„Sie gehen da hin, wo andere nicht hingehen“

UNHCR und LWB mit südsudanesischen Flüchtlingen im Lager in Maban. Foto: Mats Wallerstedt

UNHCR würdigt Partnerschaft mit LWB

(LWI) – Die Partnerschaft des UNHCR mit dem LWB sei „äusserst wertvoll“, betonten der Direktor des UNHCR-Regionalbüros für Afrika, George Okoth-Obbo, und der Verantwortliche der Abteilung Aussenbeziehungen, Daniel Endres, gegenüber dem Ausschuss des Lutherischen Weltbundes für Weltdienst, der im Januar in Genf tagte.

„Seit 58 Jahren stehen wir Seite an Seite“, so Okoth-Obbo. Bei dem Treffen wurde die am 3. Oktober 2014 unterzeichnete Vereinbarung über eine strategische Partnerschaft zwischen UNHCR und LWB thematisiert, mit der die enge Zusammenarbeit beider Organisationen erneut bestätigt wurde. Der LWB ist der viertgrösste Implementierungspartner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen. „Sie gehen da hin, wo andere nicht hingehen“, betonte Okoth-Obbo, „Sie stehen vor Ort an unserer Seite“.

In Gesprächen mit Mitgliedern des Weltdienstausschusses, die das UNHCR am 22. Januar besuchten, berichtete Okoth-Obbo von der Flüchtlingssituation weltweit und besonders in Afrika, wo der LWB in 11 Ländern tätig ist, in sieben dieser Länder als Partner des UNHCR. Die Situation in zweien der Länder – der Zentralafrikanischen Republik und dem Südsudan - gilt als extrem kritisch, die gravierenden humanitären Krisensituationen dort wurden von den Vereinten Nationen als Notstand der Stufe 3 bewertet. „Ein grosser Teil der Heimatlosen in Afrika sind heute Binnenvertriebene“, erläuterte Okoth-Obbo und verwies auf den Südsudan, wo im vergangenen Jahr mehr Menschen zur Flucht gezwungen waren als in den vorhergehenden drei Jahrzehnten Bürgerkrieg.

Nigeria als nächstes Krisengebiet

Angesichts der sich verschärfenden Flüchtlingssituation weltweit betonten die Vertreter des UNHCR die Vorteile der Zusammenarbeit mit einer global agierenden, im Bereich der Religionen angesiedelten Organisation. „Unsere Strukturen sind auf die Zusammenarbeit mit staatlichen Strukturen ausgerichtet, Sie arbeiten mit der Bevölkerung vor Ort“, unterstrich Okoth-Obbo und betonte insbesondere den Bedarf an Entwicklungs- und Bildungsprojekten sowie an einem „themenbezogenen“ Ansatz, wie ihn der LWB mit seiner Schwerpunktsetzung beim Schutz von gefährdeten Bevölkerungsgruppen, bei der Armutsproblematik sowie bei bedrohten Bevölkerungsgruppen und Kommunen verfolgt.

„Wir erleben gegenwärtig eine beispiellose Situation“, ergänzte Daniel Endres, der Verantwortliche der Abteilung Aussenbeziehungen beim UNHCR. Ein Drittel der Kapazität des UNHCR sei derzeit allein durch die Krisen im Irak und in Syrien gebunden. Gleichzeitig forderten anhaltende Flüchtlingskrisen in Afghanistan, Pakistan, Mali, der Demokratischen Republik Kongo und in Somalia weiterhin Aufmerksamkeit und Unterstützung.

„Ein Ende der Krisen ist nicht abzusehen“, stellte Endres fest. Beide UNHCR-Vertreter äusserten sich zudem besorgt über die Situation in Nigeria und die dortigen terroristischen Aktivitäten. „Wenn dieses entsetzliche Ausmass terroristischer Bedrohungen nicht abnimmt, werden wir dort die nächste schwere Flüchtlingskrise erleben“, so Endres‘ Einschätzung.

Fokus auf den Rechten der Bedürftigen

Endres betonte insbesondere die Notwendigkeit, bei der Arbeit mit Flüchtlingen und anderen Hilfsbedürftigen deren Rechte in den Mittelpunkt zu stellen. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen vieler Staaten bei der Integration von Flüchtlingen unterstrich er die Notwendigkeit, mit der einheimischen Bevölkerung zusammen zu arbeiten, bei ihnen für die Rechte der Flüchtlinge einzutreten und sie bei der Integration zu unterstützen.

Die Zusammenarbeit mit einer Organisation aus dem religiösen Bereich biete einen „Mehrwert“, so Endres, da religiöse Gruppierungen und Institutionen vielerorts eine natürliche Autorität geniessen. In diesem Zusammenhang sei das UNHCR auch sehr interessiert an der Entwicklung der Partnerschaft von LWB und Islamic Relief Worldwide, die im August 2014 eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit unterzeichnet hatten. „Organisationen aus dem religiösen Bereich sind durch ihren Glauben motiviert“, sagte Endres. „Sie können eine wichtige – oft entscheidende – Funktion bei der Begleitung der örtlichen Bevölkerung und hilfsbedürftiger Menschen übernehmen, und übernehmen diese oft auch schon konkret. Wir sehen das, wir spüren es und wir schätzen das sehr.“