Ukraine: Freude über moderne ukrainische Bibelübersetzung

Ausgaben der modernen ukrainischen Bibelübersetzung. Foto: Ukrainische Bibelgesellschaft

Eine Bibel für die Gesellschaft von heute, ökumenisch erarbeitet

CHARKIW, Ukraine/GENF (LWI) – „Was für eine freudige Nachricht für alle Christinnen und Christen der Ukraine“, jubelt Pawlo Schwarz, Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU). „Wir halten die langerwartete neue Übersetzung der gesamten Bibel ins heutige Ukrainisch in den Händen.“

Im Mai dieses Jahres wurde die neue Übersetzung von der ukrainischen Bibelgesellschaft offiziell vorgestellt. Sie das Ergebnis eines langen Prozesses, der schon 1992 angestoßen worden war, und umfasst eine Übersetzung der kanonischen Bücher des Alten und des Neuen Testaments aus dem Hebräischen und Altgriechischen in ein zeitgenössisches Ukrainisch.

„Martin Luther hat immer die Autorität der Bibel hervorgehoben“, erklärt Schwarz. „Und auch immer unterstrichen, wie wichtig es sei, dass die Bibel in die Alltagssprache der einfachen Leute übersetzt würde.“

„Sprachen verändern sich allerdings ständig“, so der Bischof weiter. „Daher sind von Zeit zu Zeit neue Übersetzungen der Heiligen Schrift notwendig, damit das Wort Gottes auch für die Menschen in unserer modernen Gesellschaft noch klar und verständlich bleibt.“

Die DELKU habe in Bibelstunden und beim persönlichen Bibelstudium bereits gute Erfahrungen mit der neuen Bibelübersetzung gemacht. Nun wurde offiziell beschlossen, sie auch im Gottesdienst und für Bibelzitate auf der Website der Kirche und ihren Auftritten in den sozialen Medien zu nutzen.

Die Veröffentlichung der Bibel sei das Ergebnis „kollektiver Arbeit“ und sie könne daher „mit Recht als ein ökumenisches und überkonfessionelles Produkt“ bezeichnet werden. „Die Übersetzer waren bemüht, eine goldene Mitte zu finden zwischen dem buchstäblichen Begriff des Texts und seiner Anpassung an den ukrainischen literarischen und kulturellen Kontext.“

„Ich bin stolz, dass unsere kleine Kirche zu den Mitgliedern der ukrainischen Bibelgesellschaft gehört und hoffe auf weitere fruchtbare Zusammenarbeit“, so Schwarz. Die ukrainische Bibelgesellschaft wurde 1991 gegründet, zwei Monate bevor das Land seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärte. Heute sind 20 Kirchen in der Bibelgesellschaft zusammengeschlossen, darunter orthodoxe, katholische, lutherische und andere protestantische Kirchen.

Eine der führenden Personen des Übersetzungsprojektes war Rafail Turkonjak, Archimandrit der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Er sei „ein Experte für alte Sprachen“ und „Bibelliebhaber“, der zudem auch hervorragende Kenntnisse der ukrainischen Sprache habe, würdigt Schwarz.

Um allen Interessierten Möglichkeit zu geben, sich einzubringen, hatte die ukrainische Bibelgesellschaft von einzelnen Büchern des Alten Testaments vorläufige Fassungen veröffentlicht und um Anregungen und Verbesserungsvorschläge gebeten. „Das ist eine gute Praxis, die es den Leserinnen und Lesern ermöglicht, sich mit den Texten zu beschäftigen und einen Beitrag zu einer guten Übersetzung zu leisten“, ist Schwarz überzeugt.

Die DELKU ist durch den Bund der Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Russland und anderen Staaten eine Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB).