COP26: LWB-Jugend wendet sich gegen Ungerechtigkeiten in der Welt

Junge Menschen bei einer Demonstration bei der COP25 Klimakonferenz in Madrid, Spanien. Sie fordern Gehör und Raum für eine Reihe von Gruppen, deren Stimmen bei den globalen Klimaverhandlungen nicht oft gehört werden: Jugendliche, Frauen, Randgruppen und indigene Gemeinschaften. Foto: LWB/Albin Hillert

Warum sich der LWB für Klimagerechtigkeit einsetzt

Genf, Schweiz (LWI) – „Die Klimakrise ist ohne Zweifel eine der größten Ungerechtigkeiten in der heutigen Welt. Und die schutzbedürftigsten Menschen leiden am stärksten unter ihren Auswirkungen“, sagt Isaiah Toroitich, Leiter für globale Advocacy-Arbeit des Lutherischen Weltbundes (LWB) wenige Tage vor Beginn des COP26-Klimagipfels. „Wir wissen ebenfalls, dass der Klimawandel negative Auswirkungen in anderen Bereichen hat, in denen sich der LWB engagiert, dazu gehören Menschenrechte, Gendergerechtigkeit, Friede und humanitäre Notlagen.“

Im Rahmen der Beteiligung des LWB an COP26 erklären Toroitch und Savanna Sullivan, Programmreferentin für Jugend, die Prioritäten der Advocacy-Arbeit und die Beteiligung junger Erwachsener an dieser Konferenz.

Teil des LWB-Advocacy-Programms

Der LWB betrachtet Advocacy-Arbeit aus einer Gerechtigkeitsperspektive, deshalb liegt der Schwerpunkt auf Engagement für Gerechtigkeit. „Wir arbeiten mit mehreren Partnern zusammen und gehen gegen Ungerechtigkeiten vor, mit denen Gemeinschaften infolge von Handlungen oder Unterlassungen politischer Entscheidungsträger und -trägerinnen konfrontiert werden. „Ein wichtiger Aspekt der LWB-Advocacy-Arbeit besteht darin, den Stimmen der Kirchen und Glaubensgemeinschaften mehr Nachdruck zu verleihen und unsere Initiativen mit einem Menschenrechts- und Theologieansatz zu verbinden.“

Ein Beispiel dafür ist der gemeinsame Appell von 40 religiösen Führungspersönlichkeiten weltweit, einschließlich des LWB-Generalsekretärs Martin Junge. Im Vorfeld von COP26 haben sie gemeinsam mit Papst Franziskus einen Appell an Regierungen und Personen in Entscheiderfunktion gerichtet und sie nachdrücklich aufgefordert, ambitionierter zu handeln, um die globale Erwärmung zu verringern.

Während des gesamten Jahres gibt der LWB den Stimmen von Menschen und Gemeinschaften, die vom Klimawandel betroffen sind, auf Entscheiderplattformen mehr Nachdruck. Dazu gehören die Konferenz der Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA), der UN-Menschenrechtsrat, und das Hochrangige Politische Forum für nachhaltige Entwicklung (HLPF).  

Zusätzlich zu diesen Aktivitäten spielen junge Menschen eine wichtige Rolle bei den Initiativen des LWB für Klimagerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. „Unsere Beiträge zur generationsübergreifenden Gerechtigkeit und unsere Fokussierung auf dieses Thema sind eine wichtige Errungenschaft nicht zuletzt deshalb, weil unsere LWB-Jugend unsere Advocacy-Arbeit für Klimagerechtigkeit in vorderer Linie anführt und Klimaprojekte in ihren Gemeinschaften und Kirchen umsetzt“, erklärt Toroitch.

Junge Menschen sind wichtige Akteure der Klima-Advocacy-Arbeit des LWB

„Die junge Generation heute erlebt den Klimawandel als eine neue Erfahrung, die andere Generationen nicht gemacht haben“, so Savanna Sullivan. „Fast während ihres gesamten bisherigen Lebens ist der Klimawandel als globales, alles überragendes Thema gesetzt.“ Darüber hinaus betreffe die gesamte Klimathematik junge Menschen unverhältnismäßig stark und in vielfacher Hinsicht. So werden die jungen Menschen diejenigen sein, die die negativen Folgen des Klimawandels über Jahrzehnte ertragen müssten, und sie seien oft die ersten, die ihre Lebensgrundage infolge klimabedingter Katastrophen verlieren.

Vor diesem Hintergrund „sind es die jungen Leute, die mit Fantasie und kreativen Lösungen Wege aus der Krise suchen“, stellt Sullivan fest. „Diese Lösungen sind oft unbelastet von bisherigen Routinen oder Bedenkenträgerei hinsichtlich der Umsetzbarkeit.“ Sie verleihen der LWB-Delegation außerdem „ein ganz neues Energielevel und vermitteln ein Gefühl von Leidenschaft“, sagt Sullivan und erinnert sich dabei an die Vorbereitungstreffen für COP26.

Sullivan war selbst Mitglied der Delegation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika für COP25 in Madrid, Spanien, und sieht klare Chancen im Klaren, die sich aus diesem Engagement ergeben. „Diese Erfahrung hat die Art und Weise, wie ich über Klimathemen, Glaube, Führungsrollen für junge Menschen und Advocacy-Arbeit denke, grundlegend verändert“, sagt sie. „Ich habe erfahren, dass es bei den Klimagipfeln nicht nur um Verhandlungen oder Governance geht.“ Zwar seien dies wichtige Aspekte, sie habe aber erkannt, dass die große Vielfalt der globalen Gespräche im Umfeld der Verhandlungen genauso wichtig sind.

„Ich habe mich mit jungen ökumenischen und interkonfessionellen Partnern über Ökotheologie unterhalten, ich habe auf Podiumsdiskussionen mit indigenen Jugendlichen aus aller Welt etwas über kontextuelle Klimainterventionen gelernt, und ich habe herausgefunden, wie unverzichtbar Glaubensgemeinschaften für junge Menschen in der globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit sind.   All dies habe ich neben den Verhandlungen über die Finanzierung des Klimaschutzes, über Verluste und Schäden und Anpassung an den Klimawandel in Erfahrung gebracht“, erinnert sich Sullivan.

Darüber hinaus „sind alle diese Gespräche und Perspektiven für junge Menschen außerordentliche Gelegenheiten, Führungsqualitäten zu entwickeln“, sagt sie. „Als ich zu meiner Mitgliedskirche zurückkehrte, hatte ich viel mehr Zuversicht, diese Bewegung mit meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern anführen zu können, als dies noch vor meiner Teilnahme an der Klimakonferenz der Fall war.“

Von LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken