Advent im Nordirak - 3. Advent: Hoffnung

Der Bürgermeister von Kani Mase ist früher selbst vor der Gewalt des Regimes geflohen und kann deshalb verfolgten ChristInnen und JesidInnen Mut zusprechen. Der LWB versorgt die Neuankömmlinge mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern. Foto: LWF/S. Cox

Während der diesjährigen Adventszeit denken wir an die Menschen im Nordirak, die ihre Heimat verlassen mussten. Viele von ihnen sind christlichen Glaubens und wurden während der vergangenen Monate aufgrund ihrer Religion zur Flucht gezwungen. Wie die Heilige Familie sind sie auf die Hilfe ihrer Nachbarschaft angewiesen. Gemeinschaften, wie die muslimische Bevölkerung in Dohuk, Nordirak, haben die Flüchtlinge in herzerwärmender und barmherziger Weise unterstützt.

Mit Hilfe seiner Mitgliedskirchen kümmert sich Lutherische Weltbund um die Flüchtlinge in Dohuk. Durch unseren Partner vor Ort, „Christian Aid in Northern Iraq“ (CAPNI), versorgen wir die Menschen mit Zelten und Hilfsgütern wie Kochgeschirr, Gaskochern, Heizgeräten, Decken und Teppichen sowie mit Wasser und sanitären Anlagen. Im November hat der LWB an tausende Familien Winterkleidung verteilt.

Für die Adventszeit haben wir vier Geschichten zusammengetragen. Sie berichten uns von Liebe, Frieden, Hoffnung und sogar Freude in extrem schwierigen Umständen.

Wir laden Sie ein, diese Geschichten und Gebete während der Adventszeit in Ihren Gemeinden zu teilen.

3. Advent: Hoffnung

Der Bürgermeister des abgelegenen Distrikts Kani Mase  in den nordirakischen Bergen nahe an der türkischen Grenze hat gute Gründe, die Hoffnung nicht aufzugeben. 1991 ist er in die Berge geflohen, um den Angriffen der Truppen Saddam Husseins zu entkommen. Er und seine Familie haben sich damals drei Monate versteckt, bevor sie es wagten zurückzukehren.

Vor fünf Monaten ist die Einwohnerzahl seiner kleinen Stadt explodiert, als 600 Familien auf der Flucht vor Gewalt dort Schutz suchten. Erschöpft und nur mit ihrer persönlichen Habe oder ihren Kleidern am Leib brauchten die Neuankömmlinge dringend eine sichere Unterkunft. Samit setzte sich mit den Eigentümern unbewohnter Häuser in Verbindung und erklärte, er werde die Türen öffnen und die Flüchtlinge dort wohnen lassen. Alle Hauseigentümer erklärten sich damit einverstanden und verzichteten auf die Miete.

Für alle die innerhalb von Sekunden ein Leben aufgeben mussten, was sie sich in langen Jahren aufgebaut haben, liegt die Hoffnung in der Aussicht auf eine Existenz an einem sicheren Ort, in einem anderen Land. Sie leben in der Hoffnung, dass ihr Antrag auf Asyl und auf Umsiedlung in so weit entfernten Ländern wie Australien anerkannt wird.

In dem Distrikt liegt Schnee, es ist eine unwirtliche Gegend. Der Bürgermeister kennt die Not der Menschen, die Zuflucht in seiner Stadt gefunden haben. Trotzdem bestärkt er sie in der Hoffnung, dass sich ihr Leben eines Tages wieder normalisiert.

„Ich ermutige Menschen nicht, ihre Heimat zu verlassen und ins Ausland zu gehen. Hier können sie sich eine neue Existenz aufbauen, ein neues – besseres – Leben beginnen und Arbeit finden. Wir hoffen, dass die Christen und Jesiden eines Tages in ihre Dörfer, nach Mosul zurückkehren und wieder ihr eigenes Leben führen können. Ich rate den Menschen nicht, wegzugehen und nie mehr zurückzukommen. Wir leben in unsicheren Zeiten, aber das wird hoffentlich nicht ewig dauern.“

Lasst uns in dieser Adventszeit für diejenigen beten, die die Hoffnung haben, in ihr Heimatland und ihre Heimatstädte zurückkehren zu können. Lasst uns für die Menschen danken, die in der Not ihre Häuser und ihre Herzen für andere Menschen und in Hoffnung auf eine bessere Zukunft öffnen. Lasst uns beten, dass wir unsere Herzen und unsere Türen in gleicher Weise öffnen, um die Fremden unter uns zu begrüssen.