Diakonisches und kirchliches Handeln nur zusammen denkbar

Pfr. Martin Junge, LWB-Rat 2014. Foto: LWB/M. Renaux

LWB-Generalsekretär erinnert in Württemberg an Gründung des LWB

(LWI) Das Zusammenwirken von kirchlichen und diakonischen Aspekten prägt seit jeher die Arbeit des Lutherischen Weltbundes (LWB). Dieses Grundprinzip des LWB unterstrich LWB-Generalsekretär Martin Junge am 27. November 2014 in Stuttgart. In seinem Grußwort auf der Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg erinnerte Junge an die Gründung des LWB vor fast siebzig Jahren.

Einer der Beweggründe dafür sei das tiefe Bedürfnis der Kirchen nach weltweiter Verbundenheit gewesen. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges führten zu der Einsicht, dass „auf sich selbst gestellte, isolierte Kirchen sind immer auch gefährdete Kirchen“ seien, so Junge in Stuttgart. „Zu eng sind unsere kulturellen, ideologischen Grenzen, um die Weite und Tiefe des Evangeliums ganz zu erfassen.“

Ein weiteres zentrales Motiv zur Gründung des Lutherischen Weltbundes im Jahr 1947 sei die „unsägliche Not, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hatte“ gewesen. „ […] darin besonders die vielen Menschen, die auf der Flucht waren, verzweifelt und hungernd nach einer Bleibe suchten. Viele von ihnen auf der Suche nach dem nackten Überleben, auf der Suche nach einer nachhaltigen Lebensperspektive“, so Junge. Über den Lutherischen Weltbund wurde damals Hilfe zum Wiederaufbau organisiert. Dies legte früh den Grundstein für das diakonische Profil des Lutherischen Weltbundes, das sich heute in der Entwicklungs- und Nothilfe des LWB in über dreißig Ländern weltweit deutlich macht. Junge berichtete, dass auch er aus einer Familie stamme, die immer wieder von Flucht betroffen gewesen sei, teils aus wirtschaftlichen, teils aus religiösen Gründen.

Die Verbindung aus kirchlichen und diakonischen Handeln sei das Spezifikum des Lutherischen Weltbundes. Beide Arbeitsbereiche könnten nicht auseinanderdividiert werden. Die Landessynode rief er dazu auf, die Bedürfnisse der Flüchtlinge in Europa und weltweit nicht aus den Augen zu verlieren. „Das sind Menschen, die nach unserem Glauben ein Ebenbild Gottes sind, und in denen wir nach Jesu Worten sogar Christus selbst begegnen“, sagte er.

In seiner Rede würdigte er auch die bisherige „tatkräftige Unterstützung“ der Württembergischen Landeskirche für die humanitäre Arbeit des LWB, der unter anderem Flüchtlinge in den zentralafrikanischen Krisengebieten, in Syrien und im Irak unterstützt und versorgt. Junge forderte die 150 Delegierten der Synode auf, in diesem Engagement nicht nachzulassen. „Setzen Sie sich ein, damit mehr getan wird. Europa muss mehr tun. Deutschland muss mehr tun. Und Sie können mehr tun“, sagte er.

Reformation 2017: international, ökumenisch, fortwährend

Vor der Landessynode legte Junge auch die Schwerpunkte des LWB zum Reformationsjahr 2017 dar. Der LWB wolle seine Aktivitäten auf die nächsten drei Jahre konzentrieren und inhaltlich besonders die Internationalität betonen: „Reformation heute ist eine Weltbürgerin. Sie ist hinausgegangen und hat sich etabliert in fremde Regionen.“

Außerdem sei das Reformationsjubiläum in „ökumenischer Verantwortung“ zu begehen. Man dürfe nicht die Dialogergebnisse mit der römisch-katholischen Kirche vergessen, wie beispielsweise die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. „Diese ökumenischen Errungenschaften wollen wir gezielt einbeziehen, so dass es weder zu unsachgemäßem Triumphalismus, noch zu rückwärtsgewandten Antagonismen kommt“, so Junge.

Weiterhin sei die Reformation nicht abgeschlossen, sondern die Kirchen befänden sich in fortwährender Reformation. Auch dies müsse 2017 berücksichtigt werden. Hierbei verwies der Generalsekretär besonders auf die Arbeit des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren. Mehr als tausend junge Menschen der LWB-Mitgliedskirchen haben sich zusammengeschlossen, um ihre Reformationsprojekte zu vernetzen und zur nächsten LWB-Vollversammlung 2017 in Namibia eine starke Botschaft zu senden.