Wissenschaft ist das Fundament für einen fruchtbaren Dialog

Gratulanten und Ehrendoktor: (v.l.) Der Sekretär des Päpstlichen Rates zur Einheit der Christen, Bischof Brian Farrell, Prof. Dr. Myriam Wijlens von der Universität Erfurt, Prof. Dr. Theodor Dieter mit seiner Auszeichnung und Prof. Dr. Michael Gabel, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Erfurt. Foto: Uni Erfu

Zweifache Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. Theodor Dieter

Erfurt, Deutschland/Genf (LWI) – Eine außergewöhnliche Würdigung: Gleich von zwei Katholisch-Theologischen Fakultäten wird Prof. Dr. Theodor Dieter mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Sowohl die Universität Erfurt (Deutschland) als auch die Universität Leuven (Belgien) erkennen hiermit seinen herausragenden Beitrag zum lutherisch-katholischen Dialog an.

Der fünfundsechzigjährige Theologe ist Forschungsprofessor und Leiter des Institutes für Ökumenische Forschung in Straßburg, das seit 1965 im Auftrag des Lutherischen Weltbunds (LWB) dessen ökumenische Dialoge vorbereitet und theologisch begleitet sowie ökumenische Forschung und Fortbildung betreibt mit dem Ziel, Differenzen mit anderen christlichen Kirchen zu überwinden und so die Einheit der Kirche Jesu Christi sichtbar zu machen.

Die erste Auszeichnung nahm Theodor Dieter am 24. Januar – in der Gebetswoche für die Einheit der Christen – in Erfurt (Deutschland) entgegen. An der Universität Erfurt hatte einst Martin Luther im Jahre 1501 sein Studium aufgenommen und später auch dort gelehrt.

Bedeutung für den Fortschritt des ökumenischen Dialogs

Zu den geladenen Gästen der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Theodor Dieter gehörte Bischof Brian Farrell, Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Er war eigens zu dieser Feier von Rom nach Erfurt gekommen, um die Würdigung der Katholischen Kirche für die theologische Arbeit unseres Instituts zum Ausdruck zu bringen. Auch Kurt Kardinal Koch, Präsident des Einheitsrates, würdigte Dieter in einem Brief: „Sein Wirken als Direktor des Ökumenischen Institutes des Lutherischen Weltbundes in Straßburg und seine beratende Tätigkeit in allen die Ökumene betreffenden Fragen sind von größter Bedeutung für den Fortschritt des ökumenischen theologischen Dialogs, der ökumenischen Forschung und Lehre.“

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Myriam Wijlens. Sie ist Professorin für Kirchenrecht in Erfurt und im Auftrag des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen Mitglied der Kommission „Glauben und Kirchenverfassung“ des Ökumenischen Rates der Kirchen.

„Durch seine Tätigkeit trägt er auf wissenschaftlicher und dialogischer Ebene grundlegend und wegweisend zur Wiederherstellung der Einheit der Christen bei“, so Wijlens. „Seine zahlreichen Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften, Lexika und Sammelbänden bezeugen, dass für Theodor Dieter die Theologie Martin Luthers im mittelalterlichen Kontext die Grundlage seiner Forschung bilden, deren Ergebnisse er für die Gegenwart fruchtbar macht.“

Aufeinander hören, den Anderen für sich selber sprechen lassen

Sie hob besonders seine Beiträge und sein Engagement zur Rezeption der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ hervor als auch zum Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, welches wiederum die Grundlage für den „Ökumenischen Gottesdienst zum gemeinsamen Reformationsgedenken 2017“ bildet.

Mit seiner Arbeit setzt sich Dieter seit den 1990er-Jahren für den Dialog der christlichen Kirchen untereinander ein. Für ihn gilt es nicht, die Unterschiede zwischen den Lehren der lutherischen und römischen-katholisch Kirche hervorzuheben, sondern deren Gemeinsamkeiten. Eine solche auf Dialog und gegenseitige Anerkennung orientierte Kultur aber „entsteht nicht auf Knopfdruck,“ wie Dieter 2015 in seiner Ansprache zum 50jährigen Bestehen des Straßburger Institutes erklärte, „sondern durch Übung, durch lange Übung, aufeinander zu hören und die Anderen für sich selber sprechen zu lassen, ihre Position ernst zu nehmen und die eigene Kirche auch aus der Perspektive der anderen anzuschauen sowie durch die praktizierte Bereitschaft, Vorurteile zugunsten besserer Wahrnehmung aufzugeben.“

Die zweite Ehrendoktorwürde wird dem Lutherspezialisten Theodor Dieter am 15. Februar im Jahr des Reformationsgedenkens von der Universität Leuven verliehen. Im 16. Jahrhundert war diese Universität eine der ersten, die die Auffassungen Luthers verurteilten. Vor diesem Hintergrund ist die Auszeichnung Dieters ein besonderes ökumenisches Zeichen. „Er ist die treibende Kraft fast aller Texte im Rahmen des lutherisch-katholischen Dialogs in den vergangenen zwanzig Jahren“, heißt es in der Ankündigung aus Belgien.