Chile: „Saat der Hoffnung“ für Klimagerechtigkeit

Mangold ist eines der Gemüse, die in den Gemeinschaftsgärten angebaut werden, die im Rahmen des Jugend-Klimaprojekts der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH) angelegt wurden. Foto: Markus Spiske via Unsplash

Junge Menschen engagieren sich für Bildung, Gemeinschaftsgärten und Wiederaufforstung

SANTIAGO, Chile/GENF (LWI) – „Das Projekt ‚Saat der Hoffnung‘ hat mir die Zuversicht gegeben, dass wir als Menschen unsere Haltungen und Handlungen verändern und zu einem neuen Verhältnis zur Umwelt und zur Erde finden können“, so Izani Bruch, Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH). An dem Klimaprojekt der Kirche waren etwa 80 Kinder, Jugendliche und Erwachsene beteiligt.

„Durch das Projekt haben die jungen Menschen innerhalb der Kirchen ein Bewusstsein dafür entwickelt, wie schwerwiegend die Klimakrise ist und wie dringend wir eine metanoia brauchen, eine radikale Änderung unseres Verhaltens gegenüber der Umwelt“, sagte Bruch. „Es ist ihnen gelungen, einen Prozess der Sensibilisierung und Aufklärung innerhalb unserer Kirche in Gang zu setzen – wir alle müssen individuell Verantwortung für den Erhalt der Schöpfung übernehmen.“

„Die größte Herausforderung in unserem Land besteht darin, einen grundlegenden Kulturwandel zu vollziehen“, fügte Pablo Ríos hinzu, der sich als Projektkoordinator für „Saat der Hoffnung“ engagiert. „Bildung ist eine Möglichkeit, um das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für die tiefgreifende Krise zu schärfen, in der wir uns befinden.“ Gleichzeitig habe das Projekt dazu beigetragen zu erkennen, „welche wunderbare Verbindung wir mit der Natur haben, welchen Respekt sie uns abverlangt und dass wir uns an das sich wandelnde Klima anpassen müssen.“

Ríos wies darauf hin, dass die jungen Erwachsenen sich in vorderster Linie mit dieser Herausforderung auseinandersetzen und ein Beispiel für nachfolgende Generationen geben müssen. „Sie schätzen die Erkenntnisse der Wissenschaft, aber auch die spirituelle und achtsame Verbindung mit der Schöpfung.“

„Saat der Hoffnung“ bestand aus drei Teilen – der Anlage von fünf Gemeinschaftsgärten, der Wiederaufforstung auf dem Gelände des kircheneigenen Freizeitzentrums mit einheimischen Gewächsen und Bildungsangebote im Bereich Umweltschutz, Abfallwirtschaft und Recycling. Das Projekt lief von Juli bis Oktober 2021 und wurde vom Lutherischen Weltbund (LWB) unterstützt.

Gemeinschaftsgärten liefern gesunde Nahrungsmittel

Mit dem sich ändernden Klima stehen Gemeinschaften vor der Herausforderung, Nahrungsmittel „entsprechend unserem Bedarf anzubauen, jedoch nicht auf Kosten der Umwelt“, erklärte Ríos. „Saat der Hoffnung“ förderte nicht nur den Anbau von Gemüse, Obst und Heilpflanzen in Gemeinschaftsgärten, sondern auch die Herstellung von Kompost und die biologische Schädlingsbekämpfung.

Nach Aussage von Ríos reicht eine Fläche von etwa 90 Quadratmetern aus, um „eine beträchtliche Menge landwirtschaftlicher Produkte anzupflanzen, zu ziehen und zu ernten.“ Die richtige Fruchtfolge, Diversität und die Stärkung der natürlichen Widerstandskräfte waren hier entscheidend für die Schädlingsvermeidung. Auf diese Weise konnten die Teilnehmenden des Projekts erfolgreich Paprika, Möhren, Salat und andere Gemüsesorten anbauen, daneben auch Kräuter wie Basilikum und Petersilie.

 

In den Gemeinschaftsgärten geerntete Kräuter und Gemüse. Foto: IELCH

Darüber hinaus, sagte Ríos, fördere das Gemeinschaftsgärtnern auch die geistige Gesundheit. „Das liegt daran, dass der Mensch etwas hegt und pflegt, dass er ein selbst angebautes Nahrungsmittel isst, und dass er sich darüber bewusst wird, wie gesund und bekömmlich es ist, seine eigenen Nahrungsmittel im Kleinen und unter Verzicht auf Pestizide oder Agrogifte anzubauen.“ Er ist davon überzeugt, dass das Engagement einzelner Menschen, aber auch der Gemeinschaft „selbst im kleinen Maßstab unsere Welt verändern kann.“

Wiederaufforstung auf dem Areal des LWB-Freizeitzentrums mit einheimischer Flora

Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts „Saat der Hoffnung“ war das kircheneigene Freizeitzentrum El Tabito. Auf dem Areal gab es einen Hang, der „in keinem guten Zustand war“, erklärte Ríos. „Es gab dort exotische Pinien, die den Boden austrocknen und ihn versauern lassen. Da diese Bäume in dieser Region eigentlich nicht vorkommen, wuchs auch nichts auf dem Boden unterhalb der Pinien.“

Mit Hilfe von Fachleuten für Botanik aus dem Küstengebiet Chiles, wo sich El Tabito befindet, haben die Teilnehmenden des Projekts „Saat der Hoffnung“ 15 unterschiedliche Arten ausgesucht und etwa 70 Pflanzen, Sträucher und Bäume gesetzt, die in dieser Region beheimatet sind. „Diese Art von Vegetation führt im Idealfall dazu, dass sich die ariden Böden wieder erholen und die Pflanzungen auch die trockenen Sommer überstehen“, so Ríos.

 

Mit viel generationenübergreifendem Engagement nimmt die Wiederaufforstung des Hanges am Freizeitzentrum der IELCH, El Tabito, Gestalt an. Foto: IELCH

Um die Fruchtbarkeit des Bodens wiederherzustellen, legte die Gruppe tiefe Löcher an, füllte sie mit Kompost und Wurmhumus und begann damit, die Vegetation neu anzulegen. Schließlich reparierte die Gruppe einen Brunnen, legte ein Reservoir an und errichtete ein Tropfbewässerungssystem zur Versorgung der neuen Pflanzen. „Wir können uns glücklich schätzen, denn bis heute hatten wir keinerlei Verluste in unseren Pflanzungen, und auch die Wiederaufforstung war bisher zu 100 Prozent erfolgreich“, berichtete Ríos stolz.

Im Rückblick auf die mit „Saat der Hoffnung“ bisher erzielten Errungenschaften weiß Ríos es zu schätzen, „dass wir wieder erfolgreich das Land und die Biodiversität verbessert haben, und dass die Stimmen in den unterschiedlichen Gemeinschaften wieder das Gehör finden, das sie verdienen.“ Ríos wies darauf hin, wie wichtig es nach wie vor sei, den Nachhaltigkeitsgedanken in den Gemeinschaften zu stärken und sich „der wunderbaren natürlichen Prozesse und Zyklen bewusst zu werden, die in jeder einzelnen Pflanze und der gesamten Schöpfung sichtbar werden.“

Von LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken.