Bischof Younan verurteilt Gewalteskalation in Jerusalem

Die Altstadt von Jerusalem. Foto: LWB/M. Brown

Bischof Younan verurteilt Gewalteskalation in Jerusalem

Jerusalem/Genf, 17. November 2014 (LWI) – Bischof Dr. Munib A. Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) hat zusammen mit anderen Religionsführern die zunehmende Gewalt rund um die al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt scharf verurteilt. „Die Integrität und der Status jeder heiligen Stätte“ müssten respektiert werden, forderte der Rat religiöser Institutionen im Heiligen Land.

„Wir bedauern, dass diese Stätte  zu einem Brennpunkt des Konfliktes im Heiligen Land geworden ist“, so das Gremium christlicher, jüdischer und muslimischer Führungspersonen, in einer am 9. November veröffentlichten Erklärung. „Jede Religionsgemeinschaft sollte die heiligen Stätten anderer Glaubensgemeinschaften so behandeln, dass ihre Unabhängigkeit respektiert wird. Jeder Akt, mit dem heilige Stätten entweiht, angegriffen oder verletzt werden, muss unterlassen und scharf verurteilt werden. Uns beunruhigt zutiefst, dass aus dem politischen Konflikt ein gewalttätiger religiöser Konflikt werden könnte. In einem solchen Fall wären wir alle Verlierer – bis auf die Extremistinnen und Extremisten auf allen Seiten.“ Der Rat religiöser Institutionen im Heiligen Land besteht aus dem Oberrabbinat von Israel, den Patriarchen und Bischöfen von Jerusalem und den Scharia-Gerichten Palästinas.

Jüdinnen und Juden dürfen den Tempelberg in Ostjerusalem besuchen, aber nicht dort beten. Besuche ultrakonservativer israelischer Politiker und AktivistInnen in der palästinensischen Bevölkerung haben zuletzt Befürchtungen ausgelöst, dass Israel versuchen werde diesen Status zu verändern und auch der jüdischen Glaubensgemeinschaft dort Gebete zu erlauben. In den vergangenen Wochen hatte Israel den Zugang zur al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg zeitweise gesperrt oder eingeschränkt.

„Wichtig an dieser [Erklärung] ist, dass sie von den drei Religionsgemeinschaften gemeinsam verfasst wurde. Sie vermittelt das richtige Verständnis dafür, wie wir den historischen Status quo und die heiligen Stätten der jeweils anderen Seiten respektieren können. Wenn wir uns mitschuldig machen oder schweigen, wird uns die Situation entgleiten, und die Extremistinnen und Extremisten nehmen uns alle als Geiseln“, erklärte Younan, der auch Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist.  „Der interreligiöse Dialog muss den Extremismus bekämpfen. Die Extremistinnen und Extremisten versuchen, den politischen Konflikt zu einem Religionskrieg zu machen“, fügte er hinzu.

Der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat auf seiner Tagung 2014 den Universellen Kodex für den Umgang mit heiligen Stätten bestätigt. Das Dokument wurde in Konsultation mit religiösen Führungspersönlichkeiten und Sachverständigen mehrerer Weltreligionen formuliert. In zehn Artikeln gibt es Empfehlungen zum Erhalt heiliger Stätten und für konfliktfreie Zugangsregelungen im Fall , dass eine Stätte von mehreren Glaubensgemeinschaften genutzt wird.  

Die Empfehlungen betreffen den Umgang mit den heiligen Stätten der unterschiedlichen Religionen sowie mit Fällen von Enteignung und Verstaatlichung. Der Rat hat zudem die LWB-Mitgliedskirchen ermutigt, Initiativen in ihrem Kontext zu unterstützen, und die Vereinten Nationen aufgerufen, UN-Entschliessungen im Geiste des Kodex zu verabschieden.

„Wir müssen uns diesen Kodex zu eigen machen“, sagte Younan weiter. „Diese konkrete Situation erfordert, dass wir den Kodex in die tat umsetzen und als Religionsgemeinschaft zusammenarbeiten, damit die heiligen Stätten von allen Religionen respektiert werden können. In gleicher Weise müssen wir uns für mehr gegenseitigen Respekt der unter den Religionen einsetzen“, sagte Younan.

Erklärung des Rates religiöser Institutionen im Heiligen Land (in englischer Sprache)| Öffentliche Erklärung des LWB zum universellen Kodex für den Umgang mit heiligen Stätten

http://www.lutheranworld.org/news/Bischof Younan und religiöse Führungspersönlichkeiten verurteilen Gewalteskalation an der heiligen Stätte in Jerusalem