Ukraine-Friedensandacht mit Bischöfen aus der Ukraine und Russland

Kuppel des Berliner Doms. Foto: Jutta Engelage

„Gott ist mit den Opfern dieses Kriegs. Er ist bei den leidenden Menschen. Er ist da in der Hölle des Krieges.“

BERLIN, Deutschland/GENF (LWI) – Die beiden Bischöfe der lutherischen Kirchen in der Ukraine und Russland nahmen am 18. März gemeinsam an einem ökumenischen Friedensandacht im Berliner Dom, Deutschland, teil.

Dietrich Brauer, Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, sagte: „Diese Passionszeit hat uns eine ganz neue, erschreckende, bittere Prüfung gebracht. Auf eine schockierende Weise erfahren wir, was es heißt, ohnmächtig und hilflos vor dem Bösen zu stehen.“

In eindringlichen Worten beschreibt er den Krieg: „Am 24. Februar sind wir in einer neuen Realität erwacht, einer Realität voller Dunkelheit und Angst. Vor unseren Augen stehen Krieg, Weinen und Tod. Weinende Kinder, fliehende Menschen, zerstörte Häuser und herumliegende Leichen. Es ist eine Macht, der wir allein kaum widerstehen können, die uns sprachlos macht. Wir sind aber nicht allein. Wir haben einander. Wir können zusammen beten, um Frieden bitten, die Dinge beim Namen nennen, die Wahrheit bezeugen und anderen die Augen öffnen.“

Pavlo Shvarts ist Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine. „Wir haben den Gott, der weder fern noch gleichgültig ist. Er ist da. Er ist mit den Opfern dieses Kriegs. Er ist bei den leidenden Menschen. Er ist da in der Hölle des Krieges. Er weint mit, er geht mit durch das finstere Tal,“ so Shvarts.

„Christus ist am Kreuz hier in unserer Mitte, um uns immer neu zu vergewissern, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Dass uns die Angst nicht für immer stumm macht. Er verheißt uns das Leben, das über alle Mächte des Bösen siegt. Er führt uns zum frischen Wasser der Befreiung und seines Friedens.“

Shvarts Bischofssitz liegt in Charkiw, einer stark umkämpften Stadt im Osten der Ukraine, deren Bevölkerung unter massiven Bombardements russischer Truppen leidet. Der Bischof dankte allen, die dafür eintreten, diesen Krieg zu beenden, die die Menschen in der Ukraine jetzt unterstützen und sie mit offenen Armen empfangen. „Wir sind zu einem gerechten Frieden berufen – bei dem die Opfer gehört und die Täter beim Namen genannt werden. Nur so kann es zu einer echten Versöhnung kommen. Wir setzen unsere Hoffnung auf Gott und bitten ihn darum, dass wir Friedensstifter sein und uns irgendwann versöhnen können. Wir beten dafür, dass wir Christen sein können nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten.“

„Das Gebet für einen gerechten Frieden in einer Kirche, an dem Bischöfe aus lutherischen Kirchen in Russland und der Ukraine teilnehmen, ist ein starkes und mutiges Zeugnis. Es wird dringend gebraucht in dieser schwierigen Zeit, in der unschuldige Menschen getötet werden und mehrere Millionen Menschen auf der Suche nach einem sicheren Ort zum Leben aus ihrer Heimat fliehen müssen“, sagte Ireneusz Lukas, Regionalreferent für Europa beim Lutherischen Weltbund (LWB).

Von LWB/A. Weyermüller