährungssicherheit durch.

Der Aufruf zum Handeln, der im Rahmen des CAS 2021 offiziell veröffentlicht wird, greift eines der zentralen Themen des Gipfels auf und wurde gemeinschaftlich erarbeitet vom LWB und Concern Worldwide, dem Ständigen interinstitutionellen Ausschuss (IASC), dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRK), der norwegischen Flüchtlingshilfeorganisation Flyktninghjelpen, dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Save the Children, dem Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für die Menschenrechte Binnenvertriebener, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) und dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP).

Von LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A.Weyermüller