Vertiefung der anglikanisch-lutherischen Beziehungen

Mitglieder des ALICC vor dem Haus des Bischofs in Tampere (Finnland). Foto: ELKF

Neuer Ausschuss plant weitere Zusammenarbeit

(LWI) – Lutherische und anglikanische Gläubige haben eine neue Reihe von Gesprächen begonnen, die der Stärkung der Beziehungen und der Zusammenarbeit der beiden Traditionen sowie der Vorbereitung einer gemeinsamen Feier des 500. Reformationsjubiläums 2017 dienen sollen.

Die erste Tagung des Internationalen anglikanisch-lutherischen Koordinierungsausschusses (ALICC) dieser neuen auf drei Jahre angesetzten Gesprächsreihe fand vom 19. bis 25. September in Helsinki (Finnland) statt. Themen waren die bereits bestehenden Beziehungen der beiden weltweiten Gemeinschaften sowie die Förderung der Zusammenarbeit in jenen Punkten, zu denen bislang noch keine offiziellen Übereinkommen existieren.

Der Lutherische Weltbund (LWB) veranstaltete das Treffen mit Unterstützung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands (ELKF). Die Leitung des Treffens übernahmen Bischof Mauricio Andrade, Primas der Bischöflich-Anglikanischen Kirche von Brasilien, und Bischof Michael Pryse von der Östlichen Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada.

Im Rahmen der Tagung wurden Beispiele regionaler Zusammenarbeit vorgetragen und es wurde mit dem Entwurf regionaler Abkommen zwischen der lutherischen und der anglikanischen Glaubensgemeinschaft begonnen. Der Ausschuss wird Kirchen beider Konfessionen aufrufen, Informationen bereitzustellen, die dieser Aufgabe dienlich sind.

Des Weiteren hat der Ausschuss einen Prozess zur Förderung der anglikanisch-lutherischen Zusammenarbeit im Hinblick auf die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläums 2017 ins Leben gerufen. Ziel ist es, Studienmaterialien zum offiziellen Motto des LWB für die Jubiläumsfeierlichkeiten, „Befreit durch Gottes Gnade“, auszuarbeiten.

Diese Studienmaterialien, die sich an alle Altersgruppen richten, sollen sich mit der Bedeutung der Reformation des 16. Jahrhunderts für unser heutiges Leben beschäftigen und gleichzeitig darauf hinweisen, dass die Reformation ein fortlaufender Prozess ist, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Das zentrale Thema der Arbeit des Ausschusses im Hinblick auf das Jubiläum lautet „Gemeinschaft in der Mission Gottes“.

Bischof Matti Repo von der ELKF-Diözese in Tampere lud die Mitglieder des Ausschusses zu einem Gottesdienst und zu Gesprächen in die Diözese ein. Thema waren die Initiativen, an denen Tampere gemeinsam mit der Diözese Manchester der Kirche von England arbeitet.

Die beiden Diözesen kooperieren bei der Vorbereitung von Jugendlichen auf die Konfirmation sowie bei der Vertiefung des Themas urbane Theologie. In Tampere gibt es eine englischsprachige internationale Gemeinde und die anglikanische Seelsorge in Helsinki wird von lutherischen Geistlichen unterstützt.

Spannende ökumenische Arbeit

„Die spannende ökumenische Arbeit der Kirche Finnlands, wie sie in der Diözese von Tampere insbesondere beim Austauschprogramm für die Konfirmation mit der Kirche von England zum Ausdruck kommt, hat uns Mut gemacht“, erklärte Pfarrerin Canon Dr. Alyson Barnett-Cowan, anglikanische Ko-Vorsitzende des Ausschusses.

Metropolit Ambrosius, der orthodoxen Bischof von Helsinki, lud den ALICC ebenfalls zu sich ein und erläuterte den Ausschussmitglieder die aktuellen Veranstaltungen der orthodoxen Kirche von Finnland und die Arbeit des Sofia-Kulturzentrums, in dem der Ausschuss tagte.

Des Weiteren besuchte der Ausschuss einen anglikanischen Gottesdienst in der alten Kirche von Tampere, der von Pfarrer Tuomas Mäkipää gehalten wurde, einem Lutheraner, der 2010 zum anglikanischen Priester der Gemeinde Sankt-Nikolaus in Helsinki geweiht wurde.

„Die anglikanisch-lutherischen Dialoge und die Zusammenarbeit der beiden Gemeinschaften stellen eine der Erfolgsgeschichten der ökumenischen Bewegung in den letzten Jahrzehnten dar. Die anglikanischen und lutherischen Kirchen haben mehrere regionale Vereinbarungen unterzeichnet. Einige davon, wie die Porvooer Gemeinsame Feststellung und die Erklärung von Waterloo, haben die volle Kirchengemeinschaft der beiden Kirchen besiegelt“, so Pfarrerin Anne Burghardt, LWB-Studienreferentin für ökumenische Beziehungen und lutherische Ko-Vorsitzende des ALICC.

„Es war schön, zu sehen, dass auf beiden Seiten ein Interesse daran besteht, die guten Beziehungen zu vertiefen und die Zusammenarbeit auf praktischer Ebene auszubauen“, fügte Burghardt hinzu.

„Die Tatsache, dass in vielen Regionen volle Kirchengemeinschaft erreicht wurde, bietet uns die Möglichkeit, über die Frage nachzudenken, wie wir unser christliches Zeugnis gemeinsam zum Ausdruck bringen wollen, und auch darüber, wie wir an der Basis und in der Diakonie zusammenarbeiten wollen und wie die Kooperation zwischen den Institutionen für theologische Ausbildung und Bildung gestaltet werden soll“, erklärte sie.

Die Tagung in Helsinki sei sehr erfolgreich verlaufen und es habe eine sehr freundliche Atmosphäre geherrscht. „Bei dieser Tagung handelte es sich um die erste Zusammenkunft dieser Gruppe, und es war beeindruckend, wie schnell die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gelernt haben, miteinander zu arbeiten, und wie jeder und jede Einzelne etwas zu den Plänen für die gemeinsame Arbeit beigetragen hat“, so Barnett-Cowan.

Der Ausschuss wird bis 2017 jährlich tagen.

Laden Sie das Communiqué der ALICC-Tagung 2013 herunter (in englischer Sprache)

Weitere Informationen zum lutherisch-anglikanischen Dialog