Wissen um „verwundeten Gott“ überwindet Gewalt

Die schwedische Erzbischöfin Antje Jackelén predigt zur Eröffnung der Vorbereitenden Konsulation in Europa. Foto: LWB/A. Daníelsson

Festgottesdienst eröffnet Vorbereitende Konsultation Europas

Höör, Schweden/Genf (LWI) – Christus nachzufolgen bedeutet, sein Leiden und seine Verwundbarkeit zu erkennen und daran teilzuhaben. So lautete die Botschaft der schwedischen Erzbischöfin Antje Jackélen in ihrer Predigt beim Eröffnungsgottesdienst der Vorbereitenden Konsultation zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die drei Region Europas, die in Höör (Schweden) stattfand. Jackélen betonte, Jesu Auftrag sei „der Auftrag eines verwundeten Gottes, keineswegs eines Gottes der Herrlichkeit“.

Die Delegierten und andere Teilnehmende der europäischen Vorbereitungskonsultation feierten gemeinsam mit der Höörer Kirchengemeinde den Festgottesdienst, dem die Gemeindepfarrer Mikael Johansson und Lars-Ivar Ericson vorstanden. Zwei Chöre der Gemeinde übernahmen die musikalische Gestaltung, die Fürbitten trugen Delegierte vor. Insgesamt trug das gottesdienstliche Leben ein wichtiges Element zur vorbereitenden Konsultation bei; in den Morgen- und Abendandachten wurden jeweils die Themen der Vollversammlung aufgegriffen.

Erzbischöfin Jackélen befasste sich in ihrer Predigt zu Johannes 20,19-31 mit dem Sinn der Nachfolge in der heutigen Gesellschaft und Kirche: „…vier gefährliche ‚Ps‘ wirken dieser Tage auf unsere Länder und also auch auf unsere Kirchen: Polarisierung, Populismus, Protektionismus und, mit dem Wort des Jahres 2016, das Postfaktische“, so die Erzbischöfin. „Wir werden widerstehen müssen und werden dabei sowohl den Schmerz unserer eigenen Wunden als auch den der Wunden anderer fühlen.“

Verwundbar sein überwindet Gewalt

„Der Predigttext erlaubt uns zu glauben, dass es das Erkennen eines verwundeten Gottes braucht, um Gewalt zu überwinden, insbesondere jene Art Gewalt, die so oft die Vorstellungen der Menschen vom Heiligen begleitet“, stellte die Erzbischöfin fest und warnte vor Fanatismus, einem Glauben „ohne Zweifel“ sowie vor jenen, die ihr „Land wieder groß machen“ wollen.

„Das Bild Gottes, das in der Schöpfung sichtbar ist, wird nach wie vor entstellt durch Gewalt und Missbrauch, durch extremistische Ideologie – auch im Namen der Religion, durch den Verlust der Würde, der Artenvielfalt, durch die schleppende Reaktion auf die Klimaproblematik, durch die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Menschen, die über Wohlstand, Bildung, Macht verfügen oder eben nicht, durch die systematische Verbreitung von Lügen.“

Theologie des Kreuzes

Abschließend verwies Jackélen, mit Blick auf die bevorstehende LWB-Vollversammlung und das in diesem Jahr anstehende Gedenken an die lutherische Reformation, auf Martin Luthers Kreuzestheologie: Eine Theologie „der Herrlichkeit nennt das Schlechte gut und das Gute schlecht. [Eine Theologie] des Kreuzes nennt die Dinge, wie sie wirklich sind.“

Die Vorbereitende Konsultation zur Vollversammlung befasste sich unter anderem mit den aktuellen Herausforderungen, mit denen Europa konfrontiert ist, unter Berücksichtigung der Rolle der Kirchen, sowie mit den drei Unterthemen der Vollversammlung: Erlösung/Schöpfung/Menschen – für Geld nicht zu haben.