Vertrauen wächst zwischen Flüchtlingen und Gastgebenden im Tschad

Existenzsicherung und Friedensarbeit gehen für diese Frauen- und Witwengruppe Hand in Hand. Sie produzieren gesalzene Snacks und verkaufen sie auf dem Markt. Alle Fotos: LWB/S. Muis

Heimkehrende und Gastgebergemeinschaften leben und arbeiten zusammen

Danamadja, Tschad/Genf (LWI) – Der Tschad in Zentralafrika nimmt weiterhin Flüchtlinge aus den von Bürgerkriegen heimgesuchten Nachbarstaaten auf, darunter auch die Zentralafrikanische Republik. Nicht alle Menschen, die in das Land kommen, sind Flüchtlinge – viele sind Heimkehrende, Menschen aus dem Tschad, die vor Jahrzehnten auf der Suche nach Arbeit in die Zentralafrikanische Republik gezogen sind und sich aufgrund der anhaltenden Gewalt gezwungen sehen, wieder zurückzukehren.

Als Hassan (Name von der Redaktion geändert) vor dem gewaltsamen Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik floh, in dem seine Frau und zehn seiner Kinder ums Leben gekommen waren, und 2014 in den Tschad zurückkehrte, kam er dort ohne Schuhe an und hatte alles verloren – sogar seine Hoffnung.

Hassan hatte in Berberati gelebt, der drittgrößten Stadt in der Zentralafrikanischen Republik. Als vor vier Jahren schwere Kämpfe ausbrachen, wurde er nach Danamadja evakuiert, einem Dorf im südlichen Tschad in der Nähe der Grenze zur Zentralafrikanische Republik. Dort wurde er in einem Flüchtlingslager untergebracht.

Hassan konnte jedoch wieder Hoffnung schöpfen, als er sah, wie der Lutherische Weltbund (LWB) die Menschen dort versorgte und unterstützte. Er engagierte sich in einem vom LWB eingesetzten Ausschuss für das örtliche Konfliktmanagement.

 „Es war wunderbar zu erleben, wie der LWB gemeinsam mit den Gastgebergemeinschaften und den Heimkehrenden aus dem Tschad mit der Durchführung mehrerer existenzsichernder Maßnahmen begann“, erzählt Hassan. „Dazu gehörten landwirtschaftliche Produktion, Maßnahmen zur Sicherung des Lebensunterhalts, die Produktion von Nutzvieh sowie Anleitungen zu einem friedlicheren Zusammenleben – all dies hat zum Wohlergehen der Menschen in diesem Gebiet beigetragen“, fügte er hinzu.

Gastgebergemeinschaften haben ihre Ernte geteilt

Moussa, der Dorfvorsteher in Danamadja, erzählt, dass die Behörden ihn im Jahre 2014 gebeten hätten, die aus der Zentralafrikanische Republik zurückkehrenden Menschen aufzunehmen. Als die ersten Heimkehrenden kamen, hatte gerade die Regenzeit begonnen, und viele Mitglieder der Gemeinschaft in Danamadja hießen die Neuankömmlinge willkommen und teilten ihre Ernte mit ihnen.

Kurze Zeit später halfen die Heimkehrenden der örtlichen Bevölkerung bei der Feldarbeit. Später wurde mit Hilfe des LWB zusätzliches Land zur Verfügung gestellt, das man gemeinsam kultivierte.

Heute leben 12.000 Zurückgekehrte in Danamadja, die meisten von ihnen gelten im Tschad als Landsleute. Sie wurden in der Zentralafrikanischen Republik geboren, wuchsen dort auf und bauten sich dort ihre Existenz auf, bevor sie aufgrund des gewaltsamen Konflikts in den Tschad fliehen mussten. Die 12.000 Heimkehrenden wurden nun gemeinsam mit 28.000 anderen Flüchtlingen aus der Zentralafrikanische Republik umgesiedelt.

Neue Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik

Vor kurzem wurde darüber berichtet, dass die Zivilbevölkerung in der Zentralafrikanische Republik erneut einen hohen Preis aufgrund der Konflikte zwischen bewaffneten Gruppen, darunter die Revolution Justice und die Mouvement de la libération de la Centrafrique, bezahlt.

Durch den Konflikt wurden mehr als 60.000 Menschen vertrieben, wobei eine unbekannte Anzahl von Betroffenen in den Busch geflüchtet sind und 15.000 die Grenze zum Tschad überquert haben. Humanitäre Hilfe wurde in Form von Lebensmittelverteilung, Gesundheitsversorgung und Notunterkünften gewährt.

Der LWB arbeitet seit mehreren Jahren mit den Heimkehrenden zusammen und hat in Gemeinschaften wie Danamadja Lehrgänge durchgeführt und landwirtschaftliches Gerät zur Verfügung gestellt, um das Leben sowohl für die Heimkehrenden als auch für die Mitglieder der Gastgebergemeinschaft zu verbessern.

Danamadjas Dorfvorsteher Moussa hat gemeinsam mit zehn Männern und zehn Frauen eine Baumschule aufgebaut, die auch dem Schutz der Umwelt dient. Die Einnahmen werden unter den Gruppenmitgliedern aufgeteilt, aber auch für die Gemeinschaft angespart, falls Zäune repariert oder Materialien eingekauft werden müssen.

Existenzsicherung und Friedensarbeit

Darüber hinaus gibt es eine Gruppe von 23 Frauen, darunter auch Witwen, die ihre Männer in dem Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik verloren haben, die zum Beispiel Erdnüsse zu Produkten wie salzige Snacks verarbeiten.

Der LWB hat Schulungen durchgeführt, und direkt danach fingen die Frauen an, die Snacks herzustellen und zu verkaufen. Sie eröffneten ihren eigenen Laden und haben jede Menge Ideen, die sie in Zukunft verwirklichen wollen. Dieser Zukunft sehen sie heute optimistisch entgegen.

„Wir haben gelernt, unseren Lebensunterhalt gemeinsam mit unseren neuen Brüdern und Schwestern selbst zu verdienen, und wir werden das auch weiterhin so handhaben, weil wir daran glauben“, sagte Moussa.

Hassan erzählt voller Begeisterung vom Engagement des LWB für sein neues Dorf: „Die Friedensarbeit wie zum Beispiel die Einsetzung von Ausschüssen für das Konfliktmanagement hat nicht viel Geld gekostet, war aber sehr wichtig, um gegenseitigen Respekt und Vertrauen aufzubauen.“

Vertrauen in die Zukunft

„Auf diese Weise konnte ein nachhaltiges Umfeld für die Heimkehrenden und die Mitglieder der Gastgebergemeinschaften geschaffen werden, denn das hat uns geholfen, gemeinsam das Land zu bestellen, Probleme zu diskutieren und sie zu lösen, anstatt sie auf die lange Bank zu schieben. Zunächst führte das zu Spannungen zwischen den Menschen, die leicht zu Gewalt und Misstrauen hätten führen können, aber das haben wir gut in den Griff bekommen.“

Hassan will sich auch weiterhin für das Konfliktmanagement engagieren, aber auch Landwirtschaftsprodukte weiterverarbeiten und sie mit Gewinn auf dem örtlichen Markt verkaufen.

Er sieht heute zuversichtlicher in die Zukunft als zu dem Zeitpunkt, als er 2014 barfuß hier ankam. Mit Blick auf seine Füße stellt er voller Stolz fest: „Jetzt kann ich mir leisten, wieder Schuhe zu tragen.“