COVID-19: Junge Menschen bei Hilfsmaßnahmen „an vorderster Front“

Die Mehrheit der zwölf VELKI-Mitgliedskirchen hat eine Zusage für Mittel aus dem Soforthilfe-Fonds des LWB erhalten. Foto: VELKI

Infektionsrate in Indien steigt, lutherische Kirchen helfen

CHENNAI, Indien/GENF (LWI) – Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus sehen sich die Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Indien (VELKI) zusätzlich mit einer „gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Pandemie“ konfrontiert, weil tausende Menschen aus schutzbedürftigen Gesellschaftsgruppen unter den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu leiden haben.

Die VELKI, unter deren Dach sich lutherische Kirchen in Indien zusammengeschlossen haben, hat sofortige Hilfsmaßnahmen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen in den dichtbevölkerten östlichen Stadtteilen Chennais ergriffen.

Von der Regierung verhängte Beschränkungen untersagen es den Kirchen jedoch, Hilfsgüter an Gruppen von Menschen auszugeben, daher mussten die Helferinnen und Helfer für die Ausgabe von Hilfspaketen persönlich von Tür zu Tür gehen.

Der Exekutivsekretär der VELKI, Pfr. A. Joshuva Peter, berichtet, dass vor allem junge Menschen bei diesem diakonischen Engagement der Kirche eine zentrale Rolle gespielt und „an vorderster Front“ gekämpft hätten; unter Anleitung der Ortsgemeinden und Kirchen vor Ort haben sie die Hilfsgüter an die Haustüren gebracht und an die Menschen verteilt. „Das Engagement der jungen Menschen ist sehr lobenswert“, sagt er.

Verschiedene Mitgliedskirchen der VELKI haben unverarbeitete und haltbare Lebensmittel sowie Hygiene-Sets verteilt und Programme zur Risikominderung und -vorsorge durchgeführt, um die Verbreitung des Virus durch Aufklärung zu verlangsamen und das wirtschaftliche Leid zu mindern, das diese gesellschaftlichen Gruppen in der ganzen Region deutlich zu spüren bekommen.

Unter den Menschen, die die jungen Erwachsenen mit Hilfsgütern versorgt haben, waren zum Beispiel Witwen, deren erwachsene Kinder sie im Stich gelassen hatten, und die Transgender-Community. Beide Gruppen wurden schon vor Corona gesellschaftlich ausgegrenzt und hatten es schwer, finanziell über die Runden zu kommen.

Die VELKI lobt die Kirchen für ihr diakonisches Engagement in der ersten und zweiten Phase der Hilfsmaßnahmen und auch der beginnenden dritten Phase. Während die erste Phase noch unter der Überschrift „Sofortmaßnahmen“ stand, werden sich die nächsten Phasen – von denen die VELKI erwartet, dass sie bis zu drei Jahre andauern werden – dem verheerenden Tribut widmen, den COVID-19 nach wie vor von der Gesellschaft fordert.

Die Mehrheit der zwölf VELKI-Mitgliedskirchen hat eine Zusage für Mittel aus dem COVID-19-Soforthilfe-Fonds des LWB erhalten. Jüngste Statistiken sprechen für Indien von über 900.000 COVID-19-Infektionen und fast 24.000 Todesfällen im Zusammenhang mit dem Virus. Aufgrund eines Wiederanstiegs der Infektionszahlen in indischen Bundesstaaten, die zuvor Lockerungen umgesetzt hatten, wurden nun erneut Lockdowns verhängt oder bestehende Maßnahmen weiter verschärft.

Arbeitsmigrantinnen und -migranten weiterhin besonders gefährdet

In einer kurzen Videodokumentation beklagt Joshuva den zusätzlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Druck, dem Arbeitsmigrantinnen und -migranten ausgesetzt sind. In einer Art Schwebezustand gefangen, weil sie weder ein Zuhause noch einen festen Arbeitsplatz haben, hatten sie im Mai, als die Industriezweige, in denen sie normalerweise tätig sind, aufgrund der Corona-Beschränkungen den Betrieb einstellten, noch erfolglos versucht, in ihre jeweiligen Heimatregionen zu gelangen. Aktuell sind die Arbeitsmigrantinnen und -migranten in einem Stadion in Chennai unter Quarantäne gestellt worden, wo sie unter lebensgefährlichen Bedingungen ausharren müssen. Dank anderer Partnerschaften konnte die VELKI im Frühjahr wenigstens 5.000 Arbeitsmigrantinnen und -migranten helfen.

In Indien gibt es jedoch etwa 140 Millionen Inderinnen und Inder aus ländlichen Gebieten, die im eigenen Land als Arbeitsmigrantinnen und -migranten unterwegs sind und in den größeren Städten im verarbeitenden Gewerbe oder der Bauindustrie Arbeit suchen.

Auch wenn sie nun zeitweise wieder arbeiten gehen können, weil Beschränkungen teilweise aufgehoben wurden, so berichtet Joshuva, würden Arbeitsmigrantinnen und -migranten immer noch vor großen Herausforderungen stehen, weil es sehr viel weniger Arbeitsstunden zu absolvieren gibt und sie entsprechend weniger Geld verdienen.