Zerstörung palästinensischer Häuser von 31 internationalen Organisationen verurteilt

Menschen durchsuchen die Trümmern ihres Hauses in Wadi Sneysel in der Westbank in der Nähe von Ostjerusalem.

LWB lehnt Drohungen und Gewalt ab

Jerusalem/Genf, 21. August 2015 (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) gehört zu den 31 Hilfs-, Glaubens-, Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen in Jerusalem, die die Staats- und Regierungschefs weltweit nachdrücklich dazu auffordern, die anhaltende Zerstörung palästinensischer Häuser zu stoppen und die israelische Regierung dafür zur Verantwortung zu ziehen, dass mutwillig palästinensisches Eigentum und auch von internationalen Hilfsorganisationen finanzierte Projekte im besetzten Westbankufer in Schutt und Asche gelegt werden.   

Im Zuge einer erneuten Abrisswelle hat die israelische Armee diese Woche mindestens 63 Häuser und wichtige Infrastruktureinrichtungen in 10 palästinensischen Gemeinden im Area-C-Gebiet dem Erdboden gleichgemacht. Area C umfasst 60% der Westbank und wird komplett durch das israelische Militär kontrolliert und verwaltet. Unter den zerstörten Einrichtungen befanden sich 12   Einrichtungen zur Erfüllung humanitärer Grundbedürfnisse, darunter Solarmodule, eine mobile Toilette, Tierställe und von der Europäischen Union finanzierte Zelte.  

In einer gemeinsamen Erklärung vom heutigen Tage forderten die unterzeichnenden Organisationen die internationalen Geldgeber auf, von Israel eine finanzielle Entschädigung für die abgerissenen Einrichtungen sowie die Wiederaufnahme der Hilfen zu verlangen. Die Zerstörungen haben allein in dieser Woche 132 Menschen obdachlos gemacht, darunter 82 Kinder. Sie sind für ein Viertel der abrissbedingten Vertreibungen allein im Jahre 2015 verantwortlich, das ist die höchste Zahl in fast drei Jahren.

Als Bekräftigung der Unterstützung der gemeinsamen Erklärung durch den LWB hat Pfr. Mark Brown erklärt, dass diese jüngste Zerstörungswelle weder der Friedensförderung diene noch ein Zeichen für den Respekt der Menschenwürde sei. „Der Abriss palästinensischer Häuser und wichtiger Einrichtungen wie Tierställe und mobile Toilettenanlagen macht den Menschen Angst, verursacht Not und untergräbt die Hoffnung auf Frieden. Wer mit Bulldozern Häuser niederwalzt und beschlagnahmt, begeht einen Akt der Gewalt“, fügte er hinzu.

Brown, der LWB-Regionalvertreter in Jerusalem ist, erklärte, es sei für alle betroffenen Parteien des seit langer Zeit bestehenden israelisch-palästinensischen Konflikts entscheidend, konkrete Massnahmen zum Schutz und zur Bewahrung international anerkannter Menschenrechte zu ergreifen.

Brown verdeutlichte das umfassende Engagement des LWB für die Einhaltung der Menschenrechte und für den Respekt der Menschenwürde unabhängig davon, wo  Rechtsverletzungen stattfinden. „Ob im Nahen Osten oder anderswo auf der Welt, der LWB lehnt Gewalt oder Gewaltandrohung als Mittel zur Bewältigung politischer Konflikte ab.“

Auf der LWB-Ratstagung im Juni 2015 in Genf hat das Leitungsgremium seine Unterstützung für eine Zweistaatenlösung zwischen Israel und Palästina nach den Grenzen von 1967 als die beste Garantie für die Sicherheit und das Wohlergehen beider Staaten erneut bekräftigt. Dieser Aufruf beinhaltet auch die Forderung nach einem Siedlungsstopp in den besetzten Gebieten sowie eindeutige Aussagen zum Status von Jerusalem in allen Vorschlägen zur Beendigung des Konflikts unter besonderer Berücksichtigung der religiösen Bedeutung dieser Stadt.   

Der LWB setzt sich mit seinem Weltdienstprogramm seit mehr als 65 Jahren für die palästinensischen Flüchtlinge in den palästinensischen Territorien ein. Dazu gehören die lebenswichtige Gesundheitsversorgung im Auguste Viktoria-Krankenhaus in Ostjerusalem, Berufsbildung, Stipendien und materielle Unterstützung sowie Initiativen zur Förderung von Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung. Die LWB-Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, bietet über ihre Schulen ebenfalls Bildungsmöglichkeiten und fördert den Friedensprozess.

Vollständiger Text der gemeinsamen Erklärung.