Weltklimakonferenz: Menschenrechte im Fokus

Gemeinsam mit ökumenischen Partnern fordern die Delegierten des LWB auf der Weltklimakonferenz COP25 in Madrid Klimagerechtigkeit. Fotos: LWB/Albin Hillert

Recht und Gerechtigkeit als Hauptthemen

MADRID, Spanien/ GENF (LWI) – Der 10. Dezember ist der Internationale Tag der Menschenrechte und die heiße Phase der Verhandlungen auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP25) in Madrid beginnen. Die Delegierten des Lutherischen Weltbundes (LWB) lenken ihr Hauptaugenmerk auf eine Auswahl wichtiger Themenblöcke, die in dem Engagement der weltweiten Kirchengemeinschaft für Klimagerechtigkeit in der Welt alle eine zentrale Rolle spielen.

Der LWB hat auch zur diesjährigen Weltklimakonferenz wieder eine Delegation junger Menschen aus verschiedenen Mitgliedskirchen weltweit entsendet, für die das Thema Gerechtigkeit im Zentrum ihres Engagements steht und die überzeugt sind, dass Klimagerechtigkeit auch eine Frage von Generationengerechtigkeit ist.

Der LWB-Vizepräsident für die Region Lateinamerika und Karibik, Pfr. Dr. Nestor Friedrich, ist begeistert von dem Engagement der jungen Menschen: „Ich möchte diesen jungen Menschen danken! Sie tragen bei mir persönlich zu einem Umdenken bei. Und ein Umdenken ist bei uns allen dringend notwendig. Wir müssen etwas daran ändern, wie wir auf die Welt blicken und wie wir unser Leben und unsere Werte praktisch leben.“

„Für uns beim LWB ist klar, dass Generationengerechtigkeit nicht einfach nur bedeutet, die jungen Menschen auch an Entscheidungsfindungsprozessen zu beteiligen, sondern ihnen tatsächlich einen Platz am Verhandlungstisch zuzugestehen“, erklärt Pranita Biswasi, LWB-Jugendreferentin, die die LWB-Delegation in Madrid leitet. „Es geht um unser aller Zuhause, das Zuhause dieser Generation und aller kommenden Generationen. Und deshalb rufen wir zu einem gender- und generationenbewussten Klimaschutz auf.“

Zweite Woche der Weltklimakonferenz: Neuer Abschnitt der Verhandlungen

„In dieser zweiten Woche der Weltklimakonferenz erwarten wir stärkeres Engagement und dass die Regierungen umfassendere Verpflichtungen eingehen“, sagt Elena Cedillo, LWB-Programmreferentin für Klimagerechtigkeit. „Wir erwarten umfassendere Verpflichtungen für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten, und dazu zählt auch die Bereitstellung von weiteren Finanzmitteln.“ 

Während sich die Verhandlungen also ihrem Höhepunkt und Ende nähern, konzentrieren sich die Delegierten des LWB nun auf verschiedene zentrale Themen, darunter die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten, Gender, Menschenrechte sowie ehrgeizigere Ziele bei den nationalen Klimabeiträgen, den so genannten „Nationally Determinded Contributions“ (NDCs).

„Wir fordern ehrgeizigere Ziele bei den NDCs, denn wenn keine höheren Ziele gesteckt werden, werden wir das 1,5°C-Ziel auf jeden Fall verfehlen. Um wirklich eine Veränderung herbeizuführen, müssen wir gemeinsam noch viel mehr tun“, erklärt Biswasi. „Es hat mich sehr überrascht zu sehen, dass die Vertragsparteien in der ersten Woche der Weltklimakonferenz bemüht waren, die Menschenrechtsterminologie in den verschiedenen Texten und Verhandlungen zu vermeiden, obwohl man sich doch schon in der Einleitung zum Pariser Klimaabkommen auf Verpflichtungen im Hinblick auf die Menschenrechte geeinigt hatte.“

Fernanda Zuñiga von der Lutherischen Kirche in Chile verfolgt die Diskussionen zu diesem Thema sehr genau und hebt hervor, wie wichtig die Schwerpunktsetzung auf die Menschenrechte in den Verhandlungen ist: „Das wichtigste, was wir tun können, ist, die Länder zu unterstützen, die sich für eine Verknüpfung von Klimagerechtigkeit, Genderfragen und Menschenrechten einsetzen. Wenn in diesen Verhandlung kein Bezug genommen wird auf die Menschenrechte, könnten Länder zum Beispiel plötzlich Maßnahmen gegen den Klimawandel unternehmen, die aber eine Verletzung von Menschenrechten bedeuten, und dann besteht das Risiko, dass wir den Schutz von sehr vielen Menschen, die sich für Klimagerechtigkeit engagieren, nicht mehr gewährleisten können.“

„Ich hoffe, dass sich viele Länder und insbesondere die Industrieländer ehrgeizige Ziele setzen und diesen Klimanotstand wirklich ernst nehmen“, führt die LWB-Delegierte Erika Rodning von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada aus.

Die Rolle der Industrieländer ist nach wie vor ein wichtiger Punkt für die Delegierten des LWB, da es letztlich eine Frage von Gerechtigkeit ist.

In Bezug auf die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten führt Erik Bohm, LWB-Delegierter von der Schwedischen Kirche, aus: „Wir müssen uns das aus Sicht eines Entwicklungslandes anschauen, aus der Perspektive der Verwundbarsten unter uns. Und die Industrieländer, die am meisten zu den Ursachen für den Klimawandel beigetragen haben, müssen jetzt wirklich handeln und diesen Teil des Pariser Klimaabkommens auch finanzieren.“

„Letztendlich geht es ja um Gerechtigkeit“, sagt Rodning weiter. „Oder mit anderen Worten: um mehr Chancengleichheit, mehr Machtgleichgewicht, mehr Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern, zwischen globalem Norden und globalem Süden, zwischen den Generationen.“ 

Interreligiöse Erklärung drängt UNFCCC zu Fortschritten

Am Montag haben Führungspersonen von zehn verschiedenen Religionen dem Stellvertretenden UNFCCC-Exekutivsekretär, Ovais Sarmad, eine gemeinsame Erklärung überreicht, in der sie die Rolle hervorheben, die Glaubensgemeinschaften spielen können, um Wandel herbeizuführen, insbesondere aufgrund ihrer engen Verbindungen zu den Menschen an der Basis, zu denen häufig auch jene Menschen gehören, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.

 

Der Stellvertretende UNFCCC-Exekutivsekretär, Ovais Sarmad, (r.) hat sich am 9. Dezember mit Führungspersonen verschiedener Glaubensgemeinschaften getroffen, um sich das gemeinsame Anliegen dieser Führungspersonen anzuhören und eine für die COP25 erarbeitete gemeinsame Erklärung entgegenzunehmen. Sarmad dankte den Glaubensgemeinschaften für ihr Engagement, insbesondere in Bezug auf die moralischen Aspekte, die im Umgang mit dem Klimawandel Beachtung finden müssen.

„Als Glaubensgemeinschaften sollten wir auf Dialog als Form des Widerstands setzen“, sagte Friedrich zu Sarmad. „Mir wird aktuell immer deutlicher, dass der Klimawandel ein Thema ist, das letzten Endes auch dazu beitragen wird, uns alle enger zusammenzubringen – für Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit.“

Cedillo sagte abschließend: „Klimagerechtigkeit ist eine Frage der Menschenrechte – es geht um den Zugang zu sauberem Trinkwasser, um Land, um Gesundheit. Und deshalb bekräftigen wir als LWB: Die Schöpfung ist für Geld nicht zu haben.“