„Unser gegenseitiges Vertrauen ist gewachsen“

Während ihres Besuchs im Büro der Kirchengemeinschaft des LWB würdigten die Bischöfe Dr. Karl-Hinrich Manzke (lutherisch) (li.) und Dr. Gerhard Feige (katholisch) die guten Beziehungen zwischen Katholiken und Lutheranern weltweit und auf lokaler Ebene. Foto: LWB/S. Gallay

Lutherische und katholische Bischöfe aus Deutschland setzen auf Zusammenarbeit in Ökumene und Diakonie

GENF (LWI) – Der katholische Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg) hat das Gemeinsame Ökumenische Reformationsgedenken, das am 31. Oktober in Schweden gefeiert wird, als „ökumenische Erfolgsgeschichte“ bezeichnet. Papst Franziskus und LWB-Präsident Bischof Dr. Munib Younan werden gemeinsam am Gottesdienst im Dom zu Lund mitwirken. „Daran wird deutlich, dass eine Beziehung des gegenseitigen Vertrauens zwischen den beiden Kirchen gewachsen ist“, so Feige. „Ohne Vertrauen kann es keine Entwicklung geben.”

Sein Besuch im Büro der Kirchengemeinschaft des Lutherischen Weltbundes (LWB) in der vergangenen Woche sei eine gute Gelegenheit, die gewachsene Verbindung zwischen Lutheranern und Katholiken auf der globalen Ebene zu würdigen und sich über die ökumenische Zusammenarbeit auf lokaler Ebene auszutauschen, so Feige weiter.

Auf lutherischer Seite begleitete ihn Bischof Dr. Karl-Hinrich Manzke, Catholica-Beauftragter der Vereinten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschland (VELKD).

„Ökumenische Zusammenarbeit ist für uns kein Fremdwort“, unterstrich Feige, der den Vorsitz der Ökumenekommission der Deutschen Bischofkonferenz innehat. Diese Aussage bezog sich besonders auf die Geschichte der Kirchen im Osten Deutschlands, die erst gegen den Kommunismus und seit der Wende gegen die Säkularisierung ankämpfen müssen. 

Zusammenarbeit vor Ort auf vielen Ebenen

Bezüglich der ökumenischen Verbundenheit auf lokaler Ebene berichtete Manzke, der auch Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg Lippe ist, dass Katholiken und Lutheraner im Flächenland Niedersachsen erfolgreich einen gemeinsamen Religionsunterricht auf den Weg gebracht hätten. Seit nunmehr fünf Jahren wird das Fach in vielen Schulen nicht mehr für die beiden Konfessionen separat ausgerichtet, sondern auf der Grundlage gemeinsamer Schulbücher und konfessionsgemischter Klassen. „Dies ist ein gutes Beispiel dafür wie wir den gesellschaftlichen Herausforderungen in unserer Umgebung begegnen“, unterstrich Manzke.

Laut dem Catholica-Beauftragten der VELKD bildeten regelmäßige Treffen der leitenden Geistlichen der Bistümer Osnabrück und Hildesheim sowie der vier Landeskirchen im Bundesland Niedersachsen eine gute Grundlage für weitere Zusammenarbeit. Bereits seit 15 Jahren finden diese Konsultationen statt und sind „für die Teilnehmenden der Ausgangspunkt für konstruktiven Austausch und gegenseitiges Vertrauen“ geworden.

Die Zusammenarbeit zwischen Lutheranern, Katholiken, anderen Wohlfahrtsorganisationen und den Kommunen vor Ort sei bei diakonischen Fragen „selbstverständlich“, so Manzke. Beispielsweise arbeite man in der Flüchtlingsfrage sehr eng zusammen.

Der Schaumburg-Lippische Bischof zeigte sich erfreut darüber, dass es in seiner Heimatstadt Bückeburg inzwischen gute Tradition geworden sei, das Reformationsfest ökumenisch und mit einer Tauferinnerung zu feiern – trotz bleibender Differenzen in der Auffassung zur Gestalt der Kirche, zum Amt und zum Abendmahl.

Auch sein katholisches Gegenüber Feige verwies für sein Bistum in Ostdeutschland auf gemeinsame Gottesdienste und Empfänge mit Gästen aus Staat und Gesellschaft, bei denen politische und soziale Fragen thematisiert würden.

 

Etwa 60 Prozent der 80,6 Millionen Einwohner der Bundesrepublik Deutschland sind Christen. Davon sind rund 30 Prozent katholisch und 28 Prozent protestantisch. Im Osten Deutschlands, der ehemaligen DDR, gehören weniger als 20 Prozent der Menschen einer Kirche oder anderen Religion an.

11 Mitgliedskirchen des LWB befinden sich in Deutschland; 7 von ihnen haben sich zur VELKD zusammengeschlossen.