Was bedeutet es, befreit zu sein durch Gottes Gnade?

Bischof Ben Chun Wa Chang von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Honkong und Pfarrerin Anne Burghardt, LWB-Studienreferentin für ökumenische Beziehungen, präsentieren die chinesische Übersetzung der Studienhefte zum Reformationsjubiläum-. Foto: LWB/A. Danielsson

Teilnehmende der Vorbereitenden Konsultation der Region Asien diskutieren die Themen der Zwölften Vollversammlung

BANKOK, Thailand/GENF, 18. August 2016 (LWI) – Was bedeutet es, befreit zu sein durch Gottes Gnade? Wovon und wozu sind wir befreit? Was bedeutet es, zu sagen, dass Erlösung, Menschen und Schöpfung für Geld nicht zu haben sind? Diese Fragen bilden das Thema und die drei Unterthemen der Zwölften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) und werden von den Mitgliedskirchen der Region Asien anlässlich der regionalen Vorbereitenden Konsultation diese Woche diskutiert.

Die Untersuchung der Vollversammlungsthemen ist ein zentraler Punkt bei allen Vorbereitenden Konsultationen. Unter anderem werden dazu Referate gehalten, die Beispiele dafür geben sollen, inwiefern die einzelnen Themen mit der Arbeit und dem Kontext der Kirchen in der Region in Verbindung stehen.

Vier Studienhefte zeigen unterschiedliche Perspektiven auf

Pfarrerin Dr. Simone Sinn, LWB-Studienreferentin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, sowie Pfarrerin Anne Burghardt hielten Referate zu den Studienmaterialien, die für die Versammlung vorbereitet wurden. Es gibt vier Studienhefte jeweils zum Thema und den Unterthemen, die Artikel von Wissenschaftlern und Theologen aus allen Regionen des LWB enthalten. Die unterschiedlichen Perspektiven, die hier zu Wort kommen, bilden ein umfassendes Ganzes, wenn sie zusammen gelesen werden.

Burghardt, LWB-Studienreferentin für ökumenische Beziehungen, erläuterte, dass das Thema der Vollversammlung, „Befreit durch Gottes Gnade“, von grosser Bedeutung für das Reformationsjubiläum sei, da es eng mit der Lehre der Rechtfertigung aus dem Glauben durch die Gnade verbunden ist. Die zentrale Erkenntnis, dass Gottes Gnade eine freie und bedingungslose Gabe ist, ruft eine Reaktion der Dankbarkeit hervor, die Menschen in der liebenden und fürsorglichen Verpflichtung der gesamten Schöpfung gegenüber zum Ausdruck bringen, so Burghardt.

Sie fügte hinzu, dass „der Glaube uns von jeglichen Fesseln befreit, doch dass christliche Freiheit nicht nur die Freiheit von etwas bedeutet, sondern gleichzeitig auch immer die Freiheit zu etwas, wie zum Beispiel dem Nachbarn zu dienen und für Gerechtigkeit einzutreten. Die drei Unterthemen bieten Gelegenheit, sich noch intensiver mit Ideologien und Praktiken zu befassen, die der befreienden Botschaft des Evangeliums im Weg stehen.“

Bedarf und Habgier

In seinem Referat sprach Pfr. Dr. Busi Suneel Bhanu vom Gurukul Lutheran Theological College and Research Institute in Chennai (Indien) davon, dass die ganze Welt ein Marktplatz ist, auf dem eine Vielfalt von Waren für Geld zu haben sind. An einigen Orten zählen dazu sogar Erlösung, Menschen und Schöpfung. Besonders schwache Gruppen, wie zum Beispiel die Dalits in Indien, Bangladesh und Sri Lanka, die Burakumin in Japan, Frauen in vielen Ländern und die Natur sind für Geld zu haben.

Es gibt zahlreiche Beispiele für die Ausbeutung Vieler zum Nutzen Weniger, fügte er hinzu und zitierte den geistigen Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, Mahatma Gandhi, mit den Worten:

„Wir haben genug für den Bedarf der Menschen, jedoch nicht für die Habgier der Menschen.“

Bahnu sagte, „die Kirche sollte sich bewusst werden, dass Menschen, Schöpfung und Erlösung keine Waren sind, die für Geld zu haben sind, da sie durch Gottes Gnade frei sind und die Würde des Lebens erhalten.“

In ihrem Beitrag zu einer der Diskussionen sagte die LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien, Eun-hae Kwon, eine der besonderen Herausforderungen für die Kirchen in der Region sei das Bewusstsein hinsichtlich der Notwendigkeit, „Ungerechtigkeit und Gewalt gegenüber jenen, die schwach sind, zu thematisieren“.

Die Teilnehmer der Vorbereitenden Konsultation diskutierten das Thema und die Unterthemen in Dorfgruppen und im Plenum weiter und werden die Ergebnisse in der Schlussbotschaft der Vorbereitenden Konsultation zusammenfassen.