Advent im Nordirak - 2. Advent: Frieden

Gorgya Paols, 63, nimmt einen Lebensmittelgutschein des LWB in Empfang, der ihr Überleben für einen Monat sichert. Angesichts der Gewalt, vor der sie 2005 fliehen musste, und der sich verschärfenden Situation infolge des Siegeszugs der ISIS ist ihr einziger Wunsch, dass im Irak Frieden herrschen möge. Foto: LWB/S. Cox

Während der diesjährigen Adventszeit denken wir an die Menschen im Nordirak, die ihre Heimat verlassen mussten. Viele von ihnen sind christlichen Glaubens und wurden während der vergangenen Monate aufgrund ihrer Religion zur Flucht gezwungen. Wie die Heilige Familie sind sie auf die Hilfe ihrer Nachbarschaft angewiesen. Gemeinschaften, wie die muslimische Bevölkerung in Dohuk, Nordirak, haben die Flüchtlinge in herzerwärmender und barmherziger Weise unterstützt.

Mit Hilfe seiner Mitgliedskirchen kümmert sich Lutherische Weltbund um die Flüchtlinge in Dohuk. Durch unseren Partner vor Ort, „Christian Aid in Northern Iraq“ (CAPNI), versorgen wir die Menschen mit Zelten und Hilfsgütern wie Kochgeschirr, Gaskochern, Heizgeräten, Decken und Teppichen sowie mit Wasser und sanitären Anlagen. Im November hat der LWB an tausende Familien Winterkleidung verteilt.

Für die Adventszeit haben wir vier Geschichten zusammengetragen. Sie berichten uns von Liebe, Frieden, Hoffnung und sogar Freude in extrem schwierigen Umständen.

Wir laden Sie ein, diese Geschichten und Gebete während der Adventszeit in Ihren Gemeinden zu teilen.

2. Advent: Frieden

„Mein einziger Wunsch ist Frieden für mein Land“, sagt Gorgya Paols, 63 Jahre alt. Das ist alles. Für sich selbst wünscht sie nichts. Sie will nur, dass ihr Volk frei von Tyrannei leben kann und von der nicht endenden Gewalt. Dazu gehören auch die jüngsten Angriffe des Islamischen Staats auf die assyrische Bevölkerung, die mit nichts als ihrer Kleidung am Leib aus ihren Heimatorten fliehen musste.

Nachdem Frau Paols bereits 2005 aus Bagdad vor al-Qaida flüchten musste, ist ihre Situation durch den Aufstieg der ISIS noch schlimmer geworden. Damals  wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt und heute aus dem gleichen Grund vor der Terrorgruppe ISIS auf der Flucht, muss sie jetzt mehr denn je um ihr Leben fürchten. Sie bewohnt zusammen mit ihrem Mann und der fünfköpfigen Familie ihres Sohnes ein kleines Haus.

„Ich liebe mein Land so sehr“, sagt sie. „Ich möchte hier nicht weg, genau so wenig wie meine Landsleute die hier leben. Jeden Tag verlässt uns jemand, und ich muss Lebewohl sagen. Erst vor kurzem ist mein Nachbar weggegangen. Es macht mich traurig. Ich hoffe, dass die Menschen, die jetzt geflohen sind, eines Tages zurückkommen und gemeinsam friedlich und glücklich hier leben können.“

Ihr kranker Ehemann braucht ständige Pflege. Die Medikamente und Hilfsmittel zu besorgen, die seine Leiden erträglicher machen, ist ein harter, täglicher Kampf. Am heutigen Tag hat sie ihre monatliche Lebensmittelration vom Lutherischen Weltbund erhalten. Als ältere Frau lässt man ihr den Vortritt, sie wird an den Anfang der hauptsächlich aus Männern bestehenden Warteschlange geleitet, die im kalten Nieselregen in einer nebelverhangenen Stadt nahe der türkischen Grenze steht.

Sie würde gerne den Rest ihres Lebens glücklich mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn verbringen, ohne Angst vor weiteren Unruhen. Ihre Situation ist schlimm, aber sie hat den Mut, sich Frieden zu wünschen – für sich und ihr Land.

Lasst uns in dieser Adventszeit für Frieden in den zahlreichen Regionen der Welt beten, die von Unruhen, Kriegen und Unsicherheit beherrscht werden. Danken wir für die Kirchen, Hilfsorganisationen und einzelnen Menschen, die ihren Nächsten in der Not beistehen. Lasst uns beten, dass niemand mehr aufgrund seines Glaubens verfolgt wird.