Weitere Hilfe für Flüchtlinge in Uganda erforderlich

Die Flüchtlingssiedlung Pagirinya wurde vor knapp einem Monat eröffnet und ist bereits überfüllt. Foto: LWB Uganda

Beengte Lebensverhältnisse und durch Wasser übertragene Krankheiten sind die größten Herausforderungen

ADJUMANI, Uganda/GENF, 7. September 2016 (LWI) – Sechs Wochen, nachdem die Gewalt im Südsudan Zehntausende von Menschen in die Flucht getrieben hat, ist die Lage der südsudanesischen Flüchtlinge in Uganda nach wie vor kritisch. Mehr als 70.000 Menschen sind nach Adjumani in den Norden Ugandas geflohen, wo der Lutherische Weltbund (LWB) gemeinsam mit der Dan Church Aid (DCA), dem dänischen Hilfswerk, und dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) Hilfe für den nicht abreißenden Strom von Menschen aus dem Nachbarstaat leisten. Vor kurzem hat ein Choleraausbruch in einer neu gegründeten Siedlung zu einer bedrohlichen Lage besonders für die Kinder geführt.

Nach Aussage des UNHCR sind seit dem 7. Juli 2016 mehr als 90.000 Menschen aus dem Südsudan in den Norden Ugandas geflohen. „Die Flüchtlinge nennen die prekäre Sicherheitslage, Kämpfe, Folter, Plünderungen und Hunger als Gründe für ihre Flucht. Von den Neuankömmlingen sind 90 Prozent Frauen und Kinder. Der geringe Anteil männlicher Flüchtlinge bestätigt die Vermutung, dass Männer und Jugendliche vom Militär zwangsrekrutiert werden", berichtet Jesse Kamstra, LWB-Länderrepräsentant in Uganda.

Wasser und sanitäre Versorgung sind am wichtigsten

Der größte Teil der Neuankömmlinge wurde nach Pagirinya gebracht, einer neuen Flüchtlingssiedlung, die vom UN-Flüchtlingshilfswerk aufgebaut wurde und von LWB verwaltet wird. Mit zuletzt gezählten 41.000 Flüchtlingen ist dieses Camp bereits mit dem Dreifachen seiner geplanten Kapazität überlastet.

In den Aufnahmeeinrichtungen der Siedlung hat die hohe Zahl der Neuankömmlinge die Bereitstellung adäquater Unterkünfte und einer sanitären Grundversorgung für alle erschwert. Berichte über einen Choleraausbruch Mitte August wurden bestätigt, bisher gab es 83 Fälle und ein Todesopfer. Unter großen Anstrengungen ist es dem LWB, nationalen Stellen und dem UNHCR gelungen, die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern und die beengten Verhältnisse im Lager zu verbessern. 

Viele dieser Maßnahmen dienen auch dazu, die weitere Krankheitsausbreitung zu verhindern. Der LWB plant den Bau einer Latrine pro Haushalt. „Familienlatrinen werden besser gereinigt, da sich die Menschen eher dafür zuständig fühlen und ihnen die hygienischen Zustände dort wichtiger sind als bei den Gemeinschaftslatrinen“, erklärt LWB-Mitarbeiter Adrian Denyer. Diese Aufgabe ist allerdings gewaltig:  Um alle Haushalte zu versorgen, muss der LWB rund 4.000 Außentoiletten errichten. Denyer sieht diese Latrinen als Grundvoraussetzung für die Eindämmung von Krankheiten an, die durch verunreinigtes Wasser übertragen werden.  „Wenn eine Wasserstelle weit entfernt ist, müssen die Menschen  lange Wege gehen. Wenn aber eine Latrine zu weit weg ist, erleichtern sich die Menschen einfach im Freien", sagt er.

Der LWB bohrt weitere Brunnen und führt im Flüchtlingscamp und in den Gastgebergemeinschaften  Hygienekampagnen durch, um die weitere Ausbreitung der Krankheit auf umliegende Dörfer zu verhindern. „Die bevorstehende Regenzeit ist ein weiterer Grund, dass wir unsere Anstrengungen verdoppeln", fügt Dreyer hinzu.

Lebensmittel, Hilfsgüter, Schutz

In Uganda werden die Flüchtlinge registriert und erhalten von der Kommune ein Stück Land zur Selbstversorgung. Die meisten Flüchtlinge bauen ihre eigenen Häuser mit Baumaterial, das vom UNHCR zur Verfügung gestellt wird oder aus anderen lokalen Quellen stammt. Mehr als 19.000 Menschen haben Land erhalten. Die anderen leben nach wie vor in den vom LWB gebauten Notunterkünften.

Im Registrierungszentrum in Pagirinya stellt der LWB Nahrungsmittel und Hilfsgüter zur Verfügung und kümmert sich um den Schutz der Flüchtlinge. „Wir haben 24 Gemeinschaftsunterkünfte für jeweils 150 Menschen gebaut, 186 Latrinen aufgestellt, 17 Wasserzapfstellen eingerichtet und mehr als 40.000 Hilfspakete und Hygiene-Sets für Frauen und Mädchen ausgegeben sowie solarbetriebene Leuchten in besonders gefährlichen Bereichen in Betrieb genommen", verdeutlicht LWB-Länderrepräsentant Kamstra das Ausmaß der Hilfeaktion. Zurzeit werden 70 Gemeinschaftsunterkünfte gebaut.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Identifizierung und Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, dazu gehören zum Beispiel kleine Kinder, ältere Menschen, Mütter mit Neugeborenen und Menschen mit Behinderungen.  Bisher wurden 2.848 Flüchtlinge dieser Kategorie registriert. Menschen mit besonderen Bedürfnissen müssen ihre Häuser nicht selbst bauen. Sie werden außerdem – ebenso wie Großfamilien – bei der Zuteilung von Land innerhalb der Pagirinya-Siedlungen bevorzugt behandelt.

Spannungen mit den Gastgebergemeinschaften abbauen

LWB-Umweltteams helfen auch beim Pflanzen von Baumsetzlingen, um die Umwelt zu schützen und um Konflikten mit den Gastgebergemeinschaften vorzubeugen, da die Flüchtlinge zunächst Bäume fällen, um Baumaterial für ihre Hütten und Feuerholz zu bekommen. Die Anzahl der Flüchtlinge im Distrikt übersteigt inzwischen die Zahl der örtlichen Bevölkerung. Diese hatte schon in den vergangenen Jahren eine große Zahl von Flüchtlingen aus dem Südsudan aufgenommen.

„Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung unserer Partner", sagt  LWB-Länderrepräsentant Kamstra. „Es sind aber noch weitere Anstrengungen erforderlich, damit wenigstens die grundlegenden Bedürfnisse derjenigen erfüllt werden können, die auf der Suche nach Frieden und Sicherheit zu uns gekommen sind." Am dringendsten müssen Kinder versorgt werden, die als Waisen ankommen oder nicht wissen, wo ihre Eltern sind. Darüber hinaus sind Sicherheitsmaßnahmen wie mehr Solarleuchten und Wachpersonal erforderlich, und auch im Bereich Umweltschutz und Abfallsammlung gibt es noch viel zu tun.

Die LWB-Flüchtlingshilfe in Adjumani wird unterstützt von UNHCR, ACT-Bündnis, Brot für die Welt,  Canadian Lutheran World Relief, Kirche von Schweden, Dan Church Aid, USAID und UNICEF.