Vorbereitungen auf einen generationsübergreifenden Dialog über Klimagerechtigkeit

Europas junge Reformatorinnen und Reformatoren auf ihrer ersten Tagung in Trondheim, Norwegen. Foto: LWB/C. Richter

Junge europäische Reformatorinnen und Reformatoren des LWB stellen Fragen zur lutherischen Identität

(LWI) – Die Teilnehmenden der ersten Tagung der jungen Reformatorinnen und Reformatoren der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Europa erkunden Möglichkeiten, wie sie die lutherische Identität weltweit stärken und gestalten können.

„Die Kirche ändert sich mit ihren Mitgliedern. Die Menschen, die ein Teil der Kirche sind, sind die Reformation“, sagte Triin Salmu von der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche auf der Regionalkonferenz des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren in Trondheim, Norwegen.

Salmu und 14 weitere Ntzwerkmitglieder bereiten ihren Beitrag zu einem Generationsdialog darüber vor, wie die LWB-Mitgliedskirchen etwas gegen die Ungerechtigkeiten des Klimawandels unternehmen können. Die Podiumsdiskussion im Kontext der Europäischen Kirchenleitungskonferenz vom 11.-14. Mai befasst sich in erster Linie mit dem Thema „Schöpfung – für Geld nicht zu haben“, einem Unterthema des 500. Reformationsjubiläums und des Themas der 12. LWB-Vollversammlung „Befreit durch Gottes Gnade.“

Für die 27 Jahre alte Salmu bietet das Netzwerk eine Möglichkeit für Menschen, zusammenzukommen und gemeinsame Reformarbeit zu leisten. „Das Netzwerk kann einen Wandel auf globaler Ebene bewirken, den eine einzige Kirche allein niemals bewerkstelligen könnte“, fügte sie hinzu.

Die LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) und ihr Jugendreferat haben das Netzwerk im Jahre 2013 gegründet. Inspiriert durch das Thema des Reformationsjubiläums hat das Netzwerk das Motto „Befreit durch Gottes Liebe, um die Welt zu verändern“ geprägt, um junge Menschen (18-30 Jahre) zu einem aktiven Beitrag zum Reformationsjubiläum 2017 und zur LWB-Vollversammlung zu ermutigen.

Auf der Podiumsdiskussion am 13. Mai werden die Netzwerkmitglieder mit den europäischen Kirchenleitenden generationsübergreifende Gespräche über theologische Erkenntnisse zur Klimagerechtigkeit und über Maßnahmen führen, die die Kirche zur Initiierung oder Stärkung einer Politik ergreifen können, die bis 2050 kohlenstoffneutral werden soll. Sie wollen ebenfalls etwas über praktische Massnahmen lernen, die durchgeführt werden könnten, dazu gehört auch die Übernahme bewährter Praktiken der älteren Generationen.

Eine Kirche, die sich fortwährend reformieren sollte

Die Vorstellung von einer ecclesia semper reformanda (einer Kirche, die sich ständig erneuert) hat auf der Vorbereitungstagung eine Menge unterschiedlicher Reaktionen hervorgerufen. „Ich verstehe die anhaltende Reformation in den Kirchen als eine dynamische und lebendige Entwicklung. Der Geist der Reform lebt in den Generationen fort, die bestimmte Dinge anders sehen als die Generation vor ihnen. Auf diese Wiese haben alle neuen Generationen und die Vorläufergenrationen ihre Kirchen erkundet und reformiert“, stellte der 25-jährige Andreas Alexander Fosby von der Kirche Norwegens fest.

Fosby äusserte sich positiv über das Netzwerk erklärte, es „überwindet die Grenzen zwischen den einzelnen Kirchen und ermöglicht die Umsetzung der Idee einer Gemeinschaft von Kirchen möglich.“ Junge Menschen leben heute bereits in einer Welt mit weniger Grenzen und mehr Offenheit und stehen in Kontakt mit Menschen in aller Herren Länder. „Unter diesem Aspekt können wir auf so vielen Ebenen Änderungen bewirken und miteinander in Beziehung stehen“, fügte er hinzu.

Neue Impulse

Für Tim Sonnemeyer, 22, von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern beinhaltet ecclesia semper reformanda  ständige neue Überlegungen zur lutherischen Identität mit Sicht auf die diversen globalen Kontexte. „Jede Generation wird durch andere kulturelle, politische, soziale und – als Christin oder Christ – theologische Fragen herausgefordert. Heute Lutheraner oder Lutheranerin zu sein, bedeutet etwas anderes, als vor 500, 100 oder sogar nur 50 Jahren. Aber wir sind alle in Christus vereint, unabhängig davon, in welchem Jahr oder auf welchem Kontinent wir leben“, sagte er.  

„Das Netzwerk gibt unseren Überlegungen zu einer sich ändernden lutherischen Identität neue Impulse“, sagte Sonnemeyer. „Durch den Einsatz moderner Kommunikationsmethoden haben wir die Möglichkeit, junge Menschen christlichen Glaubens und ihren Hintergrund problemlos kennenzulernen. Wir beginnen einen Dialog, der wahrscheinlich die grösste Gruppe junger lutherischer Erwachsener anspricht, an die wir uns jemals gewandt haben. Das ist beeindruckend und bedeutet, dass wir die lutherische Identität von morgen gestalten können.“

Auf der Tagung in Trondheim haben die jungenReformatorinnen und Reformatoren ebenfalls über „neue Ideen für Nachfolge und Mission in schrumpfenden Kirchen, den Platz der Kirche in einer säkularen Gesellschaft, politisches Engagement als Lutheraner und andere Perspektiven gesprochen, die unsere lutherische Identität heute formen“, erklärte LWB-Jugendsekretärin Caroline Richter.

Richter organisiert die Regionalkonferenzen des Netzwerks in Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und in der Karibik und in Nordamerika. Die Reihe der Schulungsworkshops findet in einem globalen Workshop des Netzwerks vom 22. August bis 4. September 2015 in Wittenberg in Deutschland ihren krönenden Abschluss.